Sicherheit der Streckenposten

  • Hallo -


    jetzt habe ich mich gerade über Unsitten beim Abfahren ereifert, dann gleich noch der zweite bemerkenswerte Punkt, der mir in den vergangenen Wochen als Fahrer immer stärker auffällt: das zum Teil sträflich fahrlässige Verhalten mancher Streckenposten.


    Denn: Sie stehen selbst teilweise völlig absurd gefährlich in den größten Gefahrenzonen, die ich mir überhaupt vorstellen kann. Dies war am vergangenen Wochenende bei der Reckenberg so der Fall, ist aber eigentlich bei jeder Veranstaltung typisch.


    Um eines vorwegzuschicken: Ganz klar bin ich jedem freiwilligen Helfer zutiefst zu Dank verpflichtet, dass ER seine Freizeit opfert, damit wir auf abgesperrten Pisten sorglos fahren können. Dass SIE die Zuschauer im Bann halten, damit denen nichts passieren kann. SIE sind es, die unseren Sport schlussendlich erst ermöglichen.


    Umso mehr beunruhigt mich ein aus meiner Sicht ebenfalls zunehmender Trend, dass ausgerechnet die Streckenposten genau dort stehen, wo es brenzlig wird, wenn es mal brenzlig wird. Ich habe im Vorfeld der Reckenberg unsere Onboard-Aufnahmen von 2008 durchgeschaut und bin selbst erschrocken - da waren manche Posten schlicht auf Selbstmord-Kommando unterwegs. Wer sich am Ende einer langen Gerade (4. Gang selbst für uns, viele sind dort ausgedreht), an deren Ende eine Recht-2 kommt, zehn Meter in der direkten Verlängerung hinter dem Einlenkpunkt an den linken Straßenrand stellt, hat - vermutlich ohne es zu wissen - mit dem Leben fast abgeschlossen.


    Anderes Beispiel: Bei der Oberehe haben wir uns auf der WP5 harmlos verbremst, eigentlich ging es nur um drei Meter - wären es mehr gewesen, hätten wir wohl den Campingtisch inklusive aller Westenträger erwischt, die exakt in der Fluchtrichtung saßen. Ich hoffe, ihr Schreck hat im positiven Sinne lehrreich gewirkt ...


    Nochmal: So sehr ich jedem verpflichtet bin, der sich durch seinen Einsatz für uns einsetzt und uns Rallyefahren erst möglicht - auch Ihr seid verletzbar, auch Ihr müsst Euch dort aufhalten, wo Euch nix passieren kann. Wir fahren am Limit, da ist ein Abflug immer drin - teilweise auch vehemente Ausritte, etwa, wenn sich der Beifahrer vertan oder aber der Fahrer nicht richtig zugehört hat. Dieser Grenzgang geht aber nur, wenn wir uns sicher sein können, dass außer uns (dieses Risiko tragen wir) niemand Anderes zu Schaden kommen kann.


    Im Endeffekt sollten hier vor allem die Veranstalter - die ja in erster Linie in der Verantwortung stehen - mehr Aufmerksamkeit auf die Information der Beteiligten investieren. Es könnte sich lohnen.


    Gruß, keep on sliding,


    K A P

  • Hallo Kap,


    erst einmal Danke für Deinen Beitrag. Obwohl ich selber nicht fahre sondern wenn dann zumindest bei der heimischen Rallye als Streckenposten oder eben als Zuschauer bei den Veranstaltungen bin, kann ich Dir nur zustimmen. Ich denke das Problem liegt darin, dass es heutzutage sehr schwer ist überhaupt Helfer zu bekommen die sich dort stundenlang hinstellen und meistens damit beschäftigt sind die Zuschauer im Zaum zu halten. Die Erfahrung der Streckenposten geht leider bei dem ein oder anderen gegen null und somit sind sich einige wirklich nicht bewußt was sie da tun. Andererseits sehe ich das aber als Ausnahmefälle an, die aber natürlich nicht wiederholt werden dürfen. Die Sicherheit aller Beteiligten muss an erster Stelle stehen. Die Veranstalter sind hier, so denke ich, in der Pflicht die Streckenposten mit den Gefahren eindeutig vertraut zu machen, damit sich solche Dinge nicht wiederholen. Wir möchten alle noch sehr gerne den so seltenen Motorsport in den verschiedenen Regionen sehen. Dazu ist es aber wichtig, dass es in jeder Hinsicht reibungslos abläuft.


    Gruß


    bootsmann-WD

  • Super Beitrag. Endlich schreibt mal jemand was zum Punkt Streckenposten. Ich selbst bin Leiter der Streckensicherung Rennen und "nur" auf der Rundstrecke tätig, aber als Fotograf und als "normaler" Sportwart der Streckensicherung auch bei Rallyes tätig.
    Mit fiel in diesem Jahr öfters auf, das an manchen Streckenpostenpunkten junge Leute standen die total unerfahren waren, selbst erfragt. Eigentlich sollte man als Veranstalter zu solchen"Frischlingen" immer mind. 1 "Alten Hasen" dazustellen der die jungen sozusagen anlernt. Nur so bekommt man gewissenhafte Sportwarte. Manche Vereine machen vor einer Veranstaltung auch eine Schulung, aber meine Erfahrung zeigte, das die wenigsten diese Schulung besuchen, aus welchen Gründen auch immer, nicht kommen.
    Leider gibt es immer weniger Motorsportfans die den Ehrenamtlichen Job nicht machen wollen, da sie in den meisten Fällen kein "Bares" für ihre Ehrenamtliche Arbeit erhalten.
    Vielleicht ändert sich ja bald was, nachdem es ja schon seit einigen Jahren die Sportwart der Streckensicherung Lizenz gibt, welche man nur nach einer Prüfung erhält.
    Hoffen wir das auch in Zukunft keiner der Sportwarte zu Schaden kommt.
    Motorsportliche Grüße


  • Vielen Dank für diesen Beitrag !
    Absolute Zustimmung !!

  • Es wäre eigentlich Aufgabe des WP-Leiters, seine Posten so zu platzieren, dass sie ein Vorbild für die Zuschauer sein können. Er kennt die Örtlichkeiten am besten.
    Der Leiter Streckensicherung muss das dann abnehmen und notfalls im Einzelfall verbessern.


    Diese Sportwartlizenz für Streckensicherung wird hoffentlich niemals Pflicht. Denn sonst könnte kaum mehr eine Rallye durchgeführt werden.


    Dass die Leute nicht zu Schulungen gehen würden, kann ich nicht nachvollziehen. Das ist wohl eher eine Frage, wie man es den Leuten anbietet.

    Es heißt Rallyefahren, nicht Rallyebasteln.

  • Ich denke das Problem besteht darin das sich einige aufgrund keiner oder unzureichender Schulung überhaupt nicht der Gefahr bewusst sind, welche sie dort ausführen, ebenso fällt mir des öfteren auf das einige sich ebenfalls der Verantwortung die sie tragen nicht bewusst sind..


    Ich mache selbst auf verschiedenen Veranstaltungen Streckenposten und haben dahingehend auch schon eine menge gesehen, von "langweilligen" Posten bishin zum Posten wo vor lauter arbeit nichts von der Veranstaltung an sich zu sehen war. Ebenso durfte ich an verschiedenen Schulungen Teilnehmen unter anderem FIA Schulungen.. bisher war ich mit der Qualität der Schulungen sehr zufrieden, insofern man denn hingeht.. hierbei muss ich sagen hält die VG Taunus ralley eine schöne Regelung die darauf brennt ihre Helfer zu schulen und hierfür sogar mehrere Termine bereitstellt an verschiedenen Orten.. Natürlich muss diese Arbeit auch erst einmal jemand tun.


    Aber durchaus bin ich persönlich immer sehr auf meine eigene Sicherheit bedacht und ziehe ggf. auch meinen Posten insofern um, sodass der Sichtkontakt zu benachbarten Posten dadurch nicht beeinträchtigt wird.


    ebenso versuche ich immer den Sichtkontakt zu dem Fahrer / Beifahrer herzustellen sodass ich mir sicher sein kann.. "ok er hat mich gesehen"...


    Leider sehe ich auch oftmals als Zuschauer, das Streckenposten ihrer aufgabe auf Zuschauer zu achten nicht gerecht werden bishin das in eindeutigen Gefahrenzonen Freunde mit eingeladen werden die ebenfalls dann aus der gefährlichen Reihe zusehen dürfen.. die ist für mich ein klares No-Go...



    Da es allerdings angesprochen wurde.. ich finde ebenfalls manch verhalten der Presse unmöglich.. hier wird zwar auf eigene gefahr gehandelt, jedoch sollte man mnachmal als Fotograf überdenken ob der Standort nicht auch mal die fahrerische Fähigkeit des Fahrers beeinträchtigt, wenn plötzlich hinter einer uneinsehbaren 90 links ein Fotograf halb auf der Strasse steht.. ich denke hierbei gibt es keinen der sich nicht erschrickt..

    Aus Liebe zum Automobil...

  • Es gibt Streckenposten und Streckenposten... viele Streckenposten werden von den Veranstaltern an die Strecke geschickt ohne jemals so etwas gemacht zu haben, nur weil sie das schon immer mal machen wollten..... Teilweise sind es auch Einsatzkräfte der örtlichen Feuerwehr oder des örtlichen KatSChutz.


    Deswegen finde ich die Idee des DMSB vollkommen in Ordnung, das in Zukunft nur noch ausgebildetes Personal (Sportwarte) die Sicherungsaufgaben übernehmen sollen oder dafür spezialisierte Vereine, Clubs oder IGs, die ihr Personal ausbilden.


    Wenn ich nicht weiß wofür ne gelbe Flagge da ist und nicht weiß wo eine Abflugzone ist dann hab ich nicht als Streckenposten da zu stehen.


    Das ist aber eine finanzielle angelegeheit der Veranstalter, die lieber billige Kräfte an die Strecke stellen, mit den Fresspaket, als Profiteams zu bestellen, die wieder Mehrkosten mit sich bringen.


    mfg. Marcel

    Wo andere die Autos lenken müssen wir die Flagge schwenken:D

  • Hallo zusammen,


    ich bin der Meinung, daß es für den Veranstalter (wie im Vorfeld von Euch schon erwähnt) nicht einfach ist geschultes Personal an die WP zu stellen, da sich auch die Sicherheitspläne in den letzen Jahren geändert haben. Da wo vor drei Jahren auf einer WP 30 Leute benötigt wurden um den gesicherten Ablauf zu gewährleisten, sind es zum Teil heute auf der gleichen WP 50 Posten.
    Mich verwundert nur, daß Euch als Fahrer oder Teilnehmer dieser Punkt auffällt.
    Vor den Teilnehmern fährt die WP-Leitung, der LS und wenigstens drei Vorrauswagen die Strecke ab, da stehen die Posten schon. Wenn es die Orga nicht sieht, sollte wenigstens eines der Vorrausfahrzeuge diese Sicherheitslücke bemerken, allerding wissen viele nicht welche Aufgaben an einer roten Null dranhängen.
    Der Trend geht dahin: "Ich kann nicht in Wertung fahren, dann lass ich als Vorrauswagen die Sau raus."


    Bei dem "Aufriss", der z.B. bei einer 200er Rallye im Vorfeld veranstaltet wird (TA, Lizenz, Umweltschutz, Prädikate usw.) ist es traurig, wenn sich die Teilnehmer um die Sicherheit der Streckenposten kümmern müssen.


    Im übrigen ist es schön, wenn sich mal jemand um diese Thema sorgt und es hier anbringt.


    Gruß Sven

  • Hallo zusammen,


    ich bin der Meinung, daß es für den Veranstalter (wie im Vorfeld von Euch schon erwähnt) nicht einfach ist geschultes Personal an die WP zu stellen, da sich auch die Sicherheitspläne in den letzen Jahren geändert haben. Da wo vor drei Jahren auf einer WP 30 Leute benötigt wurden um den gesicherten Ablauf zu gewährleisten, sind es zum Teil heute auf der gleichen WP 50 Posten.
    Mich verwundert nur, daß Euch als Fahrer oder Teilnehmer dieser Punkt auffällt.
    Vor den Teilnehmern fährt die WP-Leitung, der LS und wenigstens drei Vorrauswagen die Strecke ab, da stehen die Posten schon. Wenn es die Orga nicht sieht, sollte wenigstens eines der Vorrausfahrzeuge diese Sicherheitslücke bemerken, allerding wissen viele nicht welche Aufgaben an einer roten Null dranhängen.


    Ich denke, dass zu Beginn der WP die Posten auch eher dort stehen, wo sie hingehören. Doch dies lässt im Verlauf der Prüfung dann immer mehr nach - was ich irgendwo auch niemandem verdenken kann, die Helfer möchten ja auch zugucken und trauen sich immer weiter vor. 70 Autos lang ging es ja gut. Aber auch das 71. Auto kann ausrutschen, und dann wird's plötzlich eng.


    Ich erinnere mich noch gut an eine Wikinger-Rallye Ende der 80er, Anfang der 90er (genaues Jahr vergessen), als einer unserer 205 am Ende einer langen, mit Kuppen gespickten Geraden sich verschätzt hatte - der Beifahrer war eine Kuppe zu spät dran. Also volles Rohr in den Auslauf - und dort stand, es war inzwischen dunkel und kalt geworden, das (nagelneue!) Feuerwehrauto der örtlichen Brandbekämpfer mit Allemann innedrinne bei laufender Heizung und bester Sicht. Der Einschlag war heftig. Dennoch schaffte es der Peugeot (ohne Licht) noch ins Ziel, war aber ziemlich zerstört.


    14 Tage später traf das Schreiben der Polizei ein: Vorwurf der Fahrerflucht gegen den Fahrer... - das Feuerwehrauto war angeblich schrott (klarer k.o.-Sieg für den kleinen Franzosen). Hat sich aber im Nachhinein dann schnell geklärt, der Vorwurf wurde fallengelassen.


    Gruß
    KAP

    Einmal editiert, zuletzt von kap () aus folgendem Grund: Präzisierung


  • Hast Du recht. Dennoch besteht die Möglichkeit als Teilnehmer (wenn einem so etwas auffällt) am Stopp-Punkt nen Spruch loszulassen. Macht keiner, weil alle davon ausgehen, daß sich niemand darum kümmert.
    Wir sind zu unser "Zwickauer Land" dankbar, wenn einer sagt "da steht ein Posten riskant", dann fährt der WP-Leiter mal schnell durch und stellt die Leute richtig. Das sind höchtens drei Minuten Verzögerung.
    Dazu kommt noch, daß bei manchen Veranstaltungen die Posten garnicht eingewiesen werden und auch keine Flaggen bekommen...war auch nicht so weit weg von Zwickau...


    Fazit: Wo kein Kläger-da kein Richter


    Ich kann nur sagen, daß wir uns als Veranstalter um Kritiken nach der Rallye kümmern, da bei uns dieses Jahr auch nicht alles glattgegangen ist. Ohne diese Kritik können wir nichts verbessern.


    Und wenn keiner mitbekommt, daß ein Streckenposten "falsch" steht, wird da auch keiner was unternehmen (um wieder zum Thema zurückzukommen).


    Gruß Sven:)

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