Fahrwerksgeometrie

  • Hallo,


    Ich habe eine Frage bezüglich der Geometrie des Fahrwerkes. Stellt ihr eher auf Vorspur oder Nachspur? Wenn ja , was sind die Vorteile bzw. Nachteile?


    Wie sieht es mit dem Sturz aus?


    Habe in diesem Thema leider noch garkeine Erfahrungen sammeln können.


    Mfg Sven

  • Hi!


    Das kommt in aller erster Linie mal auf dein Antriebskonzept an...Front-, Heck-, Allradantrieb?


    Dann auch ein bisschen auf die vorlieben des Fahrers...Tendenz zum unter-/übersteuern...
    Pauschal kann man das sicher nicht beantworten, da spielen zu viele Faktoren eine Rolle.

  • Achso, habe ich ganz vergessen..


    Ist en Astra F und wird auf Rallycrossstrecken bewegt.


    Was bewirkt was? also hat man durch Vorlauf mehr über- oder untersteuern? Habe im Internet noch nix gefunden wo mir das wirklich gut erklärt wird

  • Hi Sven,


    die Vorspur hat keinen nennenswerten Einfluss auf die Balance des Autos. Da geht es mehr um Agilität beim Einlenken und um Geradeauslauf. Und bei Alltagsautos auch stark um den Reifenverschleiss. Stell dir ein Auto mit Vorspur vor, also die Vorderräder laufen vorn etwas zusammen. Nun lenkst du nach rechts. Es baut sich Fliehkraft auf, das linke Vorderrad wird belastet und gewinnt an Haftung, das rechte verliert. Das Auto folgt nun mehr dem linken Vorderrad, sprich, es spricht stärker auf den Lenkeinschlag an. Grundeinstellung beim Fronttriebler ist leicht negative Vorspur. Bei Verwendung einer Diffsperre bewährt sich auch eine deutlich stärkere negative Vorspur. Das zu erklären würde jetzt einen mittleren Roman erfordern, heute abend nicht mehr... Bei Interesse nochmal nachfragen...


    Der negative Sturz hilft den Reifen bei Kurvenfahrt. Das hat man dann gewisse Einflüsse auf die Balance. Beispiel Frontkratzer, da fährt man tendenziell vorn negativeren Sturz als hinten, um die Untersteuertendenz zu bekämpfen.


    Negativer Sturz macht die Bremswirkung etwas schlechter, bei den üblichen Frontkratzer-Vorderachsen wirds dafür beim Beschleunigen etwas günstiger... Umsonst ist immer nur der Tod, was man irgendwo gewinnt, verliert man meist wieder woanders...


    Ich würde auch ein Buch zum Thema empfehlen, so etwas sprengt doch den Rahmen eines Forums ein bisschen.


    Gruss Jo

  • Was ist den negative Vorspur, etwa Nachspur?


    Grundsätzlich stellt man an der Vorderachse entweder 0° Spur oder leichte Vorspur ein, das sieht dann etwa so aus:



    Für den Frontantrieb, Allrad kenne ich das aus den Seriendatenblättern nur so, ich nehme mal stark an bei Hecktrieblern ist es an der VA genauso.


    Die Vorspur bewirkt Kräfte zum Mittelpunkt der Vorderachse, die sich in der Summe logischerweise ausgleichen. Was bewirkt das?


    - Die Lager werden alle vorgespannt auf ein Lenken, die Lenkung wird agiler. Der schon voreingestellte Schräglaufwinkel am Kurven äusseren Rad begünstigt das weiter.
    - Der Reifen wird schneller warm, kann aber auch überhitzen
    - Bei viel neg. Sturz kann man durch Vorspur den Reifenverschleiß ausgleichen, das der Reifen nicht nur innen verschleisst, wird aber dadurch nicht weniger.
    - Es stabilisiert das Fahrzeug beim Geradeauslauf und beim Bremsen, man muss weniger korrigieren bei schlechtem Strassenbelag, hier spielt auch die Sperre eine Rolle.


    Natürlich gibt es auch unangenehme Nachteile, beispielsweise wir durch das agilere Einlenkverhalten vorne, die Hinterachse instabiler. Fahrzeug neigt zum übersteuern. Und alles hat seine Grenzen, 4° Vorspur sind sicherlich kontraproduktiv! Mehr als 1,5° Gesamtvorspur würde ich nicht einstellen... ist auch nicht notwendig. Es sein den man hat eine 75% Sperre an der Vorderachse und ist ewig mit dem Geradeauslauf am kämpfen beim beschleunigen. Das ist aber auch nur ne Notlösung.


    Obs beim Rallyecross relevant ist, kann ich schwer beurteilen. Beim Rallyefahren merkt man eine gut eingestellte Achse hauptsächlich in den Situationen wo der Reibwert sehr hoch ist. Auf Schotter eher wenig...


    Natürlich ist die Hinterachse, sofern sie einstellbar ist auch ein interessantes Thema.


    Sturz würde ich nicht allzu negativ machen, vor allem wenn man viel auf Schotter unterwegs ist. Auf der Rallyestrecke auf Asphalt nicht mehr als -2°, alles mehr macht meiner Ansicht kein Sinn. Man verschenkt zuviel Reifenaufstandsfläche beim Bremsen und Beschleunigen.

    Einmal editiert, zuletzt von Hellrain ()

  • Hi Hellrain,


    klar, negative Vorspur ist "Nachspur". Was sonst? ;)


    Frontkratzer werden üblicherweise mit leichter negativer Vorspur eingestellt, sie ziehen sich durch die Antriebskräfte im Betrieb von selbst auf die übliche leichte positive Vorspur. Wir reden aber hier von "homööphatischen Werten" bei Serienautos. Im Grunde laufen die beinahe neutral.


    Was den Geradeauslauf beim Frontkratzer mit Sperre angeht, liegst du falsch. Ich sage mal, "meines Wissens", bin mir aber ziemlich sicher dass ich richtig liege:


    Bei Sperre am Frontkratzer wäre starke Vorspur kontrapruduktiv bezüglich des Geradeauslaufs beim Beschleunigen. Das Auto zieht sowieso schon zu der Seite mit weniger Grip. Und das würde durch das ohnehin in diese Richtung voreingestellte Rad nur verstärkt... Überleg es dir mal in Ruhe, ich denke du wirst zu dem selben Schluss kommen.


    Ich habs auch ausprobiert, und fand meine These in der Praxis bestätigt. Räder vorn etwas auseinander, und man rudert nicht mehr ganz so wild über die Straße.


    Gruss Jo

    Einmal editiert, zuletzt von Joachim S ()

  • Joachim: Es ist fahrzeugspezifisch wie man hier mit der Sperre umgeht. Das war in meinem konkreten Fall abhängig von der gegebenen Achskinematik. Gleiches gilt für Bremsen. Es ging hierbei um einen Corsa mit 75% Sperre, der fast unfahrbar war in der Serieneinstellung. Beim Beschleunigen hebts den vorne aus, wodurch die Lenkung die Spur in Richtung Nachspur stellt. Die Gesamtvorspur von 1,5° hat bewirkt das man das Auto wenigstens halbweg beschleunigen und Bremsen konnte, ohne wie nen Karnickel auf der Flucht zickzack zu fahren. Letztenendes hat sich auch rausgestellt das die Sperre nicht mehr im besten Zustand war. Bei richtig schnellen Kurven kam durch die Sperre auch noch ein sehr unangenehmes Gieren um die Hochachse rein.


    Ja, es war wohl nen Spezialfall...


    Als endlich ne neue Torsensperre reinkam konnte ich wieder nahezu Serienwerte einstellen, was sich dann einwandfrei gefahren hat. Läuft ja heute noch fröhlich Gesamtsiege bei den Retros.:)


    Unterm Strich muss man sich immer genau überlegen, was man erreichen will mit unterschiedlichen Einstellungen an den Achsen. Und es ist bei jedem Auto anders.


    Vorspur stabilisiert den Geradeauslauf, dabei bleibe ich. Unzählige male eingestellt und "erfahren"

  • Danke für die Zahlreichen Antworten.


    @ Hellrain


    Du schreibst das mehr als 1,5° Vorspur wahrscheinlich keinen Sinn machen , aber wenn ich mir so die Einstellwerte von nem Serienfahrzeug angucke, ist die Spur ja fast neutral und es geht nur um ° Minuten. Hingegen kommen mir 1,5° extrem viel vor oder täusche ich mich da?

  • @sven: Richtig erkannt, das ist extrem viel. Das war eine Verzweiflungstat wegen der Sperre damals. Würde man normalerweise nicht so einstellen. Serienwerte gehen wie angesprochen gegen 0°.

  • Hi Hellrain,


    ich hab jetzt auch nochmal drüber nachgedacht, und komme zu dem Schluss, du hast Recht, es kommt aufs Auto an...


    Wahrscheinlich hat dein Fiesta noch negativen Lenkrollradius, den wir beim Golf aufgrund der Bremsen und größerer Räder etc. opfern mussten. Unser Auto reagiert eben positiv aufs vorn auseinanderstellen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das genau andersrum reagiert, wenn der Lenkrollradius noch schön negativ ist...


    Mit anderen Worten, man muss auch einfach mal ein bisschen experimentieren, die Theorie hat ihre Grenzen...


    Zum Sturz nochwas, wir fahren recht hohen negativen Sturz vorn, aber beim Beschleunigen hebts das Auto vorn ziemlich aus den Federn. Dann nimmt der Sturz wieder normale Werte an. Jedenfalls verschleissen unsere Vorderräder recht gleichmäßig.


    Gruss Jo

  • Joachim: War ein Corsa A, keine Ahnung wie es beim Fiesta ist. In dem Corsa war ich auch der Co-Pilot und auch einmal gefahren damit, da war aber schon die Torsen drinne. Mit der räudigen 75% Lamelle wär ich auch net gefahren damit, das war kein Autofahren damit, sondern ein Kampf. Ich selbst fahre inzwischen Golf 2.


    Der neg. Lenkrollradius stabilisiert bekanntermaßen auch beim Bremsen auf unterschiedlichen Reibwerten auf beiden Seiten, (sehr wichtig bei nem Rallyeauto) daher rate ich grundsätzlich von übertriebenen Spurverbreitungen, bzw. hohe Abweichungen bei der ET nach aussen, ab.


    Zum Thema Sturz, ist der Nachlauf noch ein interessantes Thema. Wenn der Sturz nur dann richtig negativ wird, wenn man das braucht, nämlich in der Kurve und am kurvenäusseren Rad.


    Fahrwerkstechnik ist nen riesen Thema, kann auch das Buch Fahrdynamik in Perfektion empfehlen. Man braucht dafür aber einige Grundlagen.

  • Hi,


    ja, dem negativen Lenkrollradius jammere ich auch hinterher. Aber man kann nicht alles haben. Riesige Bremsen, große breite Reifen im 1-er Golf, lange Federwege mit Gewindefahrwerk, und Motorsportfedern, wo dann der Reifen nicht mehr "unter die Feder passt".


    Wir grübeln jetzt über längere Querlenker nach, die würden mehr Platz schaffen, die Spur verbreitern, und den LRR wieder Richtung negativ verschieben. Aber längere Querlenker selber bauen ist auch ne heisse Nummer. Nicht zu schweigen von den anderen Antriebswellen, die wir dann wieder brauchen. Die Spurstangen werden auch zu kurz, da macht man ein ganz schönes Fass auf... So schlecht läuft unsere Karre auch wieder nicht, dass es das Theater rechtfertigen würde.


    Jedenfalls richtig, ein weites Feld, die Fahrwerkstechnik...


    Gruss Jo

  • Joachim: Beim 1er Golf ist das nen Riesenakt. Da hatts die 2er Golf Fraktion leichter, da bedient man sich am 3er Golf, da hat man die breite Spur mit passendem neg. LRR, Lenkung und Achsschenkel sowie Antriebswellen.

    Und das fährt sich wirklich schön!!!

  • [QUOTE=Hellrain;306424....

    Und das fährt sich wirklich schön!!![/QUOTE]


    Hi,


    das höre ich gern. Wäre also doch ein Grund, über eine Querlenker-Verlängerung ernsthaft nachzudenken. Letztlich ist das ja auch nur ein Stück Blech... Vom Porsche 928 soll wohl auch was passen (aber teuer).


    Und was Antriebswellen angeht, haben wir da wahrscheinlich eh schon eine Baustelle gebucht, weil wir das Getriebe ändern wollen/müssen. Bleibt das Problemchen mit den Spurstangen. Muss man in der Grabbelkiste wühlen, vielleicht passt ja was vom 2-er oder 3-er?


    Gruss Jo

  • Weiss ich doch.... ;)


    Spurstangen und Antriebswellen passen aber von den Befestigungen her grundsätzlich schon, so dass sich da was längenmäßig passendes finden könnte. Ansonsten ist der Rest komplett anders.


    Gruss Jo

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!