Seit der Rebenland-Rallye, spätestens aber seit der Lavanttal-Rallye, steht endgültig fest, daß in die österreichische Rallye-Meisterschaft (ÖRM) wieder ein frischer Wind eingekehrt ist. Im positivsten Sinn des Wortes. Zu verdanken haben wir dies der Tatsache, daß einige sehr schnelle Leute, die bislang gegenüber Raimund Baumschlager materialmäßig unterlegen waren, nun auch technologisch aufgeschlossen haben. Wohl auch dank des Wohlwollens einiger sehr guter Sponsoren. Das Ergebnis: Die Meisterschaftsläufe und auch die Meisterschaft an sich sind nicht mehr so vorhersehbar und daher langweilig wie in den vergangenen x Jahren. Wer in der jetzigen Situation das Endergebnis einer ÖRM-Rallye voraussagen kann, kann sich als Wahrsager bewerben. Lediglich ohne jede Gewähr tippen – das kann man. Und das ist schön so, weil so bleibt Alles schön spannend und abwechslungsreich. Ohne Vielfalt kein Genuß – das weiß man nicht nur in der MERKUR-Werbung.
Es ist vor allem schön zu sehen, daß langsam auch jüngere Fahrer in den Genuß kommen, die Division I entscheidend aufzumischen. Hermann Neubauer ist rein vom Speed her einer der absoluten Top-Piloten in der ÖRM, mit etwas Glück könnte es bei der Wechselland-Rallye schon etwas werden mit dem ersten Sieg. Christoph Brugger spielt im Moment noch die zweite Geige, aber auch das wird sich ändern. Podestplätze: Jederzeit möglich. Bei Hannes Danzinger müßte man vor allem wissen, wie das weitere Programm aussieht, und das wird wohl sehr vom Grad der weiteren Unterstützung abhängen – die Hoffnung lebt. Wenn er wieder öfter starten kann, und vor allem, wenn die Verhältnisse besonders mies sind, dann ist auch mit ihm stark zu rechnen. Es könnte aber auch beim Mario Saibel noch etwas mehr drin sein. Grössing und Baumschlager sind ohnehin top.
Damit stehen wir sportlich ausgesprochen gut da, gar keine Frage. Wenn es nicht so überheblich klingen würde, könnte man sagen: Wir sind wieder wer! Im internationalen Vergleich sind wir qualitätsmäßig nach langer, langer Zeit wieder gut positioniert. Eine berechtigte Frage ist allerdings auch: Wird dieser eindeutig sehr hochwertige Level zu halten sein? Oder ist er eventuell sogar noch zu steigern? Ich halte im Prinzip Beides für möglich. Aber da muß schon wirklich alles passen. Gute Fahrer gäbe es im Überangebot, alleine schon bei den Jugendlichen ist es eine gute Handvoll. Es fehlen sowohl ein Patrick Winter wie auch ein Simon Wagner, ihre große Klasse haben beide schon bewiesen. Das hat auch Hannes Hofstetter, der sich unverändert auf einige wenige Mitropacup-Starts mit einem Uralt-Dieselgolf beschränken muß. Die Lust auf mehr bleibt da unbefriedigt, ebenso wie bei einigen Vertretern der etwas älteren Garde, wo es gleich reihenweise unterschätzte Juwele gibt. Wie etwa bei einem gewissen Christof Klausner…:]
Und das sind nur einige wenige Beispiele.
Das zentrale Thema in diesen Fragen ist gewohnter weise der nötige finanzielle Rückhalt, der zumeist nicht ausreichend gegeben ist, und wenn ihn einer hat, dann hängt es auch meist an einem seidenen Faden, ob die Unterstützung fortgesetzt wird oder nicht. Es kommt darauf an, den Sport für Sponsoren möglichst interessant zu machen: Daß ein hoher Return of Investment zu erwarten ist und auch positive Werte vermittelt werden, die man sich gerne als Firmenidentität aneignen will. Einer hat ja schon auf den Punkt gebracht, was jetzt besonders gefordert ist:
Wir haben eine wirklich gute Situation, jetzt muß etwas daraus gemacht werden(Sponsoring, Medien...)
Absolut richtig! Nun geht es darum, dieses „etwas daraus machen“ näher zu konkretisieren. Was können die führenden Größen der Szene dazu beitragen? Was kann jeder Einzelne beitragen? Wie sehen die möglichen Lösungsstrategien generell aus? Wie kann die breite Basis der Teilnehmer besser gestärkt werden? Das sind alles Dinge, die ich gerne mit Euch (sprich: Jedem, der daran interessiert ist) hier diskutieren würde. Darum würde ich mich über eine rege Beteiligung sehr freuen. Vergeßt nicht: Es geht um unseren geliebten Sport.