Was hat ein Streckenposten mit der Thematik zu tun?
Der Streckenposten hat sehr viel mit der Thematik zu tun. Denn er bekommt in der Regel als erster mit, dass ein Unfall passiert ist. Selbst wenn sein Standort es nicht zulässt, den Unfall zu sehen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er den Einschlag in die Bäume akustisch mitbekommt, sehr hoch. Und er hat -anders als ein Teilnehmer- die Gelegenheit, den Unfall unverzüglich an die WP-Leitung zu melden und bei Bedarf den Arzt und Rettungswagen anzufordern.
Nach allgemeiner Rechtslage ist im üblichen Straßenverkehr der nächste Verkehrsteilnehmer zur Hilfe verpflichtet. Deswegen wurden im Fall Vogelsberg und auch jetzt so harte Urteile gesprochen. In der Realität im Rallyesport ist aber wohl die Rettungskette des Veranstalters mit den Elementen Sportwart-WP-Leiter-RTW-Notarzt in allen Fällen außer beim Ausbruch eines Feuers die effektivere Lösung. Im speziellen Fall des Vogelsberg-Unfall mit Rückenmarksverletzungen wäre sogar jeder Bergungsversuch eines medizinischen Laien für die Beteiligten fatal gewesen.
Insofern ist es schon seltsam, dass in den über 40 Jahren, in denen ich den Rallyesport beobachte und über viele Jahre selbst betrieben habe, diese Vorgehensweise, Teilnehmer trotz nicht eindeutiger Beweislage dermaßen drastisch zu bestrafen, erst in den letzten Jahren aufgekommen ist. Liegt es möglicherweise daran, dass die Veranstalter immer mehr Schwierigkeiten bekommen, freiwillige Sportwarte zu bekommen und dass sie erkennen, dass ihre eigene Rettungskette, die jahrelang nahezu perfekt funktioniert hatte, aus Personalmangel nicht mehr funktioniert?
Wenn man sich dann darin erinnert, dass der gleiche DMSB, der jetzt über die Berufung zu entscheiden hat, Sportwarte bis hin zu lebenslanger Sperre sanktioniert hatte, die ihren ehrenamtlichen Einsatz bei einer Rallye des „falschen Verbands“ geleistet hatten, dann fällt es einem wirklich schwer, deren Welt noch zu verstehen.