RALLYE MONTE-CARLO 1997

  • RALLYE MONTE-CARLO 1997 ----VERDAMMT LANG HER


    Wenn gerade jetzt das "MONTE"- Fieber hochschwappt, dann kommen brutal viele Erinnerungen hoch .


    Besonders an Janina und Regine, die ihre Pokale und Blumensträuße bei der Siegerehrung vor dem Fürst enpalast fast nicht tragen konnten.


    Sicherlich wird Janina von " oben" dem heutigen Treiben zuschauen.




    Ich könnte die damalige Monte 1997 für euch noch einmal Revue passieren lassen aus der Sicht eines 4-Auto-Suzuki-Teams, dass aus einer sehr zusammengewürfelten Truppe fast das Maximale erreichte.
    3 Autos imZiel.


    Interesse?.....dann lege ich in dieser Rubrik ab morgen los.



    Aloha He


    Frank

  • Ja, bitte unbedingt! Und bitte auch Bilder nicht vergessen!


    Hallo,


    ich dachte schon es interessiert nicht. Ja,dann geht's etappenweise los.


    Allerdings,das mit den Bildern geht zur Zeit nicht. Habe hier auch nur ein Tablet, was mich zum Wahnsinn treibt.Nein,ich sitze nicht im Knast, bin aber noch so gut 3 Wochen "fern der Heimat" matt gesetzt.


    Achtung ! Unsere Rallye Monte-Carlo 1997 hatte es echt in sich.
    Deshalb werde ich oft auf die Nennung von Namen verzichten.
    Auch die zeitliche Abfolge ist nicht unbedingt exakt korrekt.Ich lasse später aber unseren Super-Co (nennen wir ihn SUEW-Andreas) korrekturlesen.


    Vielleicht bekommt ja ein Leser Bock und startet 2018 mit uns bei der Monte 2018.




    So, nun beginnt die Zeitreise 20 Jahre zurück ins Jahr 1997.
    Rallyes wurden oft noch eher Erlebnis-orientiert , als Ergebnis-orientiert bestritten.
    Spass und Halli-Galli waren so wichtig, wie Apres-Ski beim Skifahrn.


    Dieser tierische Spass kam uns nie abhanden.Obwohl, am ersten Tag hat es praktisch immer "geraucht".


    In der Folge der Tage wurde die immer wild zusammengewürfelte Truppe richtig gut und ein Team.


    1997 ging schon gut los.
    Gleich beim Training ca. 14 Tage vor der Monte stand ein Nissan - oder war es ein Mitsu-Gelaendewagen auf der Ideallinie und damit dem Baleno-Vorfuehr-Trainings-Wagen voll im Weg.
    Unsere Versicherung durfte mal eben 2 Totalschaden abrechnen.


    Florian+Andreas erlebten dagegen einen halben Weltuntergang beim Training um den Jahreswechsel
    1996 / 1997. Am Turini hatte Frau Holle enorme Mengen an Neuschnee abgeladen. Ein Erdrutsch
    führte schließlich dazu, dass das hessisch/pfälzer Suzuki- Team am Turini festsaß. Ein Holländer rettete
    die beiden. Eigentlich war der Flachländer gerade am Auswandern und sein Zimmer war halb renoviert
    aber leer und kahl wie eine Gefängniszelle in Stadelheim. Hurtig wurden 2 Feldbetten aufgestellt und
    die beiden mutigen Privatfahrer erlebten dankbar und zufrieden eine wohlige Nachtruhe auf dem harten Gestell.


    Es blieb allerdings nicht bei diesen " kleinen" Episoden. Denn Team 2, eine ebenfalls äusserst charmante ( bulgarische) Fahrerin putzte einen weiteren japanischen Riesenwagen(heute:SUV) weg , bzw. schoss ihm gleich am ersten Tag der Rallye die Vorderachse unter dem Fahrgestell weg.


    Das hatte (indirekt) einen Besuch hinter "französischen Gardinen" zur Folge. Wir haben uns schlappgelacht, bis wir wussten,das das mit den frz.Gardinen kein joke war und uns nun schlagartig ein Teammitglied fehlte.


    Der Überbringer der pikanten Information war der froehlichste Eisspion Europas,der immer mit einer weissen, deutschen Knueppel-Salami anreiste und der 2016 mit seinem Piloten die DS3-Trophy gewann.


    Was es mit der Salami auf sich hat, erfahrt ihr möglicherweise schon morgen....


    Aloha he


    Frank

    5 Mal editiert, zuletzt von Frank E. ()

  • Die Salamitaktik.


    Bei der Monte 1997 und früher starteten unsere Autos noch in Bad Homburg.
    Nach dem Start kurvten die Teilnehmer ca. 24 Stunden kreuz und quer OHNE Wertungspruefungen durch Westeuropa bis nach MONACO.


    Wir liessen einen "Eiswagen" in der Nähe des Homburger Startplatzes warten. Dieser Eiswagen
    war ein schwarz-weisser Swift GTI mit Käfig .So hätte er auch als Ersatzteilspender dienen können.
    Hinter diesem Auto versammelten sich unsereTeams und ballerten gemeinsam durch die Nacht. Auf diese Weise konnten die 4 Beifahrer Monaco praktisch entgegenschlummern...


    Der "Eiswagen" war in dieser Phase also so etwas wie ein Leithammel und excellent besetzt
    mit zwei Topp-Schraubern und aktiven Rallye/Rennfahrern. Im weiteren Verlauf kam es zu den hinlänglich bekannten Staus, ausgelöst von total durchgedrehten Fans.


    Wenn es richtig arg wurde, sprang der Co im Leithammelwagen aus dem Suzuki, hechelte einige Meter
    bis zur verstopften Kreuzung. Im Hauptberuf war er im Raum Hannover zuständig für Recht und Ordnung. Vor dem Aussteigen griff er im Suzuki beherzt nach hinten . Er griff sich eine weiss eingefärbte, superleckere Edelsalami. Eine Salami taugt zum Verzehr und zu anderen respekteinflößenden Dingen. Auf alle Fälle hatten die Franzmänner und Frauen mächtig Respekt,als unser Rallye-fahrende Beamter auf der Kreuzung (oder auch Kreisverkehr) mit diesem Wurstknüppel auftauchte. Fesch im Schrauberkombi ließ er die Salami kreisen. Gelernt ist eben gelernt.


    Wie von Geisterhand tat sich eine Lücke auf. Diese schloss sich erst wieder, nachdem alle 4 identisch
    lackierten weiß-schwarzen GTI's durchgetauscht waren.Ein tolles Bild .Welches Werksteam kann schon 4 gleich auffällig lackierte Einsatzwagen vorweisen?


    Gut war die Salami auch, wenn es darum ging, einfach mal links an einer Schlange vorbeizuziehen.
    Man konnte links fahrend dem in der rechten Schlange stehenden Franzosen den Wunsch einscheren
    zu wollen , plastisch "vertellen", indem man den Knüppel rhythmisch gegen das Fahrertür -Fenster
    donnerte. tock. tock. tock


    Einmal ging es schief. Die Besatzung im Leithammel-Suzuki GTI hatte die Plätze getauscht. Der "Bulle" sass nun am Steuer und der Chefschrauber schwang stattdessen die Salami vom Beifahrersitz aus...


    Leider war die Fensterscheibe vom Nebenmann voll geöffnet. Ob dem armen Fahrzeuglenker ein Feilchen erblüte, ist nicht überliefert. Die Suzukis mussten weiter....Andreas meldet sich gerade und meint, das die Salami schon 1996 um Einsatz kam. 1997 war die leckere Wurst schon längst verspeist. So kann man sich irren.


    Das Konvoi-Kozept wurde mehrmals perfekt praktiziert bis es vorbei war mit der Sternfahrt.


    Demnächst die Fortsetzung:
    - nächtelange Vorbereitungen
    -werden die Nennungen angenommen?
    - wie kamen wir zu einer bulgarischen Fahrerin?
    - beim Training am Turini eingeschlossen


    ÜBRIGENS: Es waren 2o deutsche Teams bei der Monte 1997 am Start:


    Nittel. ---------------------------------------------------Thörner
    Schwarz------------------------------------------------Giraudet
    Holderied----------------------------------------------Francois
    Kremer---ja der Armin 2017 !----------------Beling
    Gassner------------------------------------------------Schrankl
    D.Depping---------------------------------------------Hawranke
    J.Depping----------------------------------------------Rausch
    Bosse----------------------------------------------------von Skopnik
    Schöffler-----------------------------------------------?
    Kreutz----------------------------------------------------Kirberg
    Schmidt--------------------------------------------------Schwalie
    Kühlewein-----------------------------------------------Ruhl
    Schröder-------------------------------------------------Ihlobe
    Brunken--------------------------------------------------Schuh
    Praschma-----------------------------------------------Lohaus
    Ammelounx--------------------------------------------Greifenstein
    Kling-------------------------------------------------------Neidhofer
    Rotter-----------------------------------------------------Makowski
    Göttig-----------------------------------------------------Krings
    Ihle---------------------------------------------------------Putze
    plus eine Bulgarin in einem Suzuki mit Hannover-Kennzeichen

    4 Mal editiert, zuletzt von Frank E. ()

  • .....ich würd' ja weiterschreiben wollen, habe nur zur Zeit hier leider nicht die technischen Voraussetzungen.


    Aus Bad Eilsen grüßt


    Frank

  • Wie kommst du mit einem 1300er-Auto ueberhaupt an einen Startplatz bei der Rallye Monte- Carlo ? ?


    Gleich der erste Versuch 1990 ging voll in die Hose. Ralf und Karin sollten den Suzuki Swift AA fahren.
    Eigentlich waren die Voraussetzungen perfekt. Ralf hatte schon den Suzuki-Cup gewonnen, konnte also schon Erfolge nachweisen.Sogar Sponsoren waren gefunden...


    Die Absagen verschickt der AC MONACO immer total früh, so um den10. Januar herum, also wenige Tage vor dem Start....


    Beginnen mit der Planung mussten wir seeeeehr früh. Im November wurde das Wörterbuch rausgekramt und das Fax-Geraet angeschlossen. Mit Hilfe des Michelin Reisefuehrers wurden
    eine Vielzahl von günstigen Hotels angeschrieben.


    Dann begann das erste grosse Warten. Und tatsächlich kleckerten die Angebote aus dem Fax.


    Scheinbar machte es Eindruck, wenn unser Suzuki-Team Germany sich bei den kleinen Hotels meldete.
    Jedenfalls war das alles wie eine grosse Wundertuete, aber wiederum auch total toll. Nie wurden wir
    enttäuscht. Ausser ein Mal in Sisteron. Da glaubte ich , Ueberschuss- Betten zu haben und gab ein Zimmer weiter an Redakteure der Zeitschrift " rallye-racing". Hätte ich besser nicht tun sollen....


    Leider hatte die Herberge völlig ueberbucht und es spielten sich Herzzerreissende Szenen ab.
    Aber auch das Problem erledigte sich auf ungewöhnliche Art und Weise-- völlig normal also.


    Die Hotelbuchungen weit vor der eigentlichen Startzusage mussten sein. Wir buchten einen Grundstock
    an Betten per Fax für die voraussichtlichen Besatzungen der Eisautos, Servicewagen und Teilnehmerwagen.


    Und jeder musste zusaetzlich einen Schlafsack dabei haben um in Notfällen flexibel zu sein.


    Die größere Herausforderung war jedoch, dass wir alle Planungen Mitte Dezember fertig haben mussten.


    Warum ? ?


    Aehnlich wie 2017 in Bezug auf KFP etc. arbeitete auch in den 90er-Jahren (fast) kein Mensch vom 15.12. bis 7.1.


    Hattest Du vor Weihnachten nicht die Fahrerlizenzen, die Reifen, Ersatzteile etc.etc. klargemacht,dann hattest du sie auch zur Monte nicht.


    War Weihnachten alles erledigt, dann begann das grosse Zittern und Warten. Werden wir ueberhaupt angenommen ? Wie oben beschrieben war beim ersten geplanten Start alle Maloche umsonst und
    wir mussten die Hotelbuchungen irgendwie loswerden, was auch klappte.


    Aus Schaden wird man (meistens) klug. So haben wir 1997 alle 4 Nennungen zusammengetackert inkl. einem einzigen Nenngeldscheck. Die Monegassen konnten sich also über legen, ob sie 2 Damenteams haben wollten. Wenn ja, dann mussten sie die Kerle auch "schlucken".


    Und so sah unser " Fuhrpark" 1997 aus:


    4 Suzuki-Swift 1,3 GTI - Gr.N.....teilweise aber in Gruppe A genannt
    2 Servicewagen Ducato und Hyundai H 100
    1 Servicewagen Mercedes Sprinter-Vorläufer (extra Sprinter-Story folgt)
    4 Eiswagen, die aber auch Notservice machen konnten
    1 Ford Nugget als Mädchen für alles , besetzt u.a.mit Janina's Vater
    1 Vitara - "Pressewagen" besetzt mit einem deutschen Zeitungsredakteur und ein Journalist aus Bulgarien . Unsere Fahrerin hatte in Bulgarien einen Status etwa wie Nico Rosberg in Deutschland,evtl.
    eher noch etwas hoeher. Außerdem hatte der ADAC einen Pressesprecher mitgeschickt.
    Wenn man durchgezählt hatte,dann waren es etwa 30 Personen im Team plus Vater und Schwester
    von Gergana.


    WIE KAMEN WIR ZU EINER BULGARISCHEN FAHRERIN ?


    Hier hat der DSK und Winfried Matter grossen Anteil. Der DSK hatte beim 24-Stunden-Rennen zusammen mit Castrol den "EASTERN-CUP" ausgeschrieben und die besten Fahrer aus 12 Ostblock-Staaten zum 24h-Rennen eingeladen und auf 12 Rennwagen verteilt.


    Unser Polizist (der mit der weissen Salami - siehe oben) war als erster am Ring und sollte ,wie es
    zuerst hieß, einen schnellen Russen in unserm Suzuki-Team willkommen heissen.


    Er war bass erstaunt, als ihn ein langhaarigen Wesen aus tief-schwarzen Augen anstrahlte.
    Es war kein Russe und augenscheinlich auch kein Mann.
    Vor ihm stand Gergana aus Burgas mit ihrer kompletten Familie inkl. Vater Stoyan (bulg.Meister)
    Wir glaubten es sei Costa Cordalis, so gewaltig war seine Haarpracht...
    Der Hit war,dass Gergana mit dem langsamsten Auto ( Suzuki 1,3) sogar den "Ost"- Cup beim 24H- Rennen gewonnen hat.


    Schnell fiel die Entscheidung, mit Gergana und der 17-jährigen Janina bei der Monte 1997 zu starten.


    Diese Entscheidung war nicht unkompliziert.


    Janina z.B.hatte noch keinen richtigen Führerschein und noch keine I-Lizenz. Sie musste nach ihrem Geburtstag Mitte September noch so "Klopfer" wie die 3-Staedte-Rallye fahren, die damals noch eine richtig geile Rallye war.


    Dort fuhr auch Gergana erstmals den Suzuki. Bei ihr mussten wir eine andere Hürde überwinden.
    Gergana kam nur mit einem Visum aus dem Land. Das wäre eine eigene spannende Geschichte...



    ....demnächst geht es weiter und endlich auch auf die Startrampe in Bad Homburg. Versprochen.


    Bis es so weit war,sind noch unglaubliche Dinge geschehen...



    Aus Bad Eilsen gruesst


    Frank

    4 Mal editiert, zuletzt von Frank E. ()

  • AUF NACH BAD HOMBURG !


    Man muss wissen, dass der erste Höhepunkt die Fahrerparty am Vorabend des Starts war.
    Die war äußerst beliebt bei den Teams . Sagt man . Selbst davon überzeugen konnte sich der Verfasser dieser Zeilen jedoch nie.


    Der Grund : Bis zur letzten Sekunde wurde in Hannover verpackt, gerödelt und eingepackt was ging.


    1997 war eine ganz besondere Herausforderung. Irgendwann bimmelte in Hannover das Telefon.
    Am anderen Ende ein total aufgelöster Berliner Tonfall." Dat jibt et nich. De Motor is hinne..."
    Der von Berlin aus anreisende Service-Sprinter des Berliner Teams war irgendwo in den Kasseler Bergen kollabiert !


    Mein Rat: den Rallye-Suzuki vom Anhänger abladen und auf der Autobahn die fehlenden knapp
    200km fahren. Gesagt, getan und wir hatten ab da nur noch 2,25 Servicewagen.


    KURZE ZEIT SPÄTER DIE NÄCHSTE "BOMBE" :


    Der Motor des Berliner Rallye-Suzuki-Swift GTI gab auch noch den Geist auf ! Sabotage, oda watt ??


    Jetzt hatten wir unsere erste riesen Herausforderung . Diese Unwegbarkeiten waren es, die wir soooo lieben und die diese Art von Rallye für "arme" Privatteams so einmalig macht. Wir hatten nur ein Ziel: Die Autos sollten -egal wie - einfach(?) nur ins Ziel der "Monte" . Aus diesem Grund ist der Verfasser dieser Zeilen die "Monte" nie selbst gefahren. Die Bewältigung dieser Hindernisse war viiiel spannender als selbst am Lenkrad zu drehen.


    Nur, wo bekommt man Stunden vor dem Start einen Suzuki GTI-Motor her ??????????????


    Ein Geistesblitz brachte fast die Rettung: auf dem Hof in Hannover stand ein gebrauchter SwIft GTI.
    Rotes Kennzeichen drangebämmselt und mit Karacho auf nach Bad Homburg in die Tiefgarage
    des Hotels am dortigen Kurpark.


    Im Untergeschoss wurde die Transplantation schon vorbereitet. Knisternd erreichte der stinknormale
    Gebrauchtwagen die "Schraubertruppe" in der Tiefgarage. Ratz-fatz wurde der Motor-Tausch bewerkstelligt. Es war zeitlich arg knapp. Aber als der Motor gleich beim ersten Versuch "losbellte" ,
    da war die Rallyewelt für's erste wieder in Ordnung. Der Start über die Rampe konnte kommen.


    Eigentlich dürfte jetzt nix Schlimmes mehr bei der " Monte 1997 " passieren.


    D E N K S T E !


    Fortsetzung folgt.....

  • START BEI EINBRECHENDER DUNKELHEIT IN BAD HOMBURG
    Etwa 20 deutsche Teams sind dabei!


    Die 4 Suzuki-GTI rotten sich mit einem Suzuki-GTI-Eiswagen am Stadtrand von Bad Homburg zusammen und sparen so im Konvoi Kraft. Durch die Nacht geht es zielstrebig Richtung Süden - lediglich unterbrochen von einigen Durchfahrtkontrollen.


    UND WAS MACHEN DIE SERVICEWAGEN UND WEITEREN "EISWAGEN" ?


    Jedes Team-Fahrzeug , egal ob "Service" oder " Eis" , war mit erfahrenen Rallyefahrern besetzt .
    Und wenn sie noch nicht sooo erfahren waren, so waren sie es nach der Rallye "MONTE-CARLO"
    auf alle Fälle.


    In jedem Fahrzeug gab es die guten alten Michelin-Karten im 100.000er oder 200.000er Maßstab.
    In diese Karten wurde von den Beifahrern die gesamte Strecke eingezeichnet inkl. der Service-Verbotszonen.


    Außerdem gab es in jedem Auto einen "Geldsack" (ähnlich Dagobert Duck). Der Inhalt: ein relativ knapp gemessener Bargeldbetrag in franc für Maut und Benzin.


    Das war's. Ach ja, ein Zeitplan war auch noch beigefügt .....


    Den Rest mussten die Fahrzeuginsassen selbst (!) und eigenverantwortlich allein organisieren.
    Smartphone und Co, kannte man 1997 noch nicht - war wohl auch noch nicht erfunden.
    Selbst Handys funktionierten höchstens zu 25%. Dafür gab es relativ starke Funkgeräte in den
    Autos. Das reichte für 5 - 15 Km. Und die "Monte" war 1997 ja noch eine weiterziehende Karawane .
    Nix zentraler Serviceplatz und andere Weicheier-Dinge....


    Wie auch immer , so erreichten nun alle Autos gut gelaunt Monaco . Und auch in den kommenden Tagen kamen unsere selbstständigen "Rallye-Subunternehmer" bestens klar.


    Die Eisspione mussten selbst entscheiden, wann sie auf ihre WPs starten. Der Verfasser dieser
    Zeilen ist meistens schon vor Mitternacht auf dem Beifahrersitz hockend losgeorgelt.


    Statt direkt zur WP wurde erst das frz. Nachtleben genossen. In Valence z.B. gab/gibt es ein Lokal, wo wir am Thekenende schon so etwas wie einen Stammplatz hatten, direkt neben der Jägermeister-Abfüllanlage.
    Meinem Fahrer fielen fast die Augen aus dem Kopf. Am anderen Ende der Theke kontrollierten sich die Französinnen gegenseitig den perfekten Sitz , der in Mode gekommenen "Mogelpackungen". WonderBra, oder so ähnlich hieß damals der neueste Mode-Schrei. "Silicon-Möpse" waren wohl auch noch nicht erfunden. So wurde von unten gedrückt und gezupft, bis die hervorstechenden weiblichen Merkmale perfekt und 2-3 Größen dicker erschienen.


    Abkühlung brachte dann der nächtliche Ritt hin zu den WPs in der Ardeche oder Seealpen oder anderswo.
    Dazu muss man wissen, das es für " Private" keine extra Berechtigung zum späten Befahren der
    WPs gab. Wir mussten also früh genug fertig sein mit unseren "Eisnoten" , um unsere 2-3 WPs unseren Teams pünktlich übergeben zu können.
    Dazu mußten Aufschriebkopien mit den aktuellen Schnee-Bemerkungen versehen werden.


    Diese Schriebe brachten eine enorme (Selbst-) Sicherheit. So hatten Florian+Andreas schon
    nach kurzer Zeit den ein- oder anderen Teilnehmer auf der WP überholt. Leider liefen sie dann
    in ausgefahrener Matschepampe-Spur auf ein weiteres Auto auf. Das Auto war : weiß-schwarz...
    Am Steuer Gergana, die wie eine Löwin mit den Tücken der Strecke kämpfte , aber ein Überholen
    unmöglich machte.


    So ist das. Du willst eigentlich nur vorsichtig ins Ziel und dann kommt unbemerkt der
    Kokain-Effekt : Du fährst dich in eine Art Rallye-Rausch und wirst zum Tier. So auch Florian, der aber doch Gentleman blieb und das bulgarische Mädel ruhig weiterfahren ließ.


    Das mit dem Rausch gilt aber auch irgendwie für alle anderen im Team. Der Schornsteinfeger schraubt plötzlich als Service-Mechaniker weit über sich hinaus und liefert eine perfekte Arbeit ab, die absolut nicht zum Berufsbild eines Schornsteinfegers passt.


    Aber auch sonst befinden sich alle 30 Leute irgendwie im Rausch. In einem schönen Rausch.


    MANCHMAL LIEGEN ABER AUCH DIE NERVEN BLANK !


    Mehr in den nächsten Tagen.....

  • Klasse geschrieben, FB. Über einige Zeilen musste vermutlich nicht nur ich schmunzeln ;)
    Mach' weiter so und gute Erholung!

  • Die Sternfahrt von Bad Homburg endete 1997 in Monaco. Eigentlich ein Blödsinn, denn
    nach dem Restart zur "richtigen" Monte über eine akurate Startrampe ging es dann wieder
    Richtung Norden bis Valence.


    DIE NÄCHSTEN 24 STUNDEN HATTEN ES IN SICH.
    Es sollte alles Bisherige nochmals getoppt werden.


    Was bei uns im Team ganz klar fehlte, das war ein richtig guter Hellseher für Wetterbedingungen etc.


    Die erste WP startete bei Start/Ziel des Monaco Grand Prix (Formel 1).Nach dem Start ging es
    bananenförmig lang rechts Richtung Saint Devot. Eine Schikanenanlage sorgte dafür, dass die Rallyeautos rechts zwei bergab kurvten und nach ca. 5om an einem Restaurant eine Kehre rechts durcheilen mußten Richtung Schwimmbad von Monaco, also wieder auf der original Formel-eins-Strecke vorbei an Rascasse(?) zwei mal rechts zwei in Richtung Ziel.


    Da die Servicewagen irgendwie auch ihre selbst geplanten Servicepunkte erreichten mussten,
    mussten die Autos schon im Stadtpark auf den korrekten Reifen stehen.Keiner konnte beurteilen,
    welche Reifen die richtigen sein würden, denn es war Regen angesagt. In der Zwischenzeit machten
    sich die Servicewagen auf ihren beschwerlichen Weg Richtung Paris...


    So standen unsere Wagen mit einer wilden Mischung an montierten Reifen am Start derWP 1.
    Aus der Erinnerung meine ich noch eine tatsächlich nasse Piste ganz hinten in der allerletzten Gehirnecke
    gefunden zu haben.


    Alles ging eigentlich gut los. Die WP war zum Warmwerden trotz Nässe chon ideal. Alle Autos kamen heil
    ins Ziel. Nur Gergana hatte die Schikane irgendwie abgeräumt, was der Plastikfront des Suzuki
    nicht viel ausmachte. Plopp-Beule - plopp - Beule wieder wech....


    Es wäre alles wohl nicht weiter schlimm gewesen, wenn ein heimlicher(?) Verehrer nicht unbedingt
    am Ziel unter die Motorhaube geschaut hätte. Nix kaputt !


    Von wegen nix kaputt. Als sich der Suzuki später erstmals der 100km/h - Marke näherte,
    tat es einen riesen Schlag. Gleichzeitig war die Sicht nach vorn gleich null...


    Tja, der freundliche Verehrer in Monaco hatte leider die Hauben-Verriegelung nicht verschlossen.


    Wie das Problem gelöst wurde, kann ich nicht genau sagen. Jeder Teamwagen hatte seinen
    eigenen Plan und Fahrauftrag. Aber irgendwie war da bei strömendem Regen eine Bushaltestelle mit Wetterschutz.
    Und es gab auch eine Front- Scheibe im Service. Was ich bis dahin auch nicht wusste, wir hatten in dem
    einen Eis-Suzuki einen echten Audi-Schrauber aus dem AUDI-WM -Team von Anfang der 80er Jahre.


    Irgendwie haben sie es geschafft, die Scheiben-Sitzfläche zu trocknen und die einzige mitgeführte
    Scheibe einzukleben. Die Mädels konnten wieder Kanone machen.


    So kamen die Autos in Valence an. Nur Gergana nicht. Zumindest nicht in der vorgeschriebenen Zeit.
    Sie hatte die Karenz aufgebraucht und leider auch noch um 5 Minuten Überschriften.


    So stand ein arg zerknitteter Swift GTI im parc fermé , leider nicht außerhalb des eingezäunten Platzes.
    Das sollte noch wichtig werden und für reichlich Trubel sorgen.


    Was war Gergana überhaupt passiert ? Warum war der Suzuki vorn so arg zerknittert ?


    Die auffliegende Haube hatte sie völlig aus dem Rhythmus gebracht. Dann verfuhren sich Mutter+
    Tochter auch noch. Kein Wunder,wenn man die Straßenbeschilderung nicht sicher lesen kann.
    Wenn ich in Bulgarien herumfahren müßte, ich würde auch nix peilen.


    Beim Versuch die Zeit wieder aufzuholen, ließ Gergana den Suzuki ordentlich fliegen. Das ging so
    lange gut, bis ein Nissan Geländewagen im Weg stand. Der Suzuki sah anschließend übel aus.
    Wie unsere Jungs auch das wieder glätteten- keine Ahnung. Jedenfalls befand sich wieder einer unserer vielen Betreuer in der Nähe und der Suzuki wurde wieder in einen fahrbaren Zustand versetzt.


    Nur leider bog Gergana ca.5 Minuten zu spät auf die Rampe im Etappenziel Valence und von
    dort ins parc fermé....


    JETZT WIRD DIE RALLYE ZU EINER ECHTEN GAUNERKOMÖDIE :


    Ich liege also im Etap-Hotel und schlummere dem nächsten Morgen entgegen , als unser "Salami-Frank" ( Beruf : Polizist in Niedersachsen) in voller Länge in unserem Zimmer steht.


    "......wenn es nicht so traurig wäre, man könne sich kaputtlachen..." so, oder ähnlich fing sein
    nächtlicher Vortrag gegen 1:30 Uhr an.


    "....Igor (Namen geändert) sitzt im Knast ! .....Er wollte aus dem verunfallten Suzuki ( im parc fermé)
    die Lichtmaschine ausbauen. Dazu fragte er höflich die Bewachung (Polizisten) des parc fermé.
    Aber irgendwie sprach Igor kein Französisch und die Polizei-Bewachung kein Hochdeutsch.
    Irgendwie war damals in Deutschland gerade der " Stinkefinger" modern. Das Zeichen scheint ein internationales zu sein. Jedenfals kannten das auch schon die französischen Polizisten - und Igor lernte die "blaue Minna" von innen kennen. Ab ging es mit tatü -tata in den Knast von Valence....


    GUTE NACHT !


    Ob wir auch dieses Problem lösen konnten, erfahrt ihr vermutlich Sonntag....


    Es grüßt


    FBE

    2 Mal editiert, zuletzt von Frank E. ()

  • ...hab mal was ähnliches geschrieben in einem anderen Forum, allesrdings über Erinnerungen aus 13 Jahren Amateurrallyesport von 1974-87.


    Die Resonanz war damals auch erstaunlich, angefangen von "früher war doch alles besser", bis "habe mich bei meinen Eltern beschwert, das ich nicht früher geboren wurde"!


    Es ist beeindruckend , wenn jemand so spannend solche Erinnerungen schreiben kann - man glaubt beim Lesen fast selber dabei zu sein - großes Lob für dich und schön zu ende schreiben!


    Günni

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