Hunsrück-Rallye 1977 -- wie alles begann
Wie, um Himmels Willen, kommt ein Norddeutscher dazu, freiwillig auf einem öden, riesengroßen Truppenübungsplatz im Hunsrück Rallye zu fahren ?
Das auch noch mit dem völlig serienmäßigen VW Polo-Vorläufer, dem AUDI 50 -mit 60 PS.
Der Truppenübungsplatz war hart.
Noch härter war es jedoch, wenn man sich im Start-Ort Idar-Oberstein z.B. in dessen Ortsteil Idar mit Einheimischen unterhalten wollte / oder mußte.
Diese sehr seltsame Sprache konnte ein Niedersachse eigentlich nur im Suff verstehen.
Also wurden entsprechende Vorräte an Alkohol gebunkert - und wenn nötig auch vertilgt....
....aber immer der Reihe nach.
Nach zaghaften Anfängen 1975 als Beifahrer wechselte der später in "Schmidtchen Schleicher" umbenannte Student 1976 auf den Fahrersitz
diverser "Bastelbuden" mit Heckantrieb. Gleich die allererste Rallye-Zielankunft brachte mit jeder Menge Gesamtbestzeiten fast einen Gesamtsieg.
Der Grund war nächtlicher Schneefall, was für einen Jungspund aus dem Mittelgebirge "Harz" das perfekt Geläuf ist. Klarer Heimvorteil ! Vorteil war auch der
relativ leistungsschwache BMW 2002ti (120PS) ,eine frühe Startnummer 12 (bei über 100 Startern) nebst vollgepacktem Kofferraum.
Dann ging das "Gebastel" los. Die Ausfälle stiegen gegen 100 %. Deshalb: Es mußte was serienmäßiges, was Kleines her. Und ein Kampf gegen gleichstarke Autos.
Und es mußte eine halbwegs bezahlbare Rallyemeisterschaft her. Der ONS-Rallye-Pokal (Vorläufer vom 20jährigen DMSB) schien perfekt. So etwa 150 bis 200 km WP-Km pro Rallye und oft auf Mischbelag, das war anspruchsvoll genug.
Also wurde der "Studentenwagen" Audi 50 mit Bilstein, Käfig, Sportsitzen, Gurten, Löscher und Unterschutz ausgerüstet und Ende Februar 1977 der erste Lauf in Hamburg unter die Räder genommen. Wenn es gut liefe, dann sollte der ONS-Pokal durchgezogen werden - falls das Geld reicht....Erneut über 100 Rallyeautos am Start am Hotel Plazza in Hamburg. Obwohl nur 60 PS zur Verfügung standen, hat es irre Spaß gemacht. Der Grundstein für die Hunsrück-Rallye war bei dem erstaunlich guten Ergebnis (siehe Foto)gelegt. Der ONS-Pokal hat uns kreuz und quer durch Deutschland geführt . Auch ins Saarland übrigens, wo ein Zahnmedizin-Student -ebenfalls mit einem Audi 50- den norddeutschen Studenten richtig alt aussehen ließ. Bei dem Namen lief es uns immer kalt den Rücken runter : S c h w e d t !
Mitte der Saison stand dann die berühmte halbe(!) Hunsrück-Rallye auf der Liste des DMSB -äh- ONS-Rallye-Pokals.
Gut 500km Anfahrt mit Opel Rekord C(!) und Anhänger durch die Kasseler Berge wurden noch locker bewältigt.
Schwieriger wurde es dann, den Sportplatz in Idar-Oberstein (von Bingen aus kommend) zu finden. Ewig dauerte die Ortsdurchfahrt. Sie hörte überhaupt nicht auf. Vorbei ging es an zig Diskotheken. Das fängt ja gut an. Bevor wir die Kupplung des auch damals schon alten Opel Caravan völlig ruiniert hatten, trafen wir tatsächlich rechts der Straße auf dem Sportplatz ein.
JuHu !
Zelt aufbauen und vorher die Lage checken. Richtig viel Platz war dort nicht. Auffällig war auf dem Sportplatz die große Anzahl an nicht deutschen Autokennzeichen. Unser sauberes Hochdeutsch konnten wir nicht oft einsetzen. Mit Englisch ging es deutlich besser und die Stimmung dort in Idar war schon irgendwie völlig anders als das, was wir sonst kannten .
Und dann erst das riiiiiesige Festzelt auf dem Festplatz in Oberstein. Dieses Festzelt wurde im Laufe der Jahre gefühlt immer größer und größer.
Die Stimmung immer genialer . Das Treiben immer bunter. Irgendwann fuhren die mit Rollschuhen um die Bühne herum und Misswahlen gab es auch.
Die Rallyeautos kurvten auch alle durch das Zelt und es war ein Zuschauer-Geheimtip : einfach die 3-4 Tage im Zelt sitzen bleiben.
Und dann erst der original I-Oer "Spießbraten". Ich sabber schon fast die Tastatur hier voll, wenn ich nur daran denke....
Und irgendwann nach dem 2. oder 3. Bierchen haben wir auch die Einheimischen verstanden...
Das ging ja gut los. Selbstverständlich hat jeder perfekt schlafen können später in seinem Schlafsack auf dem Sportplatz in Idar.
Gute Nacht!
Morgen ist Abnahme.
Training gibt's nicht.
Sonst ist ja keine Zeit zum Feiern - so ähnlich die Erklärung für den späteren "Blingflug" (ohne Aufschrieb) bei der Hunsrück-Rallye.
....bald geht's weiter
Frank