Seitenschutz in Rallyeautos

  • @ Flexi, bist du wirklich erst 13? Das mit dem aktiv fahren und dem evtl. daraus resultierenden Fahrzeugaufbau hat sich für dich dann ja wohl erledigt...
    Ich mein, du kannst ja mal versuchen deine ganzen Ideen sozusagen als "Pilotprojekt" in Österreich durchzusetzen und wenn du positive Resonanz bekommst sehen wir weiter!
    Ein gutes Mindestmaß an Sicherheit ist mittlerweilen im Reglement verankert, die Lücke mit den zertifizierten Käfigen ist wohl nicht so ideal, allerdings kenne ich praktisch kein Auto das ohne Flankenschutz fährt...
    Und die absolute Sicherheit wirds im Rallyesport einfach nicht geben!

  • Theoretisch könnte man den ganzen Hohlraum der Tür bis zum Käfig mit einer Aluminiumwaabenstruktur ausfüllen wie in der Form einer Sandwichplatte wobei es schwierig wird das Material der unregelmäßigen Oberfläche des Türbleches (o.a.Werkstoffe) anzupassen. Die Tür wird dann noch innen mit einer dünnen, planen Platte aus Kohle-Aramidfaser verkleidet. zusätzlich würde am Käfig noch eine Fläche benötigt wo diese (fast) anliegen kann, in der art wie vorhin gepostet: http://forum.rallye-magazin.de…nt.php?attachmentid=46011


    Zur verdeutlichung wie das aussieht.
    http://www.nauticexpo.de/prod/…uminium-22385-308810.html


    Hoffe ihr könnt meinen Gedanken folgen.


    Vom Gewicht her wird es auch nicht schwer sein.
    Müsste mal nachrechnen was sowas ungefähr an Energie aufnehmen kann aber diese Woche nichtmehr.


    Trotzdem könnt ihr euch hier gedanken machen wie ihr wollt, kommt ihr seitlich an einen Baum geflogen nützt euch alles was ihr da noch zusätzlich macht, nichts mehr.


    mfg
    Kai

  • Hallo zusammen,
    ich mache mir auch Gedanken zum Seitenaufprallschutz im Rallye-Auto.


    Seit nunmehr 10 Jahren bin ich im Bereich der Intervention (S-Wagen/Safety-Car/FastInterventionVehicle, siehe auch http://www.frw-motorsport.de) tätig und habe schon bei dem ein oder anderen Unfall die Folgen "mangelhaften" Seitenaufprallschutzes gesehen und mich damit auseinandersetzen müssen (Behandlung/Bergung von Betroffenen).


    Ich fahre zwar bislang noch nicht selbst aktiv Rallye, aber bin gerade dabei ein Auto aufzubauen. Die Zelle für das Auto habe ich mir nach meinen Vorgaben schweißen lassen, die auch gerade auf erhöhten Seitenaufprallschutz ausgelegt sind.
    Wie hier schon beschrieben ist, ist z.B das Flankenkreuz nicht aus einer durchgehenden, geraden und mit zwei angestückelten Streben verschweißten Kreuz gebaut, sondern aus zwei durchgängigen, im Kreuzungspunkt gebogenen Streben verschweißt. Das heißt, dass eine Strebe vom Fußpunkt der A-Säule bis zum Kreuzungspunkt und von dort wieder zum Fußpunkt der B-Säule und die andere Strebe von Unterkante Scheibenrahmen A-Säule zum Kreuzungspunkt und dann wieder zur Mitte der B-Säule verläuft. Diese beiden Streben sind so weit es ging nach Außen gedreht und im Kreuzungspunkt mittels Knotenblechen verschweißt.
    Zusätzlich ist noch eine gerade Strebe von A-Säulen-Fußpunkt über dem Schweller zum B-Säulen-Fußpunkt eingeschweißt (siehe auch angehängtes Foto).


    Ich bin am Überlegen, die Türen soweit möglich und die Schweller sowie andere Hohlräume der Fahrgastzelle mit schwer entflammbarem Bauschaum auszuschäumen, um hierdurch weitere Energie bei einem Aufprall abbauen (aufnehmen) zu können. Inwieweit das mit dem Reglement konform geht, muss ich erst noch herausfinden.


    Im Netz habe ich mal eine Umbaubericht gesehen, bei dem der Käfig seitlich noch mit Styrodurplatten o.ä. ausgepolster wurde, kann diesen Bericht allerdings nicht mehr finden (war aus irgendeinem USA-Forum, umgebaut wurde eine 3er BMW (glaube E36). Sowas könnte auch zusätzlich helfen.


    Diese Konstruktionen verbessern zwar den Seitenaufprallschutz, aber eine Versicherung auf Unversehrtheit bei einem Seitenaufprall ist das bei weitem nicht. Mir ist klar, dass bei einem heftigen Seitenaufprall (z.B. Baum mittig der Fahrer- oder Beifahrertür) kaum eine Käfigkonstruktion voll schützen kann. Selbst wenn die Käfigkonstruktion dem Aufprall einigermaßen stand hält ist fraglich, ob der Körper die G-Kräfte noch aushält.


    Beispiel (passt zwar nicht gerade perfekt auf Seitenaufprall, aber soll die Belastungsgrenzen des Körpers aufzeigen):
    Das HANS-System hat sicherlich viel dazu beigetragen, heftige Unfälle besser zu überstehen. Zu Zeiten vor dem Hans-System kam es häufiger zu Verletzungen im Bereich der Halswirbelsäule mit entsprechenden Folgen. Unfälle mit solcherlei Folgen sind durch fast flächendeckenden Einsatz des HANS mittlerweile sehr selten geworden.
    Durch die sehr gute Fixierung der Insassen in einem Rallyefahrzeug in der Kombination von Gurten, Rennsitzen und Hans-System kann der Körper die auf Ihn wirkende Energie bei einem Unfall nur noch schwer kompensieren. Das hat in letzter Zeit bei schwereren Unfällen häufig zu Verletzungen im Bereich der Lendenwirbelsäule bzw. der Hüfte geführt, da der Körper im Sitz beim Aufprall durch die gute Fixierung nicht mehr "ausweichen" kann und in der Folge stark zusammegestaucht wird. Mal sehen, was die Entwicklung der Sicherheitstechnik dem entegegenzusetzen hat. Jedenfalls gibt es schon diverse Diskussionen im Bereich der Intervention/Rennärzteschaft usw., wie man dem Entgegenwirken kann.


    Eines ist klar: Motorsport war immer und bleibt auch weiterhin gefährlich. Jeder Aktive weiß das, ob er es sich eingestehen will oder nicht.


    Trotz allem sollte man die Kirche im Dorf lassen und die Sicherheitsthematik mit gewissem Augenmaß betrachten. Man kann sich nicht vor allem schützen und das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss im Rahmen bleiben, gerade wenns um den Breitesport geht, sonst gibts in Zukunft nur noch DRM, IRC und WRC o.ä. und der "echte" Breitensport stirbt aus.


    Viele Grüße
    Volker

  • Hi Volker,


    tja... mit den gebogenen Streben hab ich auch schon öfters gesehen. Es gefällt mir auch recht gut, aber es ist für Eigenbaukäfigen m.W. nach aktuellem Reglement nicht zulässig. Für den Eigenbauer ist es auch nicht ganz einfach, die Rohre so zu biegen, da ist das konventionelle Kreuz schon einfacher zu bauen.


    Wer was gutes tun will, kann die Knotenbleche zumindest vierfach ausführen. Das ergibt dann auch eine recht glatte Fläche von innen. Ich würde mir aber auf der Innenseite ein durchgängiges Blech Wünschen. Falls die Nähte des Kreuzes reissen, würden dann nicht gleich spitze Rohrenden ins Innere Ragen.


    Bei einem zertifizierten bzw. homologierten Käfig sind solche Sachen natürlich machbar, aber bei Käfigen nach Selbstbauvorschriften befindest du dich schnell in einem Bereich, wo der TK den Kopf schütteln müsste...


    Gruss Jo

  • zumindest sieht man hier auf dem Foto wie es ohne Knotenbleche aussehn kann.


    Einmal editiert, zuletzt von Manfred ()

  • zumindest sieht man hier auf dem Foto wie es ohne Knotenbleche ausehn kann.


    Nur das Problem ist dabei dass viele die Knotenbleche "hinten" und "vorne" angebracht haben (in den spitzen Winkeln) und das hätte für den Fall vermutlich so gut wie gar nix gebracht...

  • zumindest sieht man hier auf dem Foto wie es ohne Knotenbleche aussehn kann.


    Wenn nur die Längsnähte geschweißt worden wären, hätte die Krafteinleitung nicht zum Bruch, sondern nur zum Verzug geführt.
    Problem der Vorschriften des DMSB sind teilweise Missachtung der Materialkunde von Eisenwerkstoffen...


    Ein Karosseriebauer bekommt im 1. Lehrjahr schon beigebracht, dass Schweißnähnte NUR in Längsrichtung stabil sind, wobei in Querrichtung die Bruchkräfte leichtes Spiel haben...

    Gruß Pit
    :rolleyes: Wo kein Schotter liegt, da mach ich mir welchen.. :D:cool:

  • Hallo zusammen,


    was das Thema Knotenbleche angeht, würde ich persönlich niemals ohne ein "Oberes Knotenblech" arbeiten!
    Ich baue ja nun schon seit vielen Jahren Sicherheitszellen bzw. Autos, aber leider sehe ich viel zu oft das sich viele einfach keine Gedanken machen. Bauen und zu sehen das es "günstig" wird scheint hier mehr zu zählen als die Sicherheit!





    Lg
    Andreas

  • Hi Andreas,


    das sieht gut aus. Da würde ich mich gern reinsetzen. Aber...


    Nach Selbstbauregeln sehe ich in dem Foto gleich nen ganze Menge von "nicht erlaubt".


    Sind das Eigenkonstruktionen, die du zertifizieren lässt?


    Gruss Jo

  • Hallo Joachim,


    haha ja ich lasse die Käfige immer zertifizieren!
    Was die "No goes" nach Eigenbau angeht, muss ich sagen das ich da nie wirklich Probleme hatte!
    Ist aber wohl sehr abhändig von jeweiligen Technischen der Veranstaltung, da Anhang J ja eigentlich nichts anderes vorschreibt !



    Lg


    Andreas


  • Jetzt bin ich neugierig, was is alles nicht erlaubt nach eigenbau?

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  • Jetzt bin ich neugierig, was is alles nicht erlaubt nach eigenbau?


    Moin auch,


    Löcher in den Knotenblechen sind nicht vorgesehen. Das obere Knotenblech könnte vielleicht sogar zu lang sein, da bin ich aber nicht sicher. Knotenbleche sollen sich gegenüberliegen. Ob drei Knotenbleche überhaupt zulässig sind, wäre diskussionswürdig. Ich habs eher so verstanden, dass man entwder 2 oder 4 Bleche zu verbauen hat.


    Die Sitzkonsolen auf den durchgängigen Rohren zwischen den Flankenschützen sind im Reglement so auch nicht "geplant". Da sollen Rohre zwischen Schweller und Tunnel.


    Das ist aber jetzt ausdrücklich KEINE Kritik an der Ausführung in dem Foto.


    Gruss Jo

  • Morgen zusammen,


    @ Carbon:


    Der Hintergedanke ist ein ganz EINFACHER, nur durch solche Rohre kannst du die Kräfte eines Seitenaufpralls auch wirklich aufnehmen bzw.verteilen!
    Auch ist es im Rally-Raid nötig um eine entsprechende Sitzhöhe zu erreichen!


    Aber wie gesagt gibt es zu dem Thema viele Meinungen!


    Die Knotenbleche sind laut meinen Informationen vom DMSB durchaus Zulässig, so oder so ähnlich machen wir das bei ca. 20 Autos pro Jahr! Und wie gesagt habe ich deshalb bei der Eintragung, Wagenpass Abnahme etc nie Ärger gehabt.


    Hier nochmal ein paar Bilder,






    Lg


    Andreas

  • Sitzhöhe ok, seh ich ein. Hätte da auf die Husche auch keine andere Idee.
    1. Ich hätte halt Bedenken, das die Verschraubung im Sitz bei einem seitlichen Volltreffer kolabiert (weiß aus Erfahrung das die ausreißen können).
    2. hätte ich Angst, das die Rohre beim Crash sich nach unten durchbiegen und somit sich der Gurt lockert.


    Ist aber reine Theorie. Was sagt eure FEM-Simulation zu diesen Konstellationen?

  • Hallo Carbon,


    das Einkicken der Rohre ist natürlich ab einer gewissen Schubbelastung durchaus möglich bzw wahrscheinlich, aber dennoch bietet diese Art der Versteifung deutlich mehr Schutz bei einem Seitenaufprall als ein reines "Kreuz"!
    Was das "durchbiegen" der Horizontalen Rohre angeht, gebe ich dir in der Theorie recht!
    Da wir aber diese Rohre mehrfach mit der Karosse verbinden (Doppelte Knotenblechen), ist die jeweilige freie Länge (wirksamer Hebel) doch recht klein gehalten, und damit reduziert sich diese "Gefahr" auf ein Minimum.


    Darüber hinaus bilden die Profile der Sitz-aufnahmen zugleich auch noch eine weitere Versteifung, genau genommen kann sich dieser Bereich nur dann "verschieben" wenn sich der gegenüberliegende Seitenaufprallschutz auch verschiebt.


    Um aber die "Realen" Kräfte zu simulieren müsste man erstmal festlegen wie hoch & aus welcher Richtung diese kommen, und da geht der Eiertanz auch schon los!
    Niemand kann diese wirklich festlegen, da die Summe der möglichen Unfall Szenarien einfach VIEL ZU Groß ist.


    In der FEM Analyse liegt die max Belastung im Bereich von 58 000 N +, sprich Dauerhafte Verformung von mehr als 5 mm tritt jenseits dieser Kräfte auf! Dies liegt aber nicht nur an der Rohren der Sitzaufnahme, aber da kann sich jeder seine Gedanken machen!


    Das einfache "Kreuz" macht aber bedeutend früher schlapp, bzw es bricht im Bereich des Mittleren Stoßes ( der Knotenpunkt der 3 Rohre), außerdem bietet es fast Null widerstand gegen die beim Seitenaufprall auftretenden Schubkräfte (auch hier geht es wieder um die Hebellänge)


    Lg


    Andreas

  • Hi nochmal,


    hab gerade nochmal nachgeschaut. Knotenbleche sollen eine Schenkellänge vom 2-4-fachen des (großen) Rohrdurchmessers haben.


    So gesehen wären Knotenbleche mit mehr als 200mm Schenkellänge nicht zulässig. Ich denke, das obere Knotenblech ist vielleicht einen Tick zu lang. Löcher sind nicht erlaubt.


    Aber das ist alles wurscht, wenn die Käfige eben zertifiziert sind. Dann hat der Hersteller im Grunde alle Freiheiten. Für Käfige nach Selbstbauvorschrift ist man nicht so frei.


    So elegante Lösungen wie die gebogenen und miteinander verbundenen Flankenschutzrohre fallen dann leider flach.


    Tatsache ist aber auch, dass man bei 98% der Abnahmen einfach durchrutscht, wenn die Chose nur professionell genug aussieht...


    Gruss Jo

  • was mir auf den Bildern aufgefallen ist, lt. Handbuch 8.2.2.5.2 max. 15 Grad Neigung und kein Punkt höher als 1/3 der gemessenen Türöffnung, sehe ich so schlecht?

  • Hallo


    15 grad? Von welchen 15 grad redest du jetzt genau? Und was die Türöffung angeht passt das, mag auf den Fotos ggf anders aussehen, ist aber ok! Das Auto hat einen Wagenpass und ist gerade die Silkway eine FIA Veranstaltung mitgefahrem!


    Lg
    Andreas

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