Links Bremsen

  • Ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht raki!
    Bin zwar kein Physiker/Fahrdynamiker, aber ich probier´s mal:


    Vorausbemerkung:


    1. Die Bremskraft an der Vorderachse ist größer, als die an der Hinterachse. Beim Bremsen geht das Gewicht des Fahrzeuges mehr auf die Vorderachse (Trägheit der Masse).


    2. Bremswirkung findet an allen Rädern statt.


    3. Vortrieb hingegen kann nur über angetriebene Achsen erfolgen.


    Soweit, so gut.


    Jetzt gibt es Situationen, wo man


    a) auf der Vorderachse mehr Druck braucht (z.B. wenn das Auto untersteuert). Mehr Druck
    ergibt mehr Haftung. Um die Drehzahl nicht in den "Keller" fallen zu lassen, verläßt der Gasfuß nicht das Pedal. Ein schnelles Wechseln zwischen Gas/Bremse ist möglich.


    b) hinten mehr Bremswirkung braucht als vorne um das Auto zu "balancieren", (im Prinzip auch ein vorsichtiges Entgegenwirken bei beginnendem Untersteuern) hier muß man gleichzeitig Gas geben, um den Bremskräften entgegenzuwirken. Beim Einlenken in Spitzkehren oder bei Abzweigen braucht man einen sofortigen und starken Impuls, hier wird die Handbremse eingesetzt.


    Besonders effektiv ist Linksbremsen auf Schnee und Schotter für Fronttriebler - wurde auch von den Finnen (Saab 96 !) erfunden - aber auch für Allradfahrzeuge. Praktisch unbedeutend für Hecktriebler, da diese sowieso übersteuernd ausgelegt sind.


    Achtung: Wer es bei modernen VW-Fahrzeugen persönlich probieren will, erlebt einen (kurzen) Schock. Über den Bremslichtschalter gesteuert, nimmt der Motor bei getretener Bremse kein Gas an (sog."E-Gas"). Abhilfe: Linken Fuß auf der Bremse lassen, Gasfuß kurz lösen und nochmals schnell draufsteigen.


    Gruß
    Thomas



    [Edited by Thomas A. on 06.08.2002 at 13:30 GMT]

  • Zitat

    grischan schrieb:
    also das mit vw ist ja wirklich interessant. werd ich dann auf der heimfahrt gleich mal ausprobieren...


    Aber bitte nicht auf der öffentlichen Straße... :D

  • Hallo Rallye Fans,


    hätte da eine Frage wegen "Links Bremsen". Hat es übrhaupt bei einem Auto ohne Turbo, Sinn "liinks-Bremsen" anzuwenden.


    laut meinem wissenstand hat sich das Lnksbremsen entwickelt um bei turbo Autos das "Turbo-Loch" zu vermeiden.


    Vor allem interessiert mich das für einen Frontriebler.


    Danke


    mfG jjracing

  • Hi,


    bei einem Fronttriebler bewirkt Linksbremsen bei gleichzeitigem Gasgeben ungefähr das selbe wie Handbremse ziehen.


    An der Vorderachse hebt sich Gas und Bremse in etwa auf, hinten wird gebremst. Ein eventuell vorhandenes Sperrdifferenzial dürfte darüberhinaus etwas mehr Sperrwirkung aufbauen.


    Manche Fahrer nutzen die Linksbremserei, um das Auto am Untersteuern zu hindern, bzw. das Heck etwas "kommen zu lassen".


    Wenn man es gut übt ist es vielleicht sauberer zu beherrschen als die Handbremse. Man kann die Hände da lassen, wo sie hingehören. Der Motor bleibt auf Zug und ist sofort wieder da, wenn die Bremse gelöst wird. Dieser Effekt ist natürlich bei Turbo-Motoren noch ausgeprägter, wie schon Anfangs erwähnt.


    Ich persönlich kriege das aber nicht so sauber dosiert, und mach mir da eher einen Knoten in die Beine... Man müsste das schon tagelang üben. Wenn ichs mal auf einem Parkplatz probiere habe ich nachher immer den Eindruck: "Geil, aber im Ernstfall lasse ich das lieber bleiben..."


    Gruss Jo


  • Hättest du etwas Zeit investiert den Beitrag zu lesen wäre die Frage überflüssig gewesen...

  • Hättest du etwas Zeit investiert den Beitrag zu lesen wäre die Frage überflüssig gewesen...


    ja nur dass nicht alles so 100% richtig ist...


    Sondern die antwort das es bei eionem Fronttriebler ein wenig einer Diffsperre gleicht ist eher richtiger..


    Und nochmals entschuldigung Herr Forum Inspektor.

  • Um die Drehzahl nicht in den "Keller" fallen zu lassen, verläßt der Gasfuß nicht das Pedal. Ein schnelles Wechseln zwischen Gas/Bremse ist möglich.


    b]


    AHA und nur weil ich links bremse und rechts dennoch aufn gas bleib fällt die Drehzahl nicht??n :rolleyes:

  • ja nur dass nicht alles so 100% richtig ist...


    Sondern die antwort das es bei eionem Fronttriebler ein wenig einer Diffsperre gleicht ist eher richtiger..


    Und nochmals entschuldigung Herr Forum Inspektor.


    Hi JJ,


    ne, übertreib die Interpretation nicht. Ohne ein zumindest teilgesperrtes Diff ist DER Effekt eher Null. Der Haupteffekt der Linksbremserei bei einem Nichtallradler ist und bleibt nunmal, dass an einer Achse sich Antrieb und Bremskräfte neutralisieren, und an der anderen nicht.


    Mit der Drehzahl hast du Recht, solange eingekuppelt bleibt, entspricht die Motordrehzahl eher der Fahrgeschwindigkeit im aktuellen Gang, und nicht der Gaspedalstellung (Von ganz extremen Fahrzuständen mal abgesehen).


    Da hat der Thomas sich ein bisschen vergallopiert. Aber der Motor bleibt eben "am Gas". Die Leistung steht an, und ist sofort nutzbar, sobald die Bremse gelupft wird. Ohne jede Ansprechverzögerung.


    Gruss Jo

  • Das Linksbremsen hat seinen Ursprung beim Frontantriebsfahrzeugen mit Sperre und ordentlicher Motorleistung plus Bremskraftverstellung, und hauptsächlich auf losem oder rutschigem Untergrund.
    Es wurde im Grunde von den Finnen; Schweden usw. perfekt eingesetzt.
    In den frühen Turbo-Audi Zeiten wurde es zusätzlich bewußt eingesetzt, um möglichst dem Turboloch entgegenzuwirken, weil bei einem Abgasturbolader die Drehzahl des Turbos beim Gas wegnehmen sinkt, und er beim erneuten Gas geben erst wieder über das Abgas sene Drehzahl und somit seinen Druck aufbauen muß, damit der Motor wieder seine volle Leistung entwickelt.
    Nicht umsonst hatte sich der Walter 1984 vor der Monte neben den Blomquist gesetzt, um sich in die Geheimnisse des Linksbremsen einweihen zu lassen.

    Einmal editiert, zuletzt von Jocki ()

  • Also wirkt es sich bei "Saugern" nicht wirklich sehr aus. Dennoch habe ich das Gefühl vorallem bei schnellem Bergauf Kurven mit ein wenig links Bremsen schneller zu sein.

  • Zitat

    Also wirkt es sich bei "Saugern" nicht wirklich sehr aus. Dennoch habe ich das Gefühl vorallem bei schnellem Bergauf Kurven mit ein wenig links Bremsen schneller zu sein.


    Das liegt daran das der Motor sein max.Drehmoment nur bei einer bestimmten Drehzahl freigeben kann. Also sprich wenn du denn Motor ein bisschen bei Drehzahl hälst kann er seine Kraft schneller wiedergeben.



    z.B. beim Ford Focus RS: max.Drehmoment 440 Nm bei 2300 U/min
    oder Mitsubishi lancer evo X: max.Drehmoment 366 Nm bei 3500 U/min

    Walter Röhrl: "Übersteuern ist wenn der Beifahrer Angst hat, Untersteuern wenn ich Angst habe"

  • Das liegt daran das der Motor sein max.Drehmoment nur bei einer bestimmten Drehzahl freigeben kann. Also sprich wenn du denn Motor ein bisschen bei Drehzahl hälst kann er seine Kraft schneller wiedergeben.


    Ja aber die Drehzahl sinkt ja auch dann wenn ich "LinksBremse".

  • Ein Aspekt wurde noch nicht angesprochen: durch das Linksbremsen kommt es zu einer Achlastverlagerung auf die Vorderachse, also mehr Gripp vorne und ein leichtes Heck. Führt zu besserem Einlenken. Mit viel Übung bekommt den gleiche Effekt, wie mit der Handbremse. Wie oben gesagt, aber besser dosierbar, und beide Hände am Lenkrad.
    Geht auch ohne Sperre, bzw. hat dann auch etwas Sperrwirkung, weil das kurveninnere Rad weniger Bremsleistung übertragen kann, da weniger Gripp.
    Erfunden von den Nordmännern, lange bevor es Turbos gab, zu Zeiten der ollen Saabs, mit Freilauf.

  • Mir kommt es so vor als wiederholt man hier alles was bereits 2002 unter #2 von rallyetom recht anschaulich und leicht verständlich erklärt wurde. :confused:

  • Mir kommt es so vor als wiederholt man hier alles was bereits 2002 unter #2 von rallyetom recht anschaulich und leicht verständlich erklärt wurde. :confused:


    vom Ansatz ok, der übliche Spruch in Foren: schon mal die Suche benutzt?


    Aber, hat da rallyetom nicht alle Aspekte betrachtet, oder betrachten können. So gibt es Allradautos, am besten mit Turbo, da nützt die Handbremse in Spitzkehren gar nichts, wenn z.B. eine Mitteldiffsperre verbaut ist. Da würde die arme Handbremse ( die serienmässige, keine hydraulische FlyOff ) versuche alle Räder zubremsen. Geschicktes Anstellen in Verbindung mit beherztem Links Bremsen ergibt einen nette Effekt.


    Klar werden bei Eröffnung neuer Freds zu bekannten Themen häuffig die Basics nochmal durchgenommen, genau wie in der Schule, neue Stunde im Fach XXX und die süsse Lehrerin thematisiert nochmal die letzten 10 Minuten der letzten Stunde.


    Und da soll es auch Leute geben, die jeden Montag im Job neu angelernt werden müssen :)


    Leben ist halt ständiges lernen, und das beinhaltet auch Wiederholungen = üben.


    rallyetom hatte auch die Saab 96 ( also die alten 2-Tackter ) angesprochen, aber nicht die Freilaufnaben, da ist es vorteilhaft ständig Zug an der Kette zuhaben, sonst bricht der Gasstrom im Motor zusammen.


  • ...
    rallyetom hatte auch die Saab 96 ( also die alten 2-Tackter ) angesprochen, aber nicht die Freilaufnaben, da ist es vorteilhaft ständig Zug an der Kette zuhaben, sonst bricht der Gasstrom im Motor zusammen.


    Moin,


    bei denen würde dann auch gelten, dass der Motor auf Drehzahl bleibt, wenn man gleichzeitig zum Bremsen Gas gibt. Freiläufe sind aber heut "sehr unüblich" geworden... Wobei ich aber auch annehme, dass bei Rallyeeinsätzen diese Freiläufe blockiert (oder entfernt) wurden, denn beim Schnellfahren würden sie ja eher stören.


    Ich gebe dir Recht, das Thema ist bei weitem nicht erschöpfend behandelt, denn es ist erstaunlich komplex...


    Die Mittendiffs bei Allradlern sind da auch noch komplizierter. Erstmal wäre es ja egal, ob du die normale Handbremse benutzt, oder eine zusätzliche Hydraulische. Ein (teil)gesperrtes Mitteldiff hält dageben und überträgt die Bremskraft mit nach vorn.


    Aber es gibt Diffs, die bei Betätigung der Handbremse öffnen... Wie genau weiss ich nicht, aber es wäre naheliegend, den Hydraulikdruck der Handbremse gleich zur Steuerung zu nutzen.


    Gruss Jo


    PS, es gibt noch eine weitere Form des Linksbremsen... Wenn man ein Getriebe hat, wo man zum Schalten keine Kupplung braucht, dann kann man sich auch angewöhnen, mit dem linken Fuss zu bremsen. So wie im Kart.


    Der Vorteil ist klar, man verliert keine Zeit beim Pedalwechsel. Da braucht man noch nichtmal gleichzeitig auf Gas und Bremse zu stehen. Es ist dann einfach nur "Bremsen mit einem anderen Fuß", ohne weiteren fahrdynamischen Effekt.


    PPS, was Tom sagte, dass auch bei Hecktriebler durch Linksbremsen das Untersteuern gemindert würde, halte ich für falsch. Im Gegenteil, die Vorderräder erhalten Bremskräfte, wodurch die Möglichkeit der Reifen sinkt, Seitenführungskräfte zu übertragen. Die Hinterachse bleibt neutral, weil sich Bremse und Gas egalisieren. Ein Hecktriebler wird durch Linksbremsen eher über die Vorderachse rutschen... Wobei wahrscheinlich noch viel auf die Bremsbalance und auf das Verhältnis Gas zu Bremse ankommt.

  • Hallo Jo,
    glaub mir auch beim Hecktriebler funktioniert das Linksbremsen!!!
    mußt halt üben,üben,üben.......
    oder kommst vorbei dann bekommst du eine Lektion.


    P.S.: qualmt dein Dieselross immer noch so?
    Grüße

  • Die Idee hinter der VW EDS (elek. Diff-Sperre) ist das, was mein Vater schon viele Jahre (fuhr Rallye auf Mini in den 60ern) mit Linksbremsen erreicht hat - nämlich durch das Linksbremsen dem Differential vorzugaukeln beide Räder hätten "vollen" Grip, trotz Schnee oder Eis.


    Das hat meiner Erfahrung nach zwei Effekte; zum einen bleibt das Auto beim Bremsen kontrollierbarer (von der überbremsenden Hinterachse natürlich abgesehen), da beim Anbremsen verhindert wird, dass ein Rad einfach mal so stehen bleibt, geht auf Schnee ja ziemlich schnell. Und wenn man auch in die Kurve rein bzw. in der Kurve noch auf der Bremse bleibt geht's da auch ganz anders vorwärts - logisch, wenn die Kraft eher 50:50 auf beide Räder verteilt wird.


    Nur nochmal zur Sicherheit, ich rede hier von Erfahrungen mit einem Fronttriebler mit Serien-Diff und bei extrem rutschigen Bedingungen.


    Grüsse,


    Sergio

    Einmal editiert, zuletzt von sergo ()

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