Nabend zusammen. Nun bin ich seit wenigen Stunden stolzer Besitzer eines von Grund auf neu aufgebauten und angemeldeten Rallyeautos inkl. KFP. Und weil hier doch viel spekuliert und gerätselt wird, ich es aber jetzt aus erster Hand weiß wie es geht und was es kostet, möchte ich Euch meine Erfahrungen doch mal mit auf den Weg geben:
1. Ausfüllen des KFP
Hab ich mich am Anfang sehr drüber aufgeregt. Denn woher sollte ich wissen wie ich was eintrage, bin ja schließlich kein TÜV Prüfer. War im Nachhinein aber halb so wild. Alles nach bestem Wissen und Gewissen ausfüllen. Wo man Teilenummern oder ABE Nummern etc. hat, trägt man sie ein. Ansonsten versucht man die Sachen halt zu beschreiben. Wie zum Beispiel eine Abgasanlage mit universalen Schalldämpfern. Einfach die Bemassungen der einzelnen Teile eintragen, wenn man hat den Hersteller auch noch und gut ist. Herr Ihm vom DMSB hilft da auch gerne am Telefon weiter. Hat dann doch ganz gut geklappt. Paar vernünftige Bilder machen, die vom Fahrzeugäußeren auf ein Seitenerhältnis von 13:9 bringen und gut ist. Lieber per Mail ein paar mehr Bilder an den DSMB geben, die suchen sich raus was sie brauchen und fügen es ein.
2. KFP Antragsdauer
Kompliment an den DMSB! Monatgmorgen den KFP Antrag per E-Mail verschickt, Freitags hatte ich das fertige Ding schon wieder im Briefkasten. Das hätte ich nicht gedacht! Konnte also gleich einen TÜV Termin vereinbaren. Das zog sich wg. Karneval und Terminen meinerseits dann ein wenig, aber ist halt so. Der gute Herr Hansen aus Koblenz war der Mann meines Vertrauens (sehr zu empfehlen!), hatte dann vorab den KFP von mir per Mail bekommen, auch die Bilder und leider gleich einen Schnitzer unsererseits gefunden. Hier mussten wir also nochmal am Auto nachbessern weil wir das Reglement falsch interpretiert hatten (ging um die Gurtbefestigungen). Das Ganze musste neu bebildert werden. Also den originalen KFP wieder per Post an den DMSB und die neuen Bilder per Mail rüber. Das war dann am Dienstag nach Rosenmontag und Donnerstag (!!) war die korrigierte Version schon wieder im Briefkasten. Nochmal Kompliment an Herrn Ihm und sein Team. Hier kann man sich echt nicht beschweren. Und das sogar kostenlos. Zwar ingesamt doof gelaufen, aber war halt unser Fehler. Gut das Herr Hansen vom TÜV vorab so sorgfältig geschaut hat, sonst wäre das böse Erwachen erst beim TÜV Termin selbst gekommen... Also Glück im Unglück.
3. TÜV Abnahme
Der Termin beim TÜV lief sehr reibungslos ab. Morgens um 8 Uhr war ich dort. Nachmittags um 15.30 Uhr war ich fertig. Die Untersuchung am Auto selber schlug mit ca. 2 Stunden zu Buche, der Rest war Schreibarbeit und die Mittagspause muss man natürlich noch von der Zeit abziehen.
Ein paar Sachen die ich im Vorfeld in den KFP getippert hatte, konnten nicht eingetragen werden. Zum Beispiel zich verschiedene Felgen und Reifengrößen, alles querbeet, wollte Herr Hansen nur eintragen, wenn ich es auch dabei habe. Hatte ich natürlich nicht, also blieb es bei einigen wenigen Rad-/Reifenkombinationen, aber immerhin alles, was ich wirklich brauchte. Der Rest wäre für hätte, wäre, könnte, ist vielleicht mal gewesen. Nicht schlimm also.
Dann musste der KFP aber zwecks Änderungen und Aktualisierungen wieder per Post an den DMSB zurück. Hatte ihn aber wieder nach zwei Tagen zurück und war soweit zum Straßenverkehrsamt zu gehen. Kostete beim DMSB allerdings jetzt noch mal ne kleine Korrekturgebühr. Aber zu den Kosten später mehr.
4. Straßenverkehrsamt / Versicherung
Ich hatte schon ein paar Wochen im Vorfeld bei meinem Straßenverkehrsamt angerufen und mit meinem Fall "gedroht". Gut so: denn natürlich war ich der erste Verrückte in Solingen mit dem ganzen Kram und man hatte noch nix von DMSB, KFP und all so nem Zeugs gehört. Die Damen dort haben sich aber schnell gekümmert und waren somit schon auf mich vorbereitet.
Vorab musste ich aber noch ein Schreiben vom Versicherer mitbringen, der mir Versicherungsschutz im normalen Straßenverkehr trotz §70 und Rallyeauto bestätigt, sonst keine Anmeldung beim Straßenverkehrsamt möglich... Joah, zich Versicherer abtelefoniert: HUK, AXA, HDI, Barmenia, ADAC (!!), etc. - keiner wollte / konnte mir das Auto versichern. Vor allem beim ADAC fand ich das lächerlich! Gerade die sollten doch wissen worum es geht... aber ich bin von der Hotline zur Autoversicherung und wieder zurück zur Hotline usw. geschickt worden, aber helfen konnte mir keiner. Echt erbärmlich, muss man mal so sagen!
Letztendlich bin ich hier im Forum auf die Allianz Vertretung von Herrn Volker Thull aufmerksam geworden, der sich auf so was spezialisiert hat und Rallyeautos kennt. Und da hat auch alles reibungslos geklappt. Ein Dank an dieser Stelle! Ist zu empfehlen.
5. Fazit und Kosten
Hört sich alles nach viel viel Rennerei und Aufwand an. Und ja, das ist es auch! Ist zwar im Nachhinein alles nicht ganz so schlimm wie es sich anhört, aber man muss sich schon kümmern. Mein Tipp: sehr sorgfältig arbeiten, viele Dinge im Vorfeld klären, offen mit den Leuten sprechen, dann läuft es auch relativ reibungslos ab! Ich habe durch die erneuten Umbaumaßnahmen an den Gurtbefestigungen, den Karneval usw. von Anfang bis Ende der Prozedur einige Wochen benötigt. Man kann es meiner Meinung nach aber auch in 2 Wochen über die Bühne bekommen, wenn alles gut läuft und Termine kurzfristig zu bekommen sind.
Das größte Manko aber sind natürlich die Kosten, die ich einfach mal detailliert aufzeigen möchte, damit hier handefeste Aussagen stehen und keine ca. Werte / Vermutungen / Werte vom Hörn-Sagen.
DMSB
161,00 € KFP Antrag beim DMSB
061,00 € KFP Änderungen
TÜV
646,99 € Fahrzeugprüfung gemäß §19(2) StVZO mit EG-DOK
140,00 € Grundabnahme KFP / DMSB
053,50 € Hauptuntersuchung
Straßenverkehrsamt
010,20 € Wunschkennzeichen
002,60 € Reservierung/Abstempeln
027,00 € Zulassung
000,60 € Klebesiegel
008,70 € neuer FZ-Brief
015,30 € ABE 3
256,00 € Ausnahmegenehmigung §70
027,00 € Kennzeichen
Macht gesamt dann geschmeidige 1409,89 € für einen Gruppe F BMW 318ti, der dem Reglement der RG318is entspricht. Also wo sehr vieles, wie der komplette Motor, Serie ist. Und ich z.B. eintragungsfreie Bilstein B6 Dämpfer verbaut habe. Bei einem richtig umgebauten Auto mit einigen signifikanten Änderungen an Motor und Co. dürfte es wohl bei der TÜV Abnahme teurer werden. Herr Hansen berichtete mir sein bisher teuerster Fall lag bei 1200 €, statt meiner oben aufgelisteten 646,99 €. Also viel Luft nach oben, viel günstiger als bei mir wird es aber wohl nicht werden.
Die Gebühren für die Ausnahmegenehmigung vom Straßenverkehrsamt können ebenfalls sehr variieren. Von 50 bis 500 € scheint alles möglich, gibt es keine genaue Regelung für. Mein Straßenverkehrsamt hat mit den umliegenden Stellen Mettmann und Wuppertal gesprochen und man hat sich darauf geeinigt, die gleichen Kosten anzusetzen wie sie für Gabelstapler und Co. existieren: 256 €. Damit liege ich wohl im Mittelfeld.
Aber noch mal zurück zum Thema Auto und beinahe "Serie", denn nicht so erfreulich ist: obwohl mein Motor komplett Serie ist (noch nicht einmal andere Nockenwellen verbaut), aber durch die geänderte Abgasanlage und die Softwareoptimierung eine Leistungssteigerung von mehr als 5% der Serienleistung vorliegt, habe ich mir diese Leistung auch gemäß Reglement eintragen lassen um Protestsicher zu sein - 155 PS.
Nun musste ich aber erfahren, dass ich dadurch nicht mehr nach normaler Euronorm eingestuft werde (obwohl ich eine bestande AU vorliegen hatte), sondern nach DMSB Vorschriften. Ich hab es ehrlich gesagt nicht ganz verstanden. Jedenfalls hab ich im Schein keine Euronorm mehr stehen, wodurch ich wahrscheinlich einen saftigen Steuerbescheid für das Auto bekomme... Prost Mahlzeit.
Kommentar der Damen beim Straßenverkehrsamt: Motorsport ist halt teuer!
In diesem Sinne...
Viele Grüße und viel Erfolg,
Seppi