Ich finde es ganz schön, dass man in so einen journalistischen Bericht mal einen Schnitt reinschreibt, macht es interessanter...!
Trotzdem vertrete ich auch die Auffassung, dass der Schnitt nichts über Gefahr aussagt.
Ich persönlich bevorzuge eher schnelle Rallyes als durch metertiefe Schlaglöcher, 120x 90-Grad-Abzweige,...
Ja, bei der Gollert grinst Dich eben mal eine 220 km/h an- wenn es die Übersetzung hergibt, und? Es macht mir mehr Spaß und es geht nicht so aufs Auto.
120er-Schnitte fährst du eben mit nationalem Material auch nur auf vernünftig ausgebauten Strecken, gut einsehbar, breiter, damit hier und da eine Leitplanke und nicht 50cm neben dem Asphalt dicke Bäume... - nennen wir es "Bergrennen-ähnliche" Pisten, ob nun bergauf, bergab oder auf der Ebene..
Wo ist denn jetzt die Gefahr grösser? Auf der schnellen Autobahn oder der kurvigen Landstrasse...
Ich persönlich habe mehr Respekt vor solchen Teilstücken, wo die Piste eben nur marginal breiter ist als das Auto, daneben ein tiefer Graben oder eben massive Bäume. Und nichts anderes ist das Stück zwischen Krauthausen und Ütteroda, wo das Team abgeflogen ist.
Auf solchen Teilstücken hast du sicher auch mal einen Geschwindigkeits-Peak drin, aber fährst eben eigentlich nur einen 75er-Schnitt.
Es lag doch hier auch gar nicht an der breite der Piste oder der Geschwindigkeit +/- 5 km/h,..., sondern an der Kuppe! Sowas ist nunmal immer gefährlich.
Ja, die Anfahrt ist hier nicht ohne, Baken ( absolut richtig so ) zwingen zu einer anderen Linie und Anfahrt ist nicht orthogonal, das gibt ein bißchen mehr Dynamik im Auto. Ob man nun nen halben Meter hoch abheben und 15 m weit fliegen will oder nicht, entscheidet jeder selbst - auch aufgrund seiner Einschätzung und Technik ( Fahrwerk,.. ). Fakt ist, eine Kuppe ist immer gefährlich, egal ob es dahinter gerade weiter geht ( verleitet natürlich zum Stehenlassen ) oder zeitnah eine Kurve,... kommt. Das war bei Janina eine Kuppe, bei Marcel ebne hier auch, bei Heiko eine Kompression mit einer Welle im Kurvenbogen, ..., also alles was zur Geschwindigkeit hinzukommt... In Grabfeld gab es 2014 auch einen anderen Unfall, der ging ( nicht unbedingt schnell ) frontal gegen was Hartes,... irgendwo sind nunmal Grenzen, was Autos oder / und der Körper aushalten...
Hier bei der Gollert kamen mehrere Sachen zusammen - andere lagen da auch fast im Gebüsch, aber das nun in den unzertrennlichen Zusammenhang zu bringen mit irgendwelchen Schnitten ist Quatsch.
Die 123 km/h sind von einer ganz anderen WP, die ich für unkritisch halte - verzerren das im Kontext vielleicht etwas...
Nein, Rallyes müssen nicht noch schneller werden, werden sie ja auch nicht absichtlich gemacht!
Du bist nun heute mal mit nem M3 bei 180, wo vor 30 Jahren ein 353WR bei 130 war - das Weg-Zeit-Problem der menschlichen Biologie ist aber noch immer gleich.
Stellen wir uns doch mal die Frage nach dem Material... Ich staune oft schon nicht schlecht, was hier so aufgefahren wird!
Die aktuellen Autos sind ohnehin in der Serie schon potenter ( Motoren-Technik,.., Fahrwerksanbindungen ). Dann schnallt man noch ein 8.000 Fahrwerk drunter, ein paar internationale Reifen für 400,-€ das Stück, lässt sich noch für mehrere Tausend Euro ein Dogring nebst Sperre und Übersetzung bauen, klemmt da eine 6-Kolben 18-Zoll-Bremse dran und versenkt im Motor noch die restlichen Tausender für 30% mehr Leistung...
Wenns nicht gerade ein Werks-Auto ist, trägt dann wer die Gewähr, dass es fahrbar bleibt - auch im Grenzbereich?
Selbst wenn das alles super funktioniert, fährt man wie oft im Grenzbereich mit dem "Ofen" und verfügt über genug Routine, es ( fahrerisch und von der Einschätzung ) zu 99% im Griff zu haben? Auch Profis in der nationalen Szene ist schonmal die Piste ausgegangen und das nicht mit Absicht...
Testen, Training,.. ist teuer, wird oft unterschätzt,... Lizenzen kannst du heute kaufen.... - ich meine drin liegt mindestens genauso viel Gefahr.
Wenn ich die Reifen-Experimente am Samstag gesehen habe und dann aber noch das Smartphone via Livetiming zum ( noch ) schneller fahren animiert, wird's gefährlich!
Ja, die Pisten sind ANSPRUCHSVOLL, aber das wollen doch alle Rallye-Fahrer... , das Wetter ( auch wenn das immer als notwendiges Klischee stilisiert wird ) war doch rallye-like, eine Wechsel zwischen "bumpy", schnell und selektiv gab es auch.... - alle Zutaten waren da.
Das am Fahrwerk mal was bricht, ein Reifen platzt oder man sich ( eventuell schon beim Aufschrieb ) verschätzt oder eben nur die Sonne blendet, passiert und wird man nicht ausschließen können!
Genau das ist die Gefahr und der sollte sich jeder bewusst sein - irgendwie ist es doch auch der Reiz, was uns Rallyefahrer so als harte "Fahrer" über die Rundstrecken-Heinis lächeln lässt...
Auch ich habe schon mal ein Auto weggeworfen, soweit ich mich entsinne auch nicht absichtlich, unterlag somit auch einer der vielen Möglichkeiten.
Es ist doch müssig...
Wer generell das Risiko nicht eingehen will, fährt nicht Rallye.
Wem es beim Aufschrieb zu schnell erscheint, fährt langsamer oder wenn er sich im Wettbewerb nicht 100% wohlfühlt, hört auf... - davor hab ich Achtung!
Wer aber Gas gibt, geht ein Risiko ein...., wobei jeder sicher aus Selbsterhaltung bemüht ist, dieses gering zu halten!
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