Diesel-Autos in der WRC?

  • Hallo liebe Forenmitglieder,


    Ich hoff, ich blamier mich nicht mit meiner Unwissenheit, aber mir ist neulich folgendes durch den Kopf gegangen:
    Laut meinem Halbwissen ist in der WRC doch die Leistung auf plus/minus 300 PS beschränkt, somit ist vor allem die Verfügbarkeit der Leistung bei jeder Drehzahl sowie das Drehmoment extrem entscheidend. Der Vorteil des geringeren Verbrauchs fällt bei der WRC im Vergleich zu Langstreckenrennen natürlich weg.


    Wieso gibts dann zum Beispiel keine Autos mit Dieselmotoren? Ein Dieselmotor hat doch bei gleicher PS-Zahl meist ein viel höheres Drehmoment?


    Ist das durch das Reglement nicht vorgesehen oder labber ich hier gerade ziemlich Müll? :)


    Gruss,
    Matze

  • Hi Matze,


    ich sag mal so, wenn ein Hersteller sich in den Kopf setzt, da mit Dieselmotoren zu fahren, dann wird das auch was durchaus brauchbares geben. Viel hängt da aber vom Reglement ab.


    Ein paar kleine Stellschrauben, und auf einmal ist der Dieselmotor überlegen (wie gerade in manchen Tourenwagenserien) oder er hat keine Chance.


    In der WRC scheint mir die Leistung im wesentlichen durch den Airrestriktor begrenzt. Und ich bin recht sicher, die Kisten haben mehr als 300 PS, auch wenn es keiner laut sagt... Ob Dieselmotoren überhaupt erlaubt wären? Das WRC-Reglement ist recht eng, kann sein, dass sie schlicht nicht vorgesehen sind (eigentlich muss man fast schon "waren" sagen), das WRC-Reglement ist ja ein Auslaufmodell.


    Wenn Diesel- und Ottoturbomotoren den gleichen Airrestriktor fahren müssen, hat der Diesel keine Chance. Er braucht Luftüberschuss, muss also für die gleiche Leistung etwa 15% mehr Luft durchsetzen als ein Ottomotor.


    In der nationalen Gruppe H beim DMSB hat man dem Rechnung getragen, der Diesel darf einen 3 mm größeren Restriktor fahren.


    Aber auch das reicht nicht. Benziner-Turbos kommen als 2 Liter damit auf etwa 300 PS. Beim Diesel wäre das derzeit wohl nicht machbar (jedenfalls nicht, solange kein Profi (Motorenentwickler) mal richtig Geld in die Hand nimmt)...


    Nochwas zum Drehmoment. Im Endeffekt zählt nur die Leistung, und deren Vorhandensein über das Drehzahlband.


    Der eigentliche Zahlenwert des Drehmoments wird in Autofahrerkreisen oft überschätzt. 400 Nm bei 2000 Touren ergeben exakt den gleichen Vortrieb wie 200 Nm bei 4000 Touren. Denn Leistung ist Drehmoment mal Drehzahl (mal einen konstanten Faktor).


    Was der "Langslamläufer" an Drehmoment mehr stemmt, geht an den Rädern wieder verloren, weil er eine längere Übersetzung braucht.


    Wichtig ist eben der Verlauf des Drehmoments über den nutzbaren Drehzahlbereich, und wichtig ist auch die Größe des nutzbaren Bereichs. Ein Dieselmotor ist da nicht von Natur aus überlegen.


    Auch stimmt es nicht wirklich, dass er mehr Drehmoment hätte als ein ausgefuchster WRC-Turbomotor. Die stemmen nämlich auch sehr beachtliche Werte...


    Gruss Jo

  • Hallo Jo,


    Herzlichen Dank für die prompte und ausführliche Antwort. Du hast bei mir doch einige Wissenslücken gefüllt (wie z.B. dass der Diesel mehr Luft braucht als ein gleichwertiger Benziner und die Sache mit dem Drehmoment).


    Was hast du aber genau mit "Stellschrauben" gemeint?
    Und warum wird da nicht offen über die PS-Zahl geredet? Es gibt ja mittlerweile genügend Privatfahrer, die einen alten WRC-Boliden besitzen und über dessen PS-Zahl und Drehmoment Informationen liefern können?


    Gruss,
    Matze

  • soweit ich mich erinnern kann gibt es in der wrc auch einen einheits kraftstoff den alle fahren müssen. allein deshalb würde es denke ich schon nicht gehen das jemand diesel fährt.


    und ich hoffe mal ganz stark es es auch nie dazu kommt...

  • Stimmt.Ich bräuchte es auch nicht.Wenn du einmal Pinkeln gehst sind 2 Autos vorbei gefahren und hast es nicht gehört.:]:tongue:

    Wenn ich Frontkratzer fahren will,kauf ich mir ne Gartenfräse!!!;)


  • Hi Matze,


    warum nicht offen geredet wird? Keine Ahnung, über Geld und PS spricht man wohl nicht, das hat man einfach ;)


    Stellschrauben... Es gibt unzählige im Reglement. Beispiel Tourenwagen. Da gibt es eine Serie, in der fahren 2 Liter - Otto-Saugmotoren gegen 2 Liter TDIs. Die Ottos tun sich da schwer. Ein Turbofaktor einführen, und schon wären die Diesels aus dem Rennen.


    Dann gibt es Serien, da ist der Ladedruck limitiert, bei anderen arbeitet man mit Airrestrikoren. Dann gibt es wieder Serien, da kommt es auf Verbrauch und Reichweite an, wieder andere, da ist das völlig wurscht. Und dann wird auch noch da gedreht, und Diesel und Ottos bekommen unterschiedliche Tankvolumen verpasst...


    Im Endeffekt geht es wohl eher um Politik als um Technik oder die Suche nach dem idealen Konzept... Wenn VW mit einem Diesel-Toureg Paris-Dakar fahren will, dann tun die das nur, wenn das Reglement ggfs. so angepasst wird, dass die Diesel ne Chance haben. Wenn wir das für unseren ollen 1-er Turbodieselgolf verlangen würde, wäre das Gelächter groß ;)


    Genauer kenne ich ja fast nur "meine" Gruppe H. Als Dieselfahrer bekommen wir einen Turbofaktor von 1,5. Damit schlagen wir uns z.B. gegen BMW M3 mit ausgefuchsten 2,5-Liter Saugern (und auch mit noch mehr Hubraum, wenn sie nur Zweiradantrieb haben).


    Diese Motoren haben wenn gut gemacht gern an die 300 PS (und auch hier gilt, heimlich können es auch noch ein paar mehr werden).


    Da kommen wir nicht hin, bei weitem nicht. Da könnten wir uns auf den Kopf stellen, 200 PS scheint für unser Konzept eine kaum zu knackende Schallmauer darzustellen. In der Gruppe H ist ein Diesel also nicht konkurrenzfähig. Selbst mit voller Werksunterstützung, ich schätze bei 250-270 PS wäre einfach Schluss).


    In der Gruppe G hingegen könnte man prima mit nem Diesel fahren. Da dort die Einstufung nach Leistungsgewicht erfolgt, wäre man in der Klasse gut bedient.


    Gruss Jo


    PS, wie man hier liest mögen viele Fans die Diesels nicht so sehr. Wobei ihre Geräuschkulisse als Hauptargument angeführt wird. So gesehen, Motorsport wird auch emotional beherrscht, auch hier geht es kaum ums "ideale Konzept".

  • Ist es nicht so das National bis 300Ps erlaubt sind und International bis 300KW??
    Sorry für die Frage meine aber das irgentwo mal gehört zu haben.
    Bitte um Berichtigung wenn es nicht so sein sollte.

  • Ist es nicht so das National bis 300Ps erlaubt sind und International bis 300KW??


    nein, das ist (leider) falsch.


    ...wie man hier liest mögen viele Fans die Diesels nicht so sehr. Wobei ihre Geräuschkulisse als Hauptargument angeführt wird. So gesehen, Motorsport wird auch emotional beherrscht, auch hier geht es kaum ums "ideale Konzept".


    meiner meinung nach absolut richtig, der sound macht schon einen sehr, sehr großen teil der faszination motorsport aus.

  • Hi Carbon,


    war sicherlich so... Mittlerweile haben die Diesels in der Serie aber kräftig nachgelegt, und so aktuelle TDIs sind schon in der Serie mit Literleistungen von um die 100 PS unterwegs. Es gab da einen Haufen Detailverbesserungen. Vierventilköpfe, gesteuerter Drall, Kolben mit Ringkühlkanal, Trapezpleuel, Common Rail...


    Kommt auch den Tunern alles zugute.


    Einen großen Vorteil hat das Dieselkonzept. Da nur Luft verdichtet wird, kann nichts klopfen. Es gibt also kaum eine Grenze für den Ladedruck... Jedenfalls nicht vom Verbrennungsprinzip her. Die Grenze liegt praktisch nur in der mechanischen Stabilität der Motoren und Lader begründet.


    Und wie immer, große Ladedrücke verlangen große Lader. Große Lader sprechen schlechter an...


    Für den Diesel wurde deswegen die VTG-Lader-Technik perfektioniert, mittlerweile gibts auch die ersten Benziner in der Serie, die das nutzen (Porsche).


    Auch die Ottomotoren können also noch nachlegen, wenn es mal wieder eng werden sollte...


    Gruss Jo

  • Ich will hoffen die kommen nicht in der WRC. Es reicht das die schon in der DRM fahren. ;(
    Dann schaue ich mir nur noch 200ter an :D:D:D
    Ich hasse Diesel egal wie oder wo :mad::mad::mad:

  • Hallo,


    ich habe mal den Thread (damals unter anderm Titel) wieder raus gekramt. Ich wundere mich nämlich jedes mal, wenn ich solch ein Diesel- Fahrzeug sehe (bzw höre), wie langeweilig so ein Auto sein kann, wenn man einfach nichts hört. Die Autos an sich find ich ja gar nicht so schlecht, siehe z.B. ganz aktuell den neuen Scirocco.


    Ich hab in Spanien mal einen Fabia TDi gesehen mit einem anständigen Auspuff, und der klang richtig gut.


    Denke, wenn diese Autos wenigstens irgendwie zu hören wären, würde das die Attraktivität deutlich steigern.
    Das ist zumindest meine Meinung, erstmal ganz subjektiv, ohne in Betracht zu ziehen, was vom Reglement her erlaubt ist.


    Gruß
    Andreas

  • Die Dieseldinger stinken und qualmen meistens wie ein alter Russentraktor !
    :eek:



    Bring bitte beim nächsten Lauf zur HJS DRM ein weißes Taschentuch mit...
    dann machen wir mal den optischen Rußtest...dann wirst Du nicht mehr so einen Blödsinn schreiben...

  • Naja bei der HJS-DRM haben die Dinger ja einen Partikelfilter. Alle anderen Diesel stinken und rußen natürlich abartig. Zum Beispiel die Tscheche Roll der dieses Jahr zu Thüringen und Wartburg gefahren ist, was der da pro Kilometer absondert das kann man wahrscheinlich mit einer Küchenwaage mit 100g-Einteilung abwiegen :p:D.


    Mir können die Dinger gestohlen bleiben.

  • mal zurück zu meinem Beitrag, wäre es denn möglich oder gibt es Auspuffanlagen, die reglementskonform sind und trotzdem etwas mehr Sound durchlassen??

  • mal zurück zu meinem Beitrag, wäre es denn möglich oder gibt es Auspuffanlagen, die reglementskonform sind und trotzdem etwas mehr Sound durchlassen??



    "Etwas mehr" könnte vielleicht drin sein. Aber wo soll es denn herkommen? Ist nunmal ein Diesel. Schau Dir doch die Sportwagen an...zum Beispiel die R10/R15/R18-Audis. Absolute Killersportwagen, klingen aber nunmal wie ein Staubsauger die Dinger...

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