Auszug aus dem Interview der Zeitung "Sport" mit dem ehemaligen Skoda-Chef Kulhanek, der das Projekt Octavia WRC durchgesetzt hat und zur Zeit bei Skoda als Aufsichtsratsvorsitzender tatig ist.
Sport:
Was ist denn mit Skoda Motorsport los, dass sie das ganze Jahr nur hinterher fahren?
Kulhanek:
Es stecken mehrere Dinge dahinter, die fur mich zu einer riesengrossen Enttauschung geworden sind. Das Skoda das kleinste Budget aller Hersteller hat ist fur mich kein Argument. Es stimmt zwar, aber so wenig Geld haben sie auch nicht, dass sie keine Ergebnisse erreichen. Denn der so oft kritisierte Octavia WRC hatte viel mehr Erfolg als der modernere Fabia WRC.
Sport:
Und wie hoch ist das Budget von Skoda Motorsport im Vergleich zu den anderen Herstellern?
Kulhanek:
Die Summe darf ich nicht nennen, aber im Vergleich zu den Spitzenteams haben wir etwa die Halfte. Aber das ist immer noch genugend Geld um nicht standig als letzter zu sein oder das Ziel nicht einmal zu erreichen.
Sport:
Und wieso fahrt dann der Fabia WRC immer nur noch hinterher?
Kulhanek:
Weil die Organisation des Teams, die Entwicklung des Wagens und die Fahrerpolitik nicht in Ordnung sind. Letztes Jahr konnten wir eine kleine Steigerung beobachten, dieses Jahr ist dem aber nicht so. Das ganze fing mit der Auswahl der Piloten an. Der Teamchef Martin Mühlmeier ist ein ausgezeichneter Analytiker und Spezialist auf Rundstreckenrennen, aber es zeigt sich, dass er vom Rallyesport nicht so viel versteht und ihm ein erfahrener Rallyespezialist zur Hilfe fehlt.
Sport:
Und wer ist fur die Fahrerwechsel der letzten Wochen, einschliesslich Hirvonen in Japan, verantwortlich? Mühlmeier oder der Manager Joan Sureda?
Kulhanek:
Die Verantwortung tragt Dr. Mühlmeier.
Sport:
Aber ein Team, das standig seine Fahrer wechselt, wirkt fast wie ein Autoverleih!
Kulhanek:
Das stimmt. Das ist falsch. Ein Fahrer, der einen Unfall baut, kann doch nicht fur die nachste Rallye ausgeschlossen werden (Paasonen in Mexiko). Und wenn er dann doch zuruckkehren darf, wie soll er sich fuhlen, wenn er weiss dass er wieder sofort gefeurt werden kann? Und die Position von Armin Schwarz ist auch ziemlich strittig. Ich mochte ihn, er hatte fur die Marke sehr viel getan. Auf eine gewisse Art verstehe ich ihn, aber fur eine Nummer Eins im Team ist er nicht mehr geeignet. Und auch wenn das nur wegen seiner Interessen fur andere Dinge als Rallyefahren ware.
Sport:
Meinen Sie damit das Kommentieren fur RTL?
Das vorallem. Ist denn so etwas uberhaupt moglich? Denn der Rallyesport bedeutet vollkommene Konzentration. Daraus schliesse ich folgendes: wie kann er sich um die Verbesserung seiner Ergebnisse und der des Teams bemuhen, wenn er so viele eigene Aktivitaten hat. Und damit kommen wir wieder zu Mühlmeier. Wie konnte er so etwas uberhaupt zulassen? Dazu sprechen Schwarz und der Cheftechniker Dietmar Metrich mit dem Rest des Teams nicht so, wie sie sollten. Und auch darin sehe ich ein grundlegendes Problem des Teams.
Sport:
Beispiel?
Sie horen nicht auf die Meinung anderer Fahrer. Das letzte Beispiel war die Deutschlandrallye. Nach dem Testen wurde entschieden, dass der Wagen die Einstellung von Jan Kopecky haben wird. Als wir aber am Ort angekommen sind, hatte der Wagen die Einstellung von Armin Schwarz. Und so etwas passierte nicht das erste Mal.
Sport:
Und wieso passiert immer noch nichts? Am Montag sollte der Vorstand tagen und es wurde angeblich uber die Zukunft des Teams beraten. Wurde da etwas beschlossen?
Kulhanek:
Es wurden weitere Analysen der Entwicklung der WM in Auftrag gegeben......
Sport:
Das ist aber schon recht skuril. Keine Ergebnisse, die Autos kommen kaum im Ziel an, viele Probleme, aber keine Losung des Problems. Der Fabia WRC sollte das Glanzstuck des Herstellers sein, aber im Moment ist er eher eine Schande. Und das ganze kosten noch sehr viel Geld. Stort das niemanden bei Volkswagen?
Kulhanek:
Die zustandigen Menschen im Konzern befassen sich ganz sicher damit. Ich selbst bin recht gespannt, wass die Konzernbosse entscheiden werden. Der Aufsichtsrat des Konzerns wird uber die Zukunft im November verhandeln. Danach werden wir mehr wissen. Aber die Situation ist sehr ernst, das Team hat keine Erfolge vorzuweisen. Wenn ich das sehe, dann tut es mir sehr leid. Das Skoda uberhaupt in der WRC mitmischt hatte ich vor Jahren durchgesetzt, dann immer wieder verteidigt und nun das.
Sport:
Konnen Sie da etwas verandern? Direkt wohl nichts, oder?
Kulhanek:
Der Aufsichtsrat von Skoda hat hier keine Rechte, ich kann da also nichts entscheiden. Aber ich versuche den jetzigen Zustand mit allen moglichen Mitteln, die ich zur Verfugung habe, zu verandern.
Sport:
Was sagen sie zur Spekulation, dass Skoda Motorsport nur zur Entwicklung des A3 WRC dient?
Kulhanek:
Das ist volliger Schwachsinn.
Sport:
Kehren wir zuruck zur Pilotenfrage. Wenn wir McRae, der nachstes Wochenende als Star bei der Walesrallye an den Start gehen wird, ausser Acht lassen, wie ist es denn mit Hirvonen in Japan? Muss das Team auch ihn bezahlen?
Kulhanek:
Selbstverstandlich. Und bei McRae geht das in Ordnung, obwohl er vor Jahren verlauten liess, dass er niemals einen Skoda fahren wird. Aus der Marketingsicht ist dass eine hervorragende Kombination und hoffentlich hilft uns sein Einsatz in der Entwicklung. Aber den Einsatz von Hirvonen verstehe ich nicht. Das ist wieder ein Schritt ohne jeden Konzept. Der Fabia WRC kann meiner Meinung nach bessere Ergebnisse erreichen. Aber wie soll man diese erreichen, wenn sich hinter dem Lenkrad standig die Piloten wechseln? Es fehlen die Kommunikation, die Anknupfung und die kontinuierliche Entwicklung.
Sport:
Wie wurden Sie das Team zusammensetzen?
Kulhanek:
Fur die ganze Saison Alex Bengue und Jan Kopecký. Sie sind junge, schnelle und perspektive Fahrer. In Finnland wurde ich noch Jani Paasonen fahren lassen, aber niemanden anderen. Vielleicht noch Mattias Ekström in Schweden. Aber die Realitat sieht anders aus.
Sport:
Hoffentlich fahrt noch jemand fur Skoda nachstes Jahr. Droht vielleicht die Auflosung von Skoda Motorsport?
Kulhanek:
Das nicht. In den Jahren habe ich alle davon uberzeugt, dass Rallye ein Segment ist, ohne welches man sich den Hersteller nicht vorstellen kann. Die Frage ist, welche Fahrzeuge fahren werden. Die WRCs sind schon am Ruckzug und ich konnte mir den Einsatz der Fabias in der Junioren-WM vorstellen. In der tschechischen Meisterschaft wird schon so ein Wagen eingesetz und er sieht dabei sehr gut aus.
Sport:
Ware es nicht ein Schritt nach hinten?
Kulhanek:
Was ist denn heute ein Schritt zuruck? Was wissen wir daruber, wieviele Hersteller mir WRCs fahren werden? Nach dieser Saison machen Citroën a Peugeot schluss. Und auch wenn die Spitzenklasse der WRCs bleibt, konnte sich Skoda in der niedrigeren Klasse der 1600 durchsetzen. Wie fruher mit dem Felicia.
Sport:
Fur das gleiche Geld, das fur die Spitze der WRCs nicht reicht?
Kulhanek:
Genau. Aber Vorsicht, dass ganze ist nur eine von vielen Ideen und Vorschlagen. An erster Stelle steht immer noch das Programm World Rallye Car und ich glaube, dass es uns gelingt Veranderungen durchzusetzen, mit dennen das Team endlich Erfolg haben wird.