Lancia in der Rallye-WM 1974

  • Ich sag Dir einmal das, was ich aus dem Stegreif weiß:


    Fulvia, wie Du richtig gesagt hast, wurde bei der Safari-Rallye 1974 eingesetzt (Sandro Munari, Platz 3). Was mir sonst noch einfällt: Rallye San Remo, 1. Platz Sandro Munari/Lancia Stratos, Simo Lampinen/Lancia Beta nicht teilgenommen, da eine Stunde zu spät beim Start. Rallye Rideau Lakes/Kanada 1. Platz Sandro Munari/Stratos, Lampinen/Lancia Beta: Platzierung müßte ich nachsehen, RAC: 3. Platz Sandro Munari/Lancia Stratos, Lampinen/Lancia Beta: Plazierung weiß ich nicht auswendig, auf jeden Fall unter den besten 10 (vielleicht eh Platz Zehn). Man sagt, Simo Lampinen hätte den niedrigen Stratos nicht wollen, weil er mit seinem invaliden Fuß, der von einer Kinderlähmung stammte, darin Schwierigkeiten gehabt hätte, daher fuhr er nach dem Ende der Fulvia meist den Beta.


    Ich werde das aber sicher noch genauer herausfinden, habe zu Hause jede Menge alte AUTOREVUE-Hefte und einen "Tiefflieger" von Herbert Völker (1973/74).


    Herzlichst


    Andi Lugauer

  • Grüß Dich, Uwe!


    Bin leider noch immer nicht bei meinen schlauen Unterlagen. Bei der TAP-Rallye Portugal bin ich mir nicht sicher, ob Lancia angetreten ist. Finnland definitiv nicht, ich denke, dieses Pflaster wurde in den Siebziger Jahren kategorisch von den Lancisti gemieden. Werksfahrer Lampinen fuhr dort immer Saab, und Munari - man weiß ja, wie schwer sich Nicht-Finnen (und vor allem Südländer) im Land der 1000 Seen tun. Und vor allem mit dem Stratos mit dem kurzen Radstand und der schweren Maschine im Rücken wäre das ein Desaster geworden. Und ob da bei den vielen Sprüngen nicht vielleicht die Plastikverkleidung schon auf der ersten SP davonfliegen würde...(da gab es ja bei einigen Rallyes tatsächlich Schwierigkeiten, vor allem in Kenya).


    Erstaunlich trotzdem, wie Lancia das große Fiat-Werksteam in der WM schlagen konnte. Sicher ein wenig auch durch Fiat-Eigentore, mit Monte Ceppo bei der Rallye San Remo als desaströsem Höhepunkt.


    Vielleicht kann ich heute vor dem Schlafengehen noch ein paar Infos hervorkramen.


    Alles Liebe!

  • Lieber Uwe!


    Irgendwie bin ich gestern nicht mehr dazu gekommen, aber ich denke, ich finde da schon noch ein klein wenig was, da bin ich mir sicher.


    Ich bin selber auch Modellwagen-Sammler, habe allerdings nur wenige Rallyewagen. Darunter ein früher Kadett von Jean Ragnotti, zwei handsignierte Escorts von Hannu Mikkola, ein Mäkinen-Escort von 1975, ein Röhrl-Capri, zwei Renaults der Paris-Dakar-Fahrer Marreaux und ein paar andere.


    Meine Beziehung zum Rallyesport reicht tatsächlich schon etwas weiter zurück. Der Beginn war im Grunde genommmen, als ich als Elfjähriger in der Schule einen Vortrag mit Filmvorführung von einem unserer Lehrer gesehen und gehört habe. Das war im Jahr 1984. Da habe ich zum ersten Mal erfahren, daß es in meiner unmittelbaren Umgebung eine Rallye geben würde, die Semperit-Rallye (die heutige Waldviertel-Rallye). Bis dahin dachte ich ja, Rallyes gäbe es nur irgendwo ganz weit weg, vielleicht in Afrika oder sonst irgendwo in der Wüste oder in der Savanne. Was ich so herrlich an Rallyes fand, war neben dem, daß man da irgendwo auf Feldwegen im Dreck schleuderte, das, daß man im Grunde genommen mit einem umgebauten Straßenauto mitfahren konnte. Und als ich wenige Tage darauf meine erste Rallye sah und da alles Mögliche herumfuhr, von Opel Ascona, Ford Escort über Porsche, BMW, Mazda RX7, Renault 5, Golf GTI, Lada, Talbot Lotus, Saab 96 bis hin zum Käfer, da sagte ich erst recht: Das ist ein Hammer, das sollte man öfter sehen.


    Ich habe mir Rallyes im Fernsehen angesehen, so oft ich konnte, habe jeden Zeitungsbericht und jede Zeitschrift aufgehoben, wo über Rallye geschrieben wurde. Die Gruppe B und deren Extremversionen habe ich kritisch hinterfragt, denn für mich war Rallye etwas anderes als Rundstrecke, das dürfte dann auch nicht so extrem sein. Obwohl ich doch beeindruckt war von Walter Röhrl mit dem Audi Sport Quattro S1, der ein Jahr nach meiner ersten Rallye bei uns in Waidhofen gefahren ist. Aber auch die Konsequenzen der FI(S)A, so fand ich, konnten nicht der Weisheit letzter Schluß sein. So fand ich zunehmend größeres Gefallen an den Rallyes der Siebziger Jahre. Als Jugendlicher begeisterte mich vor allem Timo Mäkinen, weil das ein richtiger Herr war, wenn Du verstehst, was ich meine. Als Fahrer ein Ausnahmekönner, ein aufrechter Charakter, aber absolut unaufdringlich. Ein wegen seines Fahrstils attraktiver Teilnehmer, kumpelhaft zu seinen Fans und zugleich eine couragierte Kämpfernatur. Kein Wunder, daß Timo Mäkinen und Walter Röhrl oft miteinander verglichen werden, denn da gibt es tatsächlich viele Gemeinsamkeiten.


    Seit der 3-Städte-Rallye 1993 sehe ich mir fast jede Rallye zur österreichischen Staatsmeisterschaft vor Ort an, gelegentlich fahre ich auch zu Rallyes im Ausland (etwa Barum-Rallye oder Saturnus). Und natürlich hat sich einiges an Literatur angesammelt, ich habe mir auch einige alte AUTOREVUE-Ausgaben nachsenden lassen. Zweimal war ich auch bei der Deutschland-Rallye, auch im ersten Weltmeister-Jahr. Aber die Rallyes, die ich am meisten genossen habe, waren die Semperit-Rallye 1993 (wegen der langen Schotterprüfung "Langauer Forst"), die Steiermark-Rallye 1994 (wegen des unerwarteten Schneeeinbruchs) und die 3-Städte-Rallye 1996 (ein Starterfeld, das zumindest optisch fast der WM glich, und ein Dieter Depping auf Schotter ist bei aller Hochachtung spektakulärer als ein Colin McRae auf Asphalt). Mein persönlich größter Erfolg war, als Rallycross-Staatsmeister Gerhard Bufler mit einem Skoda Favorit auf einer Wertungsprüfung der Mobil-Rallye die Drittschnellste Gesamtzeit fahren konnte. Dem wollte ich zu einem Auto verhelfen, in der Folge habe ich auch seine Pressetexte geschrieben.


    Wenn Du näheres über meine Aktivitäten lesen willst, kannst Du ja einmal auf http://www.sideways.at gehen. Du kannst Dich auch an meine private Email-Adresse wenden (erich.lugauer@gmx.at). Fest steht: Rallye ist jedesmals aufs Neue ein großartiges Erlebnis.


    Herzlichst


    Andi Lugauer

  • So, mein Freund, jetzt können wir etwas tiefer ins Detail gehen. Bei der Safari-Rallye fällt auf, daß neben Munari/Drews auch Mehta/Doughty mit einem Fulvia HF 1600 am Start waren. Sie scheinen aber unter den besten Zehn nicht auf, wahrscheinlich sind sie ausgefallen. Ein Höhepunkt war natürlich die San Remo-Rallye, wo es richtig los ging mit dem Stratos und wo das mit sieben Spider Abarth angetretene Fiat-Werksteam dermaßen Selbstverstümmelung betrieben hat, daß Herbert Völker seine Story darüber mit "Heute Nacht wernd Fiat gschlacht" betitelte. Munari/Manucchi siegten bei der Premiere des Stratos überlegen, Shekar Mehta, der sich in der letzten Zeit nicht mit Ruhm überhäuft hatte, fuhr dort mit einem Lancia Beta Coupé immerhin auf Platz 4. Amilcare Ballestrieri hatte den zweiten Werks-Stratos bei einem Ausritt beschädigt, während Simo Lampinen mit dem 16-Ventil-Beta erst gar nicht antreten durfte, weil sein Beifahrer John Davenport, der spätere Rover-Teamchef, die Korrektur der Ausschreibung nicht gelesen hatte und er seinen Fahrer eine Stunde zu spät zum Start dirigiert hatte.


    Auch das Ergebnis der Rally of the Rideau Lakes ließ nichts an Eindeutigkeit zu wünschen übrig. Sandro Munari auf Stratos siegte trotz schwerer Übelkeit, Simo Lampinen und John Davenport mit dem Beta-Coupé in der Vierventil-Version fuhren auf Platz zwei (Stallorder zugunsten von Munari). Über das Schicksal des dritten Werks-Lancia von Pregliasco ist mir nichts bekannt (ebenfalls ein Beta-Vierventiler).


    Dagegen mußte Lancia bei der Press-On-Regardless-Rallye eine Niederlage einstecken: Pregliasco (diesmal mit einem Zweiventil-Beta) war zuerst die Motoraufhängung in Trümmer gegangen, nach und nach hatte er dann ein Teil nach dem anderen verloren, Sandro Munari verzeichnete im Straßengraben der vorletzten SP einen gerissenen Stoßdämpfer, der bei seinem Hinscheiden auch noch gleich den Verteiler k.o. geschlagen hatte (so steht es wörtlich im Autorevue-Bericht vom Dezember 1974). Simo Lampinen und John Davenport retteten die Lancia-Ehre mit Platz Vier (wieder mit dem Beta-Vierventiler).


    Relativ versöhnlich war der Saisonausklang bei der RAC-Rallye: Gegen den dort übermächtigen Timo Mäkinen mit dem Escort RS BDA kam er zwar nicht an, auch nicht gegen den hartnäckigen Verfolger Stig Blomqvist (noch immer auf Saab 96), aber Platz 3 war für die Verhältnisse von Sandro Munari und seines Stratos bei dieser schwierigen Rallye mit den vielen wechselnden Bedingungen mehr als hervorragend. Wie ich es geahnt hatte, wurde Simo Lampinen mit dem eher konventionellen Beta Coupé Zehnter gesamt, wohin es den zweiten Werks-Stratos von Ballestrieri (mit dem legendären Gerry Phillips als Co!) verschlagen hat, darfst Du mich nicht fragen.


    Bemerkenswert ist, wie viele unterschiedliche Fahrer bei dieser 4000 Kilometer langen (davon 800 km SP) RAC-Rallye von 1974 Bestzeiten fahren konnten: Immerhin 17, darunter viele, kann man sagen, namenlose Privatfahrer (Wer kennt beispielsweise einen Herrn Rockey oder einen Herrn Grierson?). Und das, obwohl die Rallye keinesfalls amateurhaft war. Die Konkurrenzverhältnisse erst recht nicht. Hinter Sandro Munari kamen in der Endwertung noch Stars wie Björn Waldegaard, Walter Röhrl oder Roger Clark. Wobei Walter Röhrl den Nachteil hatte, daß er im Gegensatz zu den meisten anderen im Spitzenfeld fast nie englische Rallye fuhr - und ihm somit auch wertvolle Streckenkenntnisse bei dieser geheimen Rallye fehlten.


    Das Einzige, was ich nicht nachsehen konnte, war die TAP-Portugal-Rallye 1974, aber unter den ersten 5 scheint dort zumindest kein Lancia auf, sondern fast nur Fiat Spider. Bei der 1000-Seen-Rallye kann ich mir, glaube ich, das Nachsehen sparen.


    Wenn ich mir eine Rallye von früher aussuchen könnte, die ich mir ansehen könnte, dann würde ich ein wenig unschlüssig zwischen RAC-Rallye 1974 und RAC 1976 hin- und herwanken. Alpenfahrt 1973 wäre wahrscheinlich auch nicht zu verachten.


    Grüße


    Andi Lugauer

  • Hi,


    ein Freund hat unter meinem Account gepostet. Irgendwie war da was mit dem Link seltsam.


    Ich habe seinen Text jetzt mal rausgenommen und er wird seinen Text dann noch mal unter seinem Namen posten... ;)

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