Na dann will ich auch mal meinen Senf dazu geben. Ich benutze das HANS-System, seitdem es Pflicht wurde. Ich hab erst ziemlich rumgeheult und Depressionen bekommen, weil ich schon wieder so viel Geld für mich und meinen Sohn ausgeben musste. Wenn ich nun den Helm samt HANS aufsetze, bringe ich mich noch immer halb um, weil das irgendwie umständlich ist. Auch wenn ich nun etliche Male kontrollieren muss, ob der Gurt richtig sitzt, fühle ich mich mit HANS wohler als ohne.
Wie der Fritz schon vorher schrieb, haben gute Rallyeautos mittlerweile eine sehr steife Zelle, die meist bis zu den Domen ragt. Ursprünglich wurde das mal gemacht, um die Performance der Autos zu verbessern. Es sind gegenüber früher so einige sinnvolle Steben wie Flankenschutz hinzugekommen, die der Sicherheit dienen. Die Fahrgastzelle bleibt heute selbst bei den haarsträubendsten Unfällen meist intakt. Der Nachteil: Es ist kaum noch Material vorhanden, das nachgeben könnte. Das ist meiner Meinung nach der Grund für so manchen Genickbruch, der vor der Einführung von HANS zu beklagen war. Ich gehe auch davon aus, dass die heute häufenden Wirbelverletzungen durch das HANS-System in Verbindung mit einer steifen Zelle, steifen Sitzaufnahmen usw verursacht werden. Irgendwo muss die Energie ja hin und wenn der Nacken geschützt wird, suchen sich die Kräfte das nächst schwächere menschliche "Bauteil". Aber auch wenn das schlimm ist, ist das im Vergleich zum Genickbruch vielleicht das kleinere Übel. Auch wenn das jetzt -besonders für Betroffene - blöd klingt.
Martin: Zu deinem Unfall bin ich der Meinung, dass du damals großes Glück gehabt hast. Du hast den Baum so getroffen, dass dein doch ziemlich großer BMW reichlich Energie aufnehmen konnte. Ich denke, die Belastung für den Nacken war dadurch geringer, als wenn du in einem Kleinwagen gesessen hättest. In genau diesen Fall waren die Sicherheitsvorkehrungen dem Anschein nach ausreichend. Aber ich glaube, der Loeb würde sich in einem steifen und schnellen WRC reichlich unwohl fühlen, wenn man ihm trotz aller Fahrkunst ein professionelles Kopf-Rückhaltesystem wegnehmen würde.
Was kann man tun? Keine Ahnung! Ich denke aber, dass sich der Sport etwas gewandelt hat. Dank immer besserer Aufhängungen, Fahrwerke, Reifen, Bremsen usw pfeilt man heute an der Spitze mehr an Sekundenbruchteilen. Der Speed auf Asphalt ist mit dem auf der Rundstrecke vergleichbar, früher war das vielleicht mehr improvisieren, vielleicht fährt die Spitze mehr am Limit. Ist nur mein Eindruck, der Sport ist sehr schnell geworden.