Rotter- Tests am 05.03.2004 in Bitburg
Wie schon im letzten Jahr war ich auch 2004 wieder zu den Tests in Bitburg eingeladen.
Hier meine Eindrücke:
Am Donnerstag, Mittagspause mit einigen Kollegen in meinem Büro:
Kollege: Warum hast Du am Freitag Urlaub, was Besonderes?
Ich: Ja, bin zu Testfahrten bei H.Rotter im Opel in Bitburg eingeladen.
Kollege: DTM, buaahh ist ja geil!
Ich: Nee Rallye!
Kollege: Was ist Rallye?
Ich: Walter Röhrl.....(immer noch die einfachste Art „Rallye“ zu erklären!)
Kollege: Ahhh über Feldwege und so......, mit was für einem Auto?
Ich: In einem Opel Corsa S1600!
Kollege: Na ganz toll, mit so nem Auto fährt meine Frau einkaufen!
Ich: Mit so einem Auto bestimmt nicht. Das ist eine reine Rennmaschine, 225 PS usw....
Kollege: Fährst du dann wenigsten selbst oder nur auf dem Beifahrersitz?
Ich: Nein ich sitze „nur“ neben dran aber das ist schon der Wahnsinn!
Kollege: Aha, na dann viel Spaß...
..... und den hatte ich!!!
Ich konnte noch 2 Personen mitbringen die ebenfalls ein paar Runden im Corsa drehen durften. Ich entschied mich für meinen Bruder (C-Coupe) der schon im letzten Jahr neben dem Corsa stand und gaferte und einen Freund aus dem Saarland der für ein Motorsport-Magazin Berichte schreibt und Bilder macht.
Das Wetter war herrlich, blauer Himmel, Sonnenschein und kühle Temperaturen. Der silber-gelbe Corsa grinste schon aus der Garage. Er ist erwachsen geworden, seine neuen Scheinwerfen geben ihm ein aggressives Gesicht, die neuen Sponsoraufkleber machen ihn noch bulliger als im Vorjahr. Ganz im Gegensatz dazu sein Fahrer, Horst hat einige Kilos abgenommen, sein Rennoverall sitzt nicht besonders gut, es scheint als hätte er den Rennanzug von einer hochschwangeren Rennfahrerin übernommen.
Der Corsapilot begrüßt uns und erklärt uns kurz das Testprogramm. Beim Anlassen des Motors gibt es dann noch eine Überraschung, denn das Herz des S1600 bebt mit einem anderen Geräusch als noch im letzten Jahr. Das kreischen ist einem bärigen brüllen gewichen. Wir müssen uns gedulden und platzieren uns während der ersten Tests entlang der Strecke um Bilder vom fliegenden Opel zu schießen. Wir laufen die Strecke ab und betätigen uns mit fotografieren und Hütchen aufstellen, soweit die zerfetzten rot-weißen Kameraden noch stehen bleiben (wo ein Corsa hintritt wächst erstmal kein Gras mehr).
Zusammen mit seinem Renningeneur lässt es Herr Rotter ordentlich krachen und gibt uns jede Menge Möglichkeiten spektakuläre Bilder zu schießen. Zurück in den „Boxen“ erklärt uns Horst was für Veränderungen am Fahrzeug vorgenommen werden und was sich dadurch am Fahrverhalten verändert. Sehr interessant und seine Jungs legen sich ganz schön ins Zeug.
Am Nachmittag ist es dann soweit. Zuerst steigt unser Freund aus dem Saarland in die Kanonenkugel. Es ist mittlerweile bedeckt und schweinekalt. Nach ein paar Runden taucht ein sichtlich zufriedenes Gesicht unter dem Helm des Beifahrers auf. Tom ist der nächste Copilot und wird auf dem Sitz angeschnallt. Die Mechaniker wechseln noch mal die Spurstange und Tom wird auf dem Corsastuhl gefoltert bis es endlich auf die Strecke geht.
Ein breites Grinsen macht es meinem Bruder nicht gerade einfacher den Helm abzunehmen.
Jetzt bin ich an der Reihe. Ich nehme neben Horst Platz, das Cockpit ist bereits aufgeheizt, die Luft ist benzingeschwängert. Irgendjemand hilft mir beim Anschnallen, ich nehme allerdings nicht mehr viel um mich wahr, ich möchte jetzt nur noch fahren.
Ein gewaltiger Ruck bringt mich zurück in die Realität, der Corsa beginnt zu brüllen. Der Mann neben mir macht seine Arbeit, ich versuche ihn zu beobachten. Er ist voll konzentriert, seine Augen funkeln, keine Sekunde Ablenkung. So heftig hatte ich die Fahrt vom letzten Jahr gar nicht mehr in Erinnerung.
Gleich nach dem Start geht es leicht bergab in eine rechts Kurve auf die eine Links folgt. Dieses Bergabstück ist der helle Wahn!!! Arschbacken zusammen und durch. In jeder Runde frage ich mich ob das gut geht (Horst sagt mir später, dass das seine Lieblingspassagen sind!). Man kann sich einfach nicht vorstellen wie das Fahrzeug auf der Straße klebt. In der folgenden Links wird beschleunigt und hochgeschaltet was das Zeug hält und schon wieder gebremst, es geht über einen Absatz nach rechts weiter bergab. Hier wirken tierische Kräfte auf den Opel und die Körper der Insassen. Es macht Schläge und gibt Erschütterungen als ob der Corsa von einem riesigen Mammut getreten wird. In der folgenden Spitzkehre zieht der Chauffeure die Handbremse und beschleunigt wieder sensationell bergauf in das folgende Kurvengeschlängel. In der nächsten Links habe ich immer das Gefühl also ob der OPEL nicht mehr alle Räder am Boden hat. Horst sitzt irgendwie einen Stock höher als ich, aber meine Sinne spielen sowieso verrückt. Vor der Zielkurve (Garage) wird immer heftig abgebremst. Ich versuche verzweifelt nicht zu nicken, aber in jeder Runde kommt von mir ein freundlicher Gruß der sich in einem heftigen „Nicker“ zeigt. Das Bremsen kommt aber auch immer so überraschend.....
Leider ist die Fahrt viel zu früh zu Ende. Der 1. Fahrer schlägt mir aufs Knie und fragt wie es denn war? Was für eine Frage!? Angeblich hätte ich diverse Schimpfworte und Flüche benutzt die eigentlich gar nicht in meinem Wortschatz vorhanden sind?
Ich möchte mich auf diesem Wege noch mal herzlich für die Einladung bedanken und kann nur jedem der die Möglichkeit hat in so einem Auto mitzufahren raten die Gelegenheit zu nutzen. Ich habe zwar versucht dieses Feeling zu beschreiben doch erleben ist was ganz anderes.
Horst und seinem Team wünsche ich Gesundheit alles Gute für die Saison 2004!
So, und ich muss meinem Kollegen jetzt noch erklären wie die Testfahrt in einem Auto war,
mit dem seine Frau zum Einkaufen fährt.....
Michael