Pikes Peak International Hill Climb 2008

  • Beim Pikes Peak International Hill Climb lief es für uns in diesem Jahr nicht wie erwartet. Nach etwa einem Viertel der Strecke brannte die Sicherung für die Benzinpumpe durch, sodass der Motor ab starb und wir zum Zugucken verdammt wurden. Hier ist mein verspaeteter Bericht:



    Pikes Peak vom Crystal Reservoir aus gesehen. Die Startlinie ist einen halben Kilometer nach rechts.
    (Klick hier fuer grosses Bild, 4,3MB)


    Dabei war die Woche viel versprechend verlaufen. Der Wagen lief optimal, und wir waren so gut vorbereitet wie möglich.


    Der Zeitplan für die Rennwoche war gegenüber dem vergangenen Jahr um einen Tag noch hinten verschoben. Daher fand das Rennen am Sonntag statt und nicht samstags.


    Am Dienstag flog ich nach Colorado Springs. Nachdem ich mich registriert hatte, fuhren Carl und ich im Nachmittag zum Berg, um die Strecke anzuschauen. Meine 'Notes' hatte ich seit dem vergangenen Jahr anhand des in-car Videos deutlich verbessern können. Es stellte sich heraus, dass kaum Textänderungen nötig waren. Allerdings waren im oberen Bereich Straßenarbeitern zugange, denn in den nächsten Jahren soll der ganze Berg geteert werden. Hier und da mussten die durch die Arbeiten entstehenden 'Schikanen' in den Notes vermerkt werden.


    Beim PPIHC verbringt man zunächst drei Tage mit Übungsfahrten, damit man sich mit dem Berg vertraut machen kann. Hier mein Zeitplan:
    2:30 aufstehen
    3:00 mit Tasse Kaffee in der Hand losfahren
    3:30 Am Pikes Peak Highway ankommen. Die machen um diese Zeit auf.
    3:45 Am Crystal Reservoir ankommen, wo der Anhänger geparkt wird. Alles Nötige in den Rennwagen und Begleitfahrzeug befördern.
    3:50 Weiterfahren bis zum heutigen Streckenabschnitt. Dann warten bis es hell wird.
    5:15 Start der Uebungslaeufe (sobald man etwas sehen kann)


    Weil der Berg in drei Abschnitte unterteilt wird, muss man dann zu der Stelle fahren, wo am jeweiligen Tage trainiert wird. Unsere Gruppe fuhr am ersten Übungstag im asphaltierten mittleren Abschnitt von Cove Creek bis 16 Mile, dem berühmten Steilstück, das Ws (double Us) genannt wird.

    Die Double-Us von oben gesehen.
    (Klick hier fuer grosses Bild, 7MB)



    1. Trainingstag: Dave Schmidt erreicht das obere Ende der Ws mit seinem neuen Ford Mustang
    (Klick hier fuer grosses Bild, 4,5MB)


    Ryan, Miles und Ty, unsere Crew, änderten die Justierung der Einspritzanlage mehrfach bis der Wagen richtig gut lief. Wegen der Kombination von zu leichter Aluminiumschwungscheibe und starker Steigung der Straße kamen wir trotzdem schlecht von der Startlinie weg, was unsere Zeiten negativ beeinflusste. Wir belegten nur Platz acht, obwohl wir eigentlich sehr schnell unterwegs waren. Später fanden wir dann heraus, dass einige Fahrer weiter vom fliegen Start entfernt los fuhren als wir und daher schon beim Überqueren der Startlinie viel schneller waren und folglich bessere Zeiten fuhren. Das Qualifying für die Startaufstellung stand sowieso erst am letzten Trainingstag an und man muss sich erst mal um das Auto und dessen Abstimmung kümmern.

    Den zweiten Trainingstag (Donnerstag) verbrachte die Gruppe auf dem unbefestigten oberen Teilstuck von Devil’s Playground zum Gipfel, wo es nachts zuvor geregnet hatte. Hier sollte sich der Nachteil unseres 2WD Porsche gegen die Allradkonkurrenz besonders stark zeigen. Mehrfach mussten morastige Kurven durchfahren werden in denen der Wagen ausbrach, was automatisch zu Geschwindigkeitsverlust führt. Das ist besonders schlimm wenn man bergauf fährt und den ganzen Schwung verliert. Kein Wunder, dass wir etwas abgeschlagen den vorletzten Platz belegten.


    2. Trainingstag: Startlinie beim Devil’s Playground



    Auf dem Weg zum Bottomless Pit



    Beim ‘Race to the Clouds’ fuehrt die Strasse manchmal ins Nichts


    Die Wetterbedingungen waren aber - von nächtlichen Regenschauer abgesehen – ideal, auch für das Rennen am Sonntag waren sonnige Bedingungen vorhergesagt. Vielleicht könnten wir einer trockenen Piste ein bisschen schneller fahren und die Motorleistung des Porsche besser umsetzen. Man weiß beim Autorennen ja nie was sich ergibt und muss sich immer bestmöglich vorbereiten, also konzentrierten wir uns aufs Vorbereiten.

    Die Startaufstellung wurde am Freitag anhand der im Unteren Abschnitt gefahrenen Zeiten ermittelt. Dieser Abschnitt ist etwas so lang wie die oberen Zwei zusammengenommen und besteht je zur Hälfte aus einem asphaltierten und einem unbefestigten Abschnitt. Hier würde sich zeigen, wie viel wir gegen die Allradfahrzeuge würden ausrichten können.

    Wir gingen davon aus, dass wir auf dem asphaltierten Abschnitt die Zeit gutmachen könnten, die wir auf dem unbefestigten einbüßen würden. Das war leider weit gefehlt: Der erstplatzierte Marty Roestenburg war über eine Minute schneller als wir, und selbst die langsamste Zeit des vor uns platzierte Tsukasa Gushi war vier Sekunden besser als unsere schnellste. Au weia! Dazu hatten wir noch im zweiten Lauf bei voller Fahrt einen 360-Grad Dreher fabriziert.

    Alles was wir tun konnten war also beim Rennen das Beste zu geben und mal schauen, was die Anderen machen.

    Doch zunächst findet am Freitag Abend noch das Fan Fest statt. In Colorado Springs wird dafür die Pikes Peak Ave gesperrt und die erstplatzierten Wagen und Motorräder sind zu sehen. Dazu gibt’s live Musik, Motorradstunts, und einen Chili Cook-off der örtlichen Feuerwehren. Man kann von Bude zu Bude gehen und die einzelnen Chilis probieren und bewerten. Im Vergleich zum letzten gab’s nicht viel Neues, außer dass die Fläche wegen Bauarbeiten viel kleiner war und es folglich weniger Rennfahrzeuge zu begutachten gab.

    Samstag ist Ruhetag. Im Nachmittag fuhr ich mit Carl noch einmal den Berg hoch, um die Streckenbedingungen vor dem Rennen noch einmal zu sehen.

    Am Sonntag mussten wir dann wieder früh raus, um zum Berg zu fahren. Tunlichst sollte man dort sein, bevor die Fans um vier Uhr rein gelassen werden, denn es gibt nur die eine Straße. Wir kamen um halb vier an und fuhren, wie es sich gehört, an all den wartenden Fans links –entgegen der Fahrtrichtung- vorbei zur Einfahrt und wurden prompt hereingelassen.

    Nachdem der Anhänger am Crystal Reservoir abgestellt und der Rennwagen entladen war ging’s dann weiter zur ‘Box’, die sich unweit des Reservoir’s zwischen Bäumen befindet. Schlauerweise hatte ich mir am Vortag unseren Stellplatz angeschaut, sodass wir leichter um einige hohe Baumstümpfe herum navigieren konnten. Im Stockdunkeln ist das gar nicht so einfach.


    Am Morgen vor dem Rennen in der ‘Boxengasse’.


    Sobald Porsche und Begleitfahrzeug geparkt sind, beginnt man Zeit totzuschlagen. Typisch Rallye: Hurry up and wait. Na, da kauf ich mir an der Imbissbude einen Kaffee und guck mal, was die anderen machen. Mike Ryan kam mit seinem nagelneuen Freightliner und musste noch Aufkleber drauf machen. Diesen Truck gibt’s noch garnicht zu kaufen, sodass man nicht wusste, ob es sich um ein 2008er oder 2009er Modell handelt.
    Richard Meaden erzählte mir vom 24 Stunden Rennen auf dem Nürburgring und seiner neuen Website, http://www.Drivers-Republic.com. Lisa und Leon waren wieder mit dem Mitsubishi da und machen das Uebliche Aufhebens um Lisa.



    In diesem Jahr waren zahlreiche Oldtimer am Start



    Hier noch ein Oldie

    Das Rennen bergan dann etwas nach neun Uhr. Weil die meisten anderen Fahrzeugklassen vor unserer starteten, hatten wir reichlich Zeit. Dazu kamen noch einige Verspätungen, denn das Rennen musste wegen Unfällen mehrfach unterbrochen werden. Übers Rennradio wurde berichtet, dass der Asphalt wegen der großen Hitze rutschig sei.

    Irgendwann waren wir dann für den Start aufgereiht. Schon wieder ein Unfall. Noch länger Warten. Dann ging endlich los.

    Direkt von der Startlinie waren wir schnell unterwegs, die Nervosität hielt sich in Grenzen. Mit hoher Geschwindigkeit ging’s durch die Kurven und wir fuhren fast immer auf der Ideallinie. Doch dann nimmt Carl eine ‘Links 4’ mit etwas zu viel Schwung. Der Wagen bricht nach rechts aus, schwingt dann nach links, dreht sich um die eigene Achse, und zeigt wieder in Fahrtrichtung. Carl knallt den Gang rein, und mit Vollgas geht es weiter.

    Carl lässt sich von dem Missgeschick nicht beeinflussen und fährt fehlerfrei weiter was der Wagen hergibt. Trotz des Drehers ist unsere Zwischenzeit am Halfway Picnic Ground deutlich besser als geplant. Danach beginnt die Schotterstrecke, die dem Porsche schwer zu schaffen macht. Der Wagen bricht leicht aus, sodass Carl alle Hände voll zu tun hat.

    Auf einmal stirbt der Motor ab. “Der Motor ist aus.” Sagt Carl. “WAS???” Während Carl versucht, den Wagen zu starten, winken wir die Zuschauer herbei, damit die uns von der Fahrlinie schieben. Nix zu machen, der Motor startet nicht. Enttäuscht müssen wir aufgeben und parken hinter Kelly Hine, die an gleicher Stelle ihren 350Z mit einem Platten abstellen musste. Kaum ausgestiegen drückt uns ein Zuschauer namens Jim ein kaltes Bier in die Hand. Auf Anhieb können wir im Motorraum keinen Schaden feststellen, also setzen wir uns in den Schatten und trinken unser Bier.


    Endstation fuer uns und den Porsche 928. Carl unterhaelt sich mit Zuschauern.


    Während wir Trübsal blasen wird im Radio vom Unfall von Nathan und Brandy Conley berichtet, die wegen ihrer Verletzungen mit dem Hubschrauber nach Denver geflogen werden. Da fühlt man sich automatisch besser, denn zumindest sind unsere Knochen noch heil.

    Eine Frau namens Lee-Ann kam dann mit Carl ins Gespräch und wurde auf einmal unser grösster Fan. Sie hatte noch weitere Biere für uns sammelte Autogramme und kündigte an, dass sie im nächsten Jahr nach uns Ausschau halten werde. Einige andere Zuschauer hatten allerhand Fragen, sodass unser Aufenthalt recht kurzweilig wurde.

    Die Sicherung für die Benzinpumpe sei vielleicht durchgebrannt, meinte Carl dann auf einmal. Und siehe da, er hatte recht. Eine ganze Woche Arbeit war den Bach runter, weil eine Sicherung durchbrannte. Er wechselte die Sicherung und startete den Motor ohne Probleme.

    Als das Rennen vorbei war, und die Teilnehmer wie üblich als Karawane den Berg herunterkamen, schlossen wir uns an und fuhren zurück ins Tal. Dabei stehen die Zuschauer dann an der Strecke und high-fiven alle Fahrer. Das ist schon ein besonderes Erlebnis, selbst wenn man es nicht bis zum Gipfel geschafft hat.



    Zuschauer beglueckwuenschen die Fahrer. Vor uns Dave Mason und Mark Moffatt.


    Insgesamt kommen von zehn Startern in unserer Klasse nur fünf oben an. Todd Moberly’s Wagen geriet in Brand kurz nachdem er uns passiert hatte. Chad Dykes wusste offenbar noch nicht, wie trickreich Engineers Corner ist. Er kam von der Strecke ab und parkte seinen Wagen auf(!) den Bäumen. Er musste erst eine Genehmigung einholen, um die Bäume zu fällen, sodass er seinen Wagen bergen konnte. Marty Roestenburg, nach den Übungsläufen der Favorit, fuhr zu schnell in eine Kurve und überschlug sich. Er wurde mit dem Krankenwagen zum Hospital gefahren, war aber wohl nicht ernsthaft verletzt. Nathan und Brandy faellten, wie erwaehnt, einen Baum und wurden ins Krankenhaus geflogen.


    Meine website: http://www.GuidoHamacher.com/ (bald wieder einsatzbereit)
    Carl's website: http://www.928Motorsports.com/
    Hier gibt’s Carl’s Pikes Peak Buch und Bilder vom vergangenen Jahr. http://www.928motorsports.com/racetotheclouds.php

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    GuidoHamacher.com

    Einmal editiert, zuletzt von Hinkelstein () aus folgendem Grund: kleine Korrektur

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