Teil 2 - der Samstag: 7:00 Uhr geht der Wecker, ich hatte schlecht geschlafen, Online die Startzeit gecheckt, die war 9:10 für uns, Waschen, Anziehen, Frühstück, dann wie gehabt 8:40 Uhr zum HQ, Roadbook holen, Schnitte eintragen und um 9:00 zum Auto, es hatte nicht gefroren, war aber nasskalt mit Fisselregen. Der Motor wieder nur mit Startpilot zum Laufen gebracht, innen alles klamm im Auto mit beschlagenen Scheiben. Es ging dann über das Podium aus Ypern raus auf die Autobahn Richtung Region Hennegau - ja und dann auf einmal mein gewünschtes Wetter, Schneefall. Die erste Prüfung, draußen alles weiß, Schnitt ab Start gefordert 50 km/h, geht gar nicht, aber los. Das Auto ausgerüstet mit Vredestein Winterreifen , Straßenlage einmalig, Traktion sehr gut, Feldwege schön mit Schneepratsch und Schlamm belegt, teilweise brutales Kopfsteinpflaster, lange tiefe Pfützen mit unsichtbaren Schlaglöcher drin wo es ordentliche Schläge gibt das ich immer Angst um die Querlenker, Achswellen und Reifen habe. Aber der Fiesta steckte alles klaglos weg. In engen Linkskurven verschluckt er sich manchmal, aber sonst alles gut. Der Vormittag dann im Schnelldurchlauf: durch die nächste Stage fährt vor uns ein Bauer mit Traktor in die Prüfung rein, wir so ca. 2 Kilometer mit 30 km/h hinterher, Schnitt ist 50, also Prüfung abhaken, nächste Stage, hat in einer engen Rechtskurve ein 914er Porsche die Strecke in Richtung Bäume verlassen, keiner steht am Auto draußen, kein O.K. Schild, wir halten an und fragen ob Hilfe nötig ist, nein, alles okay, toll -schnitt und Prüfung im Eimer. Übernächste Prüfung, wieder Rechtskurve, ein Alfa vor uns im Graben, Platz wäre für uns genug da gewesen wenn da nicht der Servicewagen von denen auf der Strecke rangiert hätte um ihn zu bergen, Lang-Chassis Ducato keine Chance vorbeizukommen, also warten bis die fertig sind, ich bin jetzt langsam genervt und werde sauer, die SS 18 danach gecancelled warum auch immer, ich freu mich jetzt gegen 14:30 auf das Mittagessen und die 1 Stunde, 30 Minuten Regrouping. Essen war super lecker, alles Fingerfood und dann in Belgien der Nachtisch mit einer Tasse Kaffee und schon bin ich wieder motiviert. Draußen dann wieder Timecontrol mit Abfahrzeit und los. Ich hatte ja gedacht, dass wegen des schlechten Wetters die "Exceptional Conditions" Average Speeds ( da sind die Schnitte niedriger) zur Anwendung kommen, aber weit gefehlt, der Veranstalter hat alles mit "Normal Conditions" weiterlaufen lassen, ja toll für mich, mein Fahrer muss weiterhin richtig Stoff geben, aber der hat 5o Jahre Rundstrecke auf dem Buckel, der kann das - es fühlt sich halt an wie bei einer richtigen Rallye. Dann der Höhepunkt: "Closed Road Stage" Mydibel-Lavano SS22, ein Rundkurs auf einem großen Gelände einer Recycling Firma, es ist mittlerweile dunkel, aber es gibt Flutlichtbeleuchtung. Aufgabe: 3 1/2 Runden um ein Gebäude herum zwischen Recyclingbergen mit Material Slalom fahren, ein Schotterstück steil bergab mit großen Wasserpfützen, aber kein klares Regenwasser, nein weiss/graue Dreckbrühe, was will ich mehr. Nach der dritten vollen Runde muss man das Gelände auf der gegenüberliegenden Seite verlassen, fliegend durchs Ziel und -- wir sind 24 zigster von 67, das hat richtig Laune gemacht. Danach gab es noch 4 Schnittprüfungen und dann auf der letzten, der SS 26, kam noch der Faktor Chaos mit dazu. Wir fahren, alles lief gut, Schnittanzeige im grünen Bereich, der Chinese zeigt eine weite Rechtskurve an, in der Kurve außen eine Scheune und links abbiegen. Aber wo? erstmal 3 Autos daran vorbei, bis unten zur Hauptstraße, "Ende Strasse" gibts aber lt. RoadBook nicht, also wenden und wieder zurück - jetzt mit Gegenverkehr, ich glaube keiner hat den Abzweig gesehen. Als wir jetzt in Gegenrichtung an die besagte Stelle kommen, sah man warum - da ging ein ganz schmaler Weg zwischen 2 Scheunen hindurch und das wäre Richtig gewesen , ja gewesen. Die Scheunen waren so versetzt angeordnet, das man in der Dunkelheit die hintere perspektivisch von vorne gar nicht gesehen hat. Ich weiß nicht wie viele da vorbei geknallt sind. Es war jetzt auch egal, wir waren happy die Veranstaltung in Wertung und heil beendet zu haben, das Endergebnis spiegelt das hohe und anspruchsvolle Niveau wieder, es sind viele ausgefallen, die Favoriten der letzten 2 Jahre waren diesmal nur im Mittelfeld - aber es hat richtig Bock gemacht und ich freu mich jetzt auf die Histo-Monte im Februar und die Olympia72 Revival im August. Wieder zurück in Ypern wurde es für mich nochmal emotional, der Podiumssprecher kündigt uns an: " Da komme de duitse Jongens mit der prachtige Fiesta". Es waren Zuschauer da die winkten uns Deutschen zu, und das in Ypern, wo vor über 100 Jahren die Deutschen keine Heldentaten vollbracht haben, -was da passiert ist, das darf man nie vergessen. Vergessen darf ich auch nicht meinem Chef und Driver Helmut Hess zu danken, das er sowas macht und daran Spaß hat und ich das erleben darf und meiner Frau zu danken, die mich immer in allem was ich mache unterstützt und sagt "Mach das"
Gruss Jörg