Ganz Rallye-Deutschland war begeistert, als Opel zusammen mit dem ADAC wieder einen Markenpokal ins Leben gerufen hatte. Die älteren unter uns erinnern sich noch gut an den legendären Opel-Kadett-Cup (später Opel-Junior-Cup). Eine Vielzahl guter Fahrer wie Erwin Weber, Ronald Holzer, Charly Beck, Harald Büttner und Horst Rotter gingen daraus hervor.
Ein wesentlicher Baustein für den Erfolg des damaligen Cups war, dass man mit Willi-Peter Pitz einen Mann zum Cup-Organisator gewählt hatte, der als absoluter Rallye-Fachmann galt und der in der Szene hervorragend vernetzt war. Für diejenigen, denen der Name nichts mehr sagt. Er war Deutscher Rallyemeister 1973, saß bei allen Großen in Deutschland (Jochi Kleint, Walter Röhrl, Achim Warmbold) auf dem Beifahrersitz und er galt weltweit als einer der trickreichsten und regelkundigsten Beifahrer der Epoche.
Bei der Neuauflage des Opel-Cups hat man jetzt einen gewissen Frederic Elsner für diese Funktion ausgewählt. Er ist Österreicher, hat die letzten Jahre in den USA verbracht und das bemerkenswerteste an ihm ist, dass er wohl eine äußerst talentierter American Football-Spieler ist. Nichts gegen Österreicher, nichts gegen Menschen, die zur Erweiterung Ihres Horizonts ein Auslandsstudium absolvieren und schon gar nichts gegen American Football-Spieler. Aber was den Herrn Elsner dazu prädestiniert, zum Organisator eines Rallye-Cups in Deutschland ernannt zu werden, das erschließt sich dem rallyeinteressierten Beobachter erst einmal nicht.
Dies ist eigentlich nur das Vorwort zu dem Thema, den ich hier ansprechen möchte. Allen ist bekannt, dass die Entscheidung für den Cup sehr spät im Vorjahr getroffen worden ist. Die fachkundigen Foristen hatten sich schon gewundert, dass die Litermont-Rallye über mehrere Wochen als Auftaktveranstaltung genannt wurde. Jeder der sich auch nur oberflächlich mit den Lieferzeiten der Komponenten und dem Aufwand für den Aufbau von 24 Fahrzeugen beschäftigt hatte, wusste, dass das nicht funktionieren konnte. Erst Ende Januar ist dies dann auch den Verantwortlichen klar geworden und man hat die Übergabe der Fahrzeuge auf den 22. Februar terminiert, 14 Tage vor dem zweiten Masters-Lauf.
Wenn man bedenkt, dass es sich bei dem Cup um eine Nachwuchsserie handelt, in der der größte Teil der Teilnehmer noch nie ein sequentielles Getriebe gefahren haben, man auch mit dem Fahrwerk und den Reifen noch nicht vertraut ist, dann ist dies für die jungen Fahrer eine große Herausforderung. Jeder, der in seinem Leben schon mal Motorsport betrieben hat, weiß, dass gewissenhaftes Testen das A und O in diesem Sport ist. Insofern haben sich einige Teilnehmer im Vorfeld die notwendigen Gedanken gemacht, wie die sowieso schon viel zu kurze Zeit zwischen der Übergabe und der Rallye Erzgebirge sinnvoll genutzt wird. Am besten geschieht dies bei einer Veranstaltung vor dem ersten Cup-Lauf. Allerdings ist der Opel Adam für die dort ausgeschriebenen Klassen nicht zugelassen. Deshalb hat man mit den Veranstaltern der Wikinger-Rallye, von Melsungen und Zerf schon vor längerer Zeit vereinbart, dort als Vorausfahrzeug zu starten oder zumindest einzelne Prüfungen zum Testen zu nutzen.
Jetzt haben die Teilnehmer kurzfristig die Information erhalten, dass ein Einsatz als Vorausfahrzeug vor dem ersten Cup-Lauf von den Ausrichtern des ADAC-Opel-Rallye-Cups untersagt worden ist. Ein Schlag ins Gesicht für die verantwortungsbewussten Fahrer. Denn in letzter Konsequenz heißt dies, sich entweder der Gefahr auszusetzen, absolut ungetestet an den Start der ersten WP zu gehen oder –und genau das wird mit Sicherheit wohl so geschehen- ein Testen im öffentlichen Straßenverkehr. Haben diejenigen, die eine solche Entscheidung treffen, nicht mitbekommen, welche Konsequenzen ein solcher Test auf öffentlichen Straßen vor einigen Wochen im Saarland hatte. Abgesehen von den verheeerenden Folgen für das Ansehen des Motorsports hat ein Mensch auf tragische Weise sein Leben verloren. Und genau zu einem solchen Verhalten nötigen die Cupveranstalter jetzt die Fahrer, denen man mit dieser unverantwortlichen Entscheidung die Möglichkeit zum gefahrlosen und legalen Testen nimmt.
Als Argument wurde angeblich die Chancengleichheit angeführt. Aber wenn man ein wirkliches Interesse an einer Chancengleichheit gehabt hätte, dann hätte man statt dessen einen Testtag auf dem Opel-Versuchsgelände Dudenhofen organisiert, an dem allen Teilnehmern die gleiche Chance zu gefahrlosem Testen auf abgesperrter Strecke gegeben worden wäre. Aber dazu hätte man sich ja mit den Bedürfnissen der Fahrer auseinander setzen müssen und sich die Mühe geben müssen, einen solchen Testtag zu organisieren. Ohne weiter über die möglichen Folgen nachzudenken, war ein Verbot auszusprechen der einfachere Weg.
Es ist den Verantwortlichen und vor allem den betroffenen Fahrern nur zu wünschen, dass sich ein tragisches Ereignis wie im Saarland nicht wiederholt. Sonst würden die, die das Verbot ausgesprochen haben, ihres Lebens nicht mehr froh. Und ich laste diese Fehlentscheidung auf keinen Fall alleine dem eingangs angesprochenen Herrn Elsner an. Da haben sicher auch andere mitgewirkt.
Aber in einem bin ich mir sicher. Ein Willi-Peter Pitz als Cup-Organisator hätte eine solch weltfremde Entscheidung nicht mitgetragen.