Hallo liebe Rallye Gemeinde,
ich habe mir nicht alle Beiträge angeschaut oder gelesen, daher denke ich das vielleicht das eine oder andere bereits beantwortet wurde oder sogar besser gelöst wurde bei der Umsetzung ein Rallyefahrzeug mittels KFP auf die Straße zu bringen. Ich habe dies mit einem Rallyefahrzeug gemacht, das bislang in Tschechien eine Motorsportzulassung hatte. Anfangs hatte ich die Idee das Fahrezug einfach mit der CZ Zulassung weiter zufahren aber in CZ muss man jedes Jahr das Fahrzeug vorführen und die Motorsportzulassung erneuern. Die Abnahme in CZ kostet ca. 600 Euro die spezielle Motorsportversicherung (nicht frei wählbar wie bei uns) kostet ca. 800 Euro.
Das waren die Fakten, die zu der Entscheidung führten doch die DMSB Kiste (nicht zu verwechseln mit der Kiste der Pandora) zu wählen. Im Nachhinein kann ich Euch nicht sagen was besser ist.....
KFP Erstabnahme:
- Umfangreiches KFP Dokument des DMSB ausfüllen, unbedingt die Informationen aus dem Dokument "how to do" des DMSB durchlesen und auch so vorgehen.
- TIPP Bei den Reifengrößen nur die Reifenbezeichungen angeben, niemals den Hersteller, sonst steht später der Hersteller drin und ihr könnt nicht wechseln von Michelin auf Pirelli obwohl beide die gleiche Bezeichung haben (Beispiel 235/40 ZR18 98W).
- Ansonsten noch alle weiteren Unterlagen mitliefern zum DMSB, also Zertifikat für die Überrollkonstruktion wenn kein Eigenbau, FIA-Liste der homologierten Katalysatoren, sofern es kein HJS mit Zertifikat ist oder anderes DMSB akzeptiertes Zertifikat vorliegt. Ein FIA Kat ist die einfachste Wahl, meiner war aus Finnland.....
Dann alles zum DMSB inkl. der Bilder in der entsprechende Größe wie im "how to do" Dokument beschrieben. Eventuell etwas Zeit akzeptieren und vor allem im Vorfeld die knapp 160,- Euro an den DMSB überweisen.
KFP Prüftermin beim DMSB Sachverständigen der eine KFP Zulassung hat:
ACHTUNG hier ganz wichtig, sucht Euch aus der DMSB Liste einen Sachverständigen aus der auch gleichzeitig TüV aas (Amtlich anerkannter Sachverständiger) ist. Denn nur dieser kann einmal das KFP Dokument bestätigen und dann die KFZ Zulassung nach §70 sowie TüV ausfüllen.
Wenn Ihr einen ausgesucht habt, unbedingt mit diesem im Vorfeld ein Gespräch führen und ihn mit den Dingen konfrontieren die bei Euch abweichend von der Serie eingebaut sind. Beispiel Öhlins Fahrwerk, AP Bremsanlage, 18" BRAID Felgen, FIA-KAT ohne DMSB Zertifikat. Bei Gruppe N und A Autos (auch ehemalige) hilft für alles andere das Homologationsblatt. Hier sind die hydraulische Handbremse und alles spezielle was homologiert ist/war abgebildet und bezeichnet.
Dann werdet Ihr hören was der Sachverständige davon hält. Ich hatte drei angerufen und habe drei Meinungen dazu gehört. Die Aussagen gingen über Abgaslabor, diverse Festigkeitsgutachten bis unmöglich und am Schluß das ist doch normal und kein Problem. Da bin ich dann hin
Für den Prüfungstermin sehr hilfreich im Vorfeld eine AU dann entfällt diese Prüfung beim Termin.
KFP Dokument im Vorfeld vor dem Termin schon mal zum Prüfer schicken, dass spart Zeit. Der ganze Schreibkram des Prüfers dauert echt lang, bei mir 2,5 Stunden, die eigentliche Prüfung am Fahrzeug 30 min.
410,- Euro ärmer hatte ich dann die begehrte Zulassungsbescheinigung in den Händen. Das KFP Dokument könnt ihr dann in den Schrank legen, dass will anscheinend niemand mehr sehen, selbst bei der techn. Abnahme nicht.
KFZ Zulassung bei der Zulassungsstelle:
-Versicherung
Klar die EVB Nummer, aber ihr benötigt zusätzliche ein Schreiben der Versicherung in dem Sie erklärt das Sie das Fahrzeug trotz den Abweichungen der normalen STVZO Zulassung (§70) versichert.
*Hat meine Versicherung anfangs abgelehnt, nach einer Erklärung von mir, dass Rallyefahrzeuge zwischen den Wertungsprüfungen im öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen und versichert sein müssen und auf den Wertungsprüfungen kein Versicherungschutz besteht und jeder für seinen Schaden selbst aufkommen muss und für Schäden an dritten der Veranstalter eine haftpflichtversicherung abschließt, habe ich ein solchen Dokuemnt erhalten.
- Termin mit der Zulassungsstelle vereinbaren und mitteilen was ihr vorhabt. Am besten zu einer Zeit hingehen wenn nicht viel los ist. Ist sehr viel Schreibkram für die Mitarbeiter der Zulassungsstelle und daher sehr ungeliebt. Ich war dreimal da, erstesmal die Bescheinigung der Versicherung gefehlt, wusste ich nicht, zweitesmal war viel los und die Mitarbeiterin hat ich weg geschickt, das würden sie nicht ausstellen. Beim drittenmal ging es dann ohne Probleme, da war nix los. Ich habe die gleiche Zulassungsstelle wie das Hyundai WRC Werksteam.......
Für Rallyefahrer aus Hessen, die eine Fahrzeug neuzulassen mit KFP. Ihr erhaltet keine Zulassung mit der Möglichkeit für Test und Einstellfahrten. Denn in der KFP/TüV Prüferbescheinigung steht drin, dass das Fahrzeug nach §70 Ausnahmegenehmigung zugelassen wird und nach §21 für Test und Einstellfahrten und Werkstattfahrten am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen darf.
Nur in Hessen wird dieser Passus ausgeschlossen, dort darf man ein §70 Fahrzeug nur im Rahmen einer Rallyeveranstaltung bewegen, also noch nicht einmal Tanken am Freitag Abend
Zulassungskosten:
Die Kosten für eine §70 Zulassung sind von der Zulassunsstelle frei wählbar, es gibt keine einheitliche Regelung. Ein Anhaltswert ist pro Ausnahmeerteilung 25 Euro. Ich habe schon Preise um die 500,- bis 800,- Euro gehört. Ich selbst habe nur 110,- Euro gezahlt......
KFZ Steuer:
Dies ist kein Schnäppchen, für mein 1994ccm Fahrzeug zahle ich 509,- Euro KFZ Steuer im Jahr, da in der §70 Zulassung drin steht das kein Abgasverhalten geprüft wurde dies aber den DMSB Vorschriften entspricht.
Versicherungskosten:
Wie oben beschrieben, sollte die eigene Versicherung nicht mitmacht gibt es auch Versicherungen die sich darauf spezialisiert haben (Allianz Vertretung Schüller & Thull in Mainz) die sind allerdings etwas teurer.
Die Differenz zwischen meiner (HUK24 und Allianz) waren ca. 200,- Euro.
Als Information, ich habe ein Gruppe N Fahrzeug mit noch gültiger FIA Homologation, neue Sitze, neue Gurte und Zertifikat aus CZ für die Zelle.
Der KFP ist ja nix anderes wie ein Wagenpass und somit muss er alle zwei Jahre erneuert werden bzw. geprüft werden. Was man gleich mit dem normalen Tüv vereinbaren kann beim Prüfer (KFP-TüV aas) seines Vertrauens.
So das war es, im übrigen habe ich ca. 3 Monate gebraucht bis ich alles zusammen hatte und ich ein gültiges Kennzeichen hatte. Verzögerungen gab es durch die Auswahl des Prüfers, Termin mit dem Prüfer, Versicherungsbescheinigung und Termin Zulassungsstelle.
Wie gesagt es handelte sich bei mir um eine komplette neue Zulassung, also wie ein Aufbau auf Rohkarosse, wobei ich einen Brief aus CZ hatte mit Herstellerschlüsselnummer und Typschlüsselnummer, aber Fahrgestellnummer aus CZ aufgrund eines damaligen Aufbau auf Rohkarosse.
Wer Fragen hat, kann mich gerne anschreiben, ich versuche dies zu beantworten.
Viel Glück !!!
Reimund Patrizio