AvD Histo-Monte 2022 - Wie ist es gelaufen?

  • Nach einer Woche wieder zu Hause finde ich endlich Zeit um von der diesjährigen Histo_Monte zu berichten...

    Nach unseren Erfahrungen aus der Ypres Historic Regularity 2021, wurde der Fiesta zur Histo-Monte 2022 nochmals etwas modifiziert. Das betraf in erster Linie Beleuchtung und Kühlung. Da wir in Ypern teilweise mehr schlecht als recht nachts bei starkem Regen durch die Gegend gefahren sind (zu schwaches Licht) wurden danach zwei ordentliche LED Zusatzscheinwerfer von Hella in klassischer Optik montiert.

    Der Serienkühler wurde bei einer Kühlerbaufirma in MG-Rheydt durch einen kompletten Neubau ersetzt. Der ist jetzt vollständig aus Metall mit größeren Wasserkästen (dadurch mehr Wasserinhalt) und mit einem Hochleistungsnetz versehen.

    Danach folgten noch einige Testfahrten, vor allem bei Dunkelheit. Nach einer abschließenden Inspektion wurde dann das Auto zur Abfahrt nach Rothenburg verladen.

    Dann kam der erste Schock, als uns der Veranstalter per EMail kurzfristig mitteilte, das alle Teilnehmer als erstes in Rothenburg einen Schnelltest machen müssen, weil man ohne diesen das Rathaus zur Dokumentenabnahme nicht betreten darf.

    Wir sind mit gemischten Gefühlen dann Montagmorgen aufgebrochen, immer im Hinterkopf, was passiert wenn einer von uns Positiv getestet wird. Nicht auszudenken. Dort Mittags angekommen, war das dann der erste Schritt - zum Testzentrum. Dieses war 3 Stunden ausschließlich für die Teilnehmer geöffnet, aber die Orga war trotzdem leicht chaotisch. Egal, ich mach es kurz, wir waren beide negativ getestet, Puuh, erstmal durchatmen, der Rest war dann relativ schnell erledigt.

    Doku-Abnahme, danach zum TÜV-Süd, Startnummern aufkleben, GPS Tracker wird eingebaut und technische Abnahme auf der Prüfbahn. Beim warten auf den TÜV habe ich mir schonmal die beiden Roadbooks (120 und 200 Seiten stark) angesehen.

    Aus der Erfahrung unserer letzten Histo-Monte vor 3 Jahren, war mein Ansinnen, das ich alle Strecken im Hotel bis Dienstagnachmittag markiere, womit ich dann direkt Montagabend am Hotelschreibtisch angefangen habe. Dienstag stand dann noch die Eichstrecke und das Fahrerbriefing mit Lehrgang auf dem Programm. Es war jetzt halb vier, ich hab mich noch ne halbe Stunde auf Bett gelegt, Roadbook 2 war noch nicht fertig, ich hatte das abgebrochen, weil ich nach 4 Stunden vormittags Strecken markieren nur noch Landkarten vor Augen hatte.

    Dann endlich, die Anspannung steigt, es geht auf 17 Uhr zu und zum Prolog, ca. 105 Kilometer lang mit 3 GLP´s.

    Alles lief gut, Licht hervorragend, Trip funktionierte super, Wegfindung bei Dunkelheit auch (ich hatte die drei GLP Prüfungen in Chinesen umgeschrieben).

    In der letzten GLP sind wir trotzdem einmal kurz in einer Rechtskurve in ein Gehöft abgebogen, da waren wir nicht alleine, das ist einigen auch passiert, was ich an den Bremsspuren vor der Kurve gesehen habe.

    Aber sonst war alles für uns okay. Zurück nach Rothenburg, sofort ins Hotel und weiter Roadbook fertig machen. Dann spät kamen Online die Ergebnisse vom Prolog. Platz 25 von 67 Autos, da waren wir zufrieden und ich erleichtert, das sich meine ganze Vorbereitung soweit ausgezahlt hat.

    Die Nacht war kurz, ich hatte schlecht geschlafen, denn ich war schon voll im Rallye-Modus. Dieses Phänomen hatte ich schon in Ypern, ich ging mit Rallye im Kopf abends ins Bett und wachte morgens sofort mit Rallye im Kopf wieder auf. Während der Fahrer noch pennt, denke ich schon daran: Frühstück-wie lange?, Aus- Checken aus Hotel, Klamotten ins Auto, dann dem Hausmeister des Hotels bescheid sagen das er um sieben Uhr den Stellplatz am Hotel aufschließt, denn unsere Startzeit war 8:02 Uhr.

    Also, Fahrer wecken, aufstehen, Frühstück, zum Auto, alles verstauen, Startpilot, Motor starten, und los zum Marktplatz um die Aufstellung nach Startnummern zu nehmen.

    So ging unser Abenteuer los, nach ca. 280 Kilometern kamen wir zum Mittagessen und Regrouping in Freudenstadt an. Die Autos parkten dort auf dem größten Marktplatz Deutschlands eng beieinander, tolles Wetter, viele Leute die sich interessierten und es gab gutes Essen gegenüber vom Marktplatz.

    Nach dem Restart dann für mich das erste Highlight des Tages. Die Ortsdurchfahrt mit Halt in Haslach im Kinzigtal und die beiden noch verbleibenden Prüfungen des Tages - Berg Kandel und Schauinsland.

    In Haslach war ein 20minütiger Halt eingeplant, und ich hab mich sehr gefreut das der Andreas, den ich hier aus dem Rallye-Mag Forum kenne, jetzt persönlich getroffen habe, Der hatte sich sich aus seinem Wohnort aus auf die Socken gemacht um das Starterfeld in Haslach zu sehen und um uns zu treffen.

    Der kurze Halt war dann vorbei und es ging zum Berg Kandel. Ich hatte so richtig Bock auf Schnee und Eis, aber die Strecke war frei und nur nass. Freundlicherweise hatte mir das der Andreas schon in Haslach erzählt. Die darauffolgende Prüfung "Schauinsland" ging auch ohne Schnee über die Bühne. Dort waren wir 24. von 67 und so beendeten wir den Tag als 32. im Gesamt.

    Am nächsten Morgen in Freiburg, der erste Blick auf die Startzeiten und das Klassement, wieder Strafpunkte kassiert weil wir geheime DK´s nicht angefahren sind, ich bin ehrlich, ich und mein Fahrer wir haben auch keine gesehen. Das ist ein Problem das wir unbedingt angehen müssen. Ich möchte weiter nach vorne kommen!

    Donnerstagmorgen ging es dann für uns um 7:30 Uhr los, erstmal eine Tankstelle anfahren, bevor es zur 14. GLP ging. Dort waren wir 16. von 67 und danach ging nach Rheinfelden zur Schweizer Grenze. Dort durften die Rallyeautos, wie schon vor drei Jahren, über die historische Brücke fahren, viele Zuschauer waren da, das Wetter war gut. Durch die Schweiz fährt man ohne Prüfungen nur durch, bis auf eine DK in St. Ursanne. Dort gabs einen leckeren Espresso und danach weiter Richtung Frankreich.

    Dann kam die Situation, wo Freude und Ärger nahe beieinander liegen. Erstmal Freude: GLP 17 "Col de la Republique" 9. im Gesamt. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht als wir zum Mittag am LeLac in Malbuisson ankamen. Mit Blick auf die Uhr hatte ich es schon befürchtet das wir dort zu spät waren. Wir sind immer zügig im Rahmen der Geschwindigkeitsbeschränkungen unterwegs gewesen, haben nicht getrödelt, aber wir haben nochmals tanken müssen und haben ca 14 - 15 Minuten in einer Stadt vor Malbuisson im Stau gestanden. Die Jungs an der ZK im Hotel LeLac sagten mir, das etliche Autos dort zu spät waren und ich dachte, okay, vielleicht geben sie bei so vielen Autos zu spät noch Zeit drauf, eben weil wir nicht die einzigsten waren.

    Ja, Pustekuchen, am nächsten Morgen dann die Ernüchterung, über 10 Autos haben wegen zu spät kommen an der ZK Strafpunkte kassiert. Wieder was gelernt - beim nächsten Mal mach ich einen schriftlichen Einspruch zur Überprüfung. Jetzt war es dafür zu spät. Es kann nicht sein, das man auf den Verbindungsetappen ordentlich Gas geben muss um das Zeitfenster zu schaffen. Ohne den Stau wären wir und sicherlich andere auch pünktlich gewesen. Egal, abgehakt, den Donnerstag beendeten wir als 28. von 67 Fahrzeugen.

    So ich mach jetzt Schluss, ist spät - morgen dann der zweite Teil "Wie ist es gelaufen?"

    Einmal editiert, zuletzt von J.-M. ()

  • Wie ist es gelaufen - Teil 2

    Freitagmorgen hieß es früh aufstehen, unsere Startzeit war 7:43 Uhr am Lac de Bourget in Aix les Bains. Beim Aufwachen galt mein erster Gedanke der Tatsache, das etliche Autos in der Tiefgarage des Hotels Tulip über Nacht geparkt waren (unserer auch) und ich malte mir das Chaos aus wenn alle losmüssen. 3 Mini-Croissants mit Marmelade und Kaffee mußten reichen, es mußte schnell gehen, runter ins Auto, Motor an und los. Den Abgasgeruch der ganzen Autos nach dem Kaltstart, den kennt man von den modernen Autos schon gar nicht mehr.

    Nach Chinesenzeichen gings dann zur Uferpromenade pünktlich zum Start, super geklappt. Dann die erste Tagesprüfung "Col de Granier" mit Schnee und Glatteis in den Kurven, endlich mal etwas schwieriger, mein Fahrer war voll konzentriert - Platz 28.

    Dann die nächste Prüfung "Pas de Croquet" - typische Monte Bedingungen mit Schnee, Eis und Nebel. Der Beginn der Messung nach dem Start wurde verlängert, nach Absprache mit meinem Fahrer vorher wurde vereinbart - das sind die Wetterbedingungen die wir haben wollen - wir versuchen jetzt das Beste rauszuholen. Nach 650 Metern waren wir trotz Sichtweiten von nur 10-15 Metern im Schnitt, ich sagte die Strecke aus dem Roadbook so gut es ging an und wir blieben bis zum Ende im Schnitt. Das wird ein gutes Ergebnis werden - hätte werden können. Abends erfuhren wir, das diese GLP neutralisiert wurde, das ärgerte mich.

    Dann Mittags in Sisteron - heiliges Land für jeden Rally Fan - und ich als Monte Fan seit Menschengedenken mittendrin. Supergeil - diesen Felsen an der Brücke mal live zu sehen. Dann schon die nächste Freude, "Col de la Saint Raphael" (Monte Prüfung) 7. von 66 Autos.

    Es wurde jetzt immer besser, vor allem hatten wir gemerkt das unsere LED Schnittüberwachung noch zu ungenau ist um auf "Null" zu fahren. Ich hab dann angefangen meinem Fahrer den Average Speed vom TerraTrip auf die Kommastelle genau vorzulesen. Das machte sich bezahlt - Tageswertungsergebnis vom Freitag: 21.Platz von 67 Autos noch im Wettbewerb.

    Und wieder Strafpunkte wegen Auslassens einer DK, aber das hatten wir schon.

    Highlight war noch die die GLP 27 "Col de Bleine" bei Nacht und Nebel, so muss Monte sein, man sah nicht wirklich viel, aber der Gedanke das hier schon die Weltspitze der Rallyewelt darübergefahren ist, wird für mich unvergesslich bleiben.

    In meinem normalen Umfeld zeigen die mir sowieso einen Vogel - da bezahlt man eine Schweinekohle um Nachts im dichten Nebel über einen Bergpaß zu fahren, deshalb erzähle ich das auch nur hier im Forum. die meisten wissen schon was ich meine.

    Ebenso die Schlucht von Aiglun, es herrschte dort kein Nebel, aber es war leider schon dunkel als wir dort ankamen, mir blieb bei halb geöffneten Fenster nur der tolle Sound unseres Fiestas knapp an der Felswand entlang.

    Dann Samstag, mein persönlicher Highlight-Tag. Schon die Prüfungsnamen machten mir eine Gänsehaut: GLP 29 "Col de la Madone, GLP 30 "Col de Castelion-Sospel", "Col de Langan, San Romolo usw.

    Wetter war jetzt frühlingshaft, gute Sicht, Wegfindung war gut, aber teilweise sehr schlechte Strassen in Italien, viele Schlaglöcher, auch in den Prüfungen und teilweise sehr eng.

    Wir verfeinerten weiter unsere Fahrweise mit dem Schnitt vorlesen und dann kam die vorletzte Prüfung, wir waren gut unterwegs, in einer Rechtskehre kam uns ein Einheimischer entgegen und schneidet so die Kurve, das uns kein Platz blieb und - Bumms - Ecke Fiesta links in Kotflügel BMW links. Ich nehme es vorweg, Fiesta: Halter vom Zusatzscheinwerfer links verbogen und Haubenschanier verzogen, BMW: Kotflügel platt.

    Nachdem sich nach 3 Minuten der Fahrer des BMW beruhigt hatte und mein Fahrer ihm erklärte, wer wo auf der Strasse fahren muß, war das Problem gelöst, aber die gute WP Platzierung die war natürlich im Eimer.

    Im Ristorante "Dall´Ava" in Romolo gabs auf den Schreck erstmal eine erstklassige Lasagne, danach folgte die letzte, die Abschlußprüfung GLP 33 nach Perinaldo.

    Dort waren wir 8. im Gesamt und wir fuhren anschließend zufrieden nach Monte-Carlo.

    Dort herrschte ein Verkehrschaos, bis wir endlich am Hafen ankamen.

    Es war geschafft, 1950 Kilometer lagen hinter uns, zum zweiten Mal war ich in Monte-Carlo mit unserem Fiesta der außer einem ausgeschlagenen Spurstangenkopf keine weiteren Wehwehchen hatte.

    Er hat auf der gesamten Tour kein Problem bereitet oder gemuckt, das einzige was wirklich nervt ist der kleine Tank, in Südfrankreich und auch in Italien kann das zu Problemen führen, deshalb haben wir immer zwei gefüllte Reservekanister dabei.

    Bei 35 Liter Tankinhalt und ca 12-13 Liter Verbrauch muß man die Distanzen zwischen den Tankstellen im Süden gut planen.

    Am späten Nachmittag waren wir dann zurück in Cannes in unserem Hotel.

    Am Abend zur Siegerehrung kam nochmal große Freude auf, als wir sahen, das wir den 21. Gesamtplatz vom Freitag trotz des Unfalls nicht verloren haben. Somit waren wir im ersten Drittel, es kamen 67 Autos ins Ziel und wir bekamen insgesamt 790 Strafpunkte. Gefreut hat uns auch noch, das wir in der Mannschaftswertung mit der RG Düren den dritten Platz erreicht hatten. Innerhalb der Mannschaft waren wir zweiter nach dem Holger im Alfasud.

    Die Histo-Monte 2022 war damit vorbei, es hat einen Riesenspaß gemacht, wieder tolle Leute kennengelernt und durch eine grandiose Landschaft gefahren.

    Bedanken muß ich mich als allererstes bei meinem Chef und Fahrer Helmut Hess, der mit seinen 71 Jahren immer noch Spaß an der Sache hat und ich mit ihm das alles erleben darf, meiner Frau Iris, die das alles wie immer unterstützt und mir bei der Vorbereitung hilft, Thomas und Andrea, die uns begleiteten, falls mal was passieren sollte und unseren Mannschaftkollegen Hanns und Resi im Opel Commodore und Stephan und Udo im Subaru Impreza.

    Die Vorbereitungen für die nächste Veranstaltung laufen schon, im August geht es im Rahmen des "Olympia Rallye Revival 2022" von Kiel rund 2300 Kilometer nach München, bis dahin Gruss Jörg

  • Tolle Story! Da kann man bisl mitfiebern ! Da hast gut was erlebt, keine Langeweile! Der Mäkinen aus dem Forum hier war auch in Hasslach! Warum wurde die GP neutralisiert ? Wenn Ihr doch durchgekommen seid, war doch alles gut ? Solche Stories von den Aktiven fehlen hier noch mehr, grad wenns große Veranstaltungen sind, auch Bestzeitsachen aus dem Ausland. Man erlebt da ja immer was :) Schönen Sonntag Euch allen

  • Tolle Story! Da kann man bisl mitfiebern ! Da hast gut was erlebt, keine Langeweile! Der Mäkinen aus dem Forum hier war auch in Hasslach! Warum wurde die GP neutralisiert ? Wenn Ihr doch durchgekommen seid, war doch alles gut ? Solche Stories von den Aktiven fehlen hier noch mehr, grad wenns große Veranstaltungen sind, auch Bestzeitsachen aus dem Ausland. Man erlebt da ja immer was :) Schönen Sonntag Euch allen

    Wir fahren diese Saison zum zweiten Mal die FIA EHRC (European Historic Rally Championship) mit Läufen in Italien, Spanien, Tschechien, Österreich, Ungarn, Schweiz und Finnland. 2021 sind wir eher mal so nebenbei in unserer Kategorie Vizeeuropameister geworden... Für unsere private Webseite schreibe ich jeweils nach der Veranstaltung einen Bericht, falls es von Interesse ist, kann ich das gerne auch hier veröffentlichen?

  • Hallo Overallwäscher, klar ist das interessant! Grad die privaten Stories sind oft sehr cool und informativ und fesselnd! War selbst ne Zeit im Ausland aktiv. Da gab es oft abenteuerliche Stories :) Glückwunsch auch zum Vize-Europameistertitel! Sehr schade find ich, dass dies nicht so viel erwähnt wird! Den das ist schon eine klasse Leistung! Kannst ja auch mal noch nen Link für Eure HP hier veröffentlichen ? Viele Grüße

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