Mit einer Woche Abstand zu den Geschehnissen möchte ich mich als interessierter und langjähriger Rallyefan (Zuschauer) auch noch mit meinem etwas ausführlicheren, durchaus auch kritischen, Fazit zu Wort melden.
Für mich war die Veranstaltung sicher nicht die "Jahrhundertrallye", wie sie gerne dargestellt wird. Dazu gab es im Vorfeld viel zu viele Ankündigungen, welche letztendlich nicht eingehalten wurden. Von den vier im Vorfeld angekündigten, internationalen Ex-Fahrern Nicolas, Darniche, Todt und Aaltonen kam lediglich einer, und das offenbar auch nur zur Samstagsetappe. Warum er dennoch an den Vortagen von Mittwoch bis Freitag immer wieder in den jeweils nachts zuvor veröffentlichten Tagesstarterlisten aufgeführt wurde, wird wohl das Geheimnis des Veranstalters bleiben. Und dass Walter Röhrl mit bis zu 10 Fahrzeugen unterwegs gewesen sein soll, ist mir ebenfalls entgangen. Okay, es heißt ja "bis zu"...
Desweiteren mag man ja die Fahrzeuge bei einer Rallye auch schon einmal gerne etwas flotter bewegt sehen. Während am Samstag offenbar in Plattling und Landshut die Gelegenheit dazu bestand, was leider m.E. im Vorfeld auch nicht ausreichend kundgetan wurde, gab es an den von mir verfolgten Tagen Mittwoch (Zielankunft in Köln), Donnerstag (von Daun bis Speyer) und Freitag (Hockenheim) hierzu leider keine Gelegenheit. Triwo-Gelände in Pferdsfeld und Porsche Experience Center in Hockenheim, wo ich diesbezüglich ein klein wenig Hoffnung hegte, waren für Zuschauer leider beide gesperrt und auch nicht wirklich von außen einsehbar. Warum fuhr man auf der Strecke nicht ein paar für die Öffentlichkeit zugängliche Runden auf dem Nürburg- und/oder Hockenheimring? Auch schade fand ich, dass die Strecke bei Waldleiningen gesperrt war und dies nicht früher kommuniziert wurde.
Zudem kam hier die ursprüngliche Olympia-Rallye für mich viel zu kurz. Informationen zu damals (außer evtl. in dem käuflich erwerbbaren Heft) bekam man vor Ort überhaupt nicht. Da hätte ich bei den Zielankünften etwas mehr erwartet, idealerweise z.B. eine Diskussionsrunde mit Teilnehmern, welche bereits damals zugegen waren oder doch zumindest etwas gezieltere Fragen bei deren Zielankunft. In Köln allerdings wurden die Fahrer von einem Moderator, bei dem man sehen konnte, dass er immer erst im Programmheft nachschauen musste, bevor er die vor ihm stehenden Fahrer oder deren Fahrzeugtyp beim Namen nennen konnte, nahezu ausschließlich nach der zurückliegenden Tagesetappe befragt. Wer es noch nicht gemerkt haben sollte, erfuhr auf diese Weise sicher weit über 100x, dass es an dem Tag sehr heiß war, die Landschaft dafür aber auch sehr schön. Zwischendrin, bei Ehepaaren, kam mitunter dann auch noch der alte Kalauer (sinngemäß), "ob es denn auf der Etappe einen Grund für eine Ehekrise gegeben habe?"
Nicht nur die Rallye von 1972 kam für mich zu kurz, auch andere Fahrer und Teilnehmer: Zentraler Mittelpunkt der Veranstaltung war ausschließlich Walter Röhrl. Diese Fokussierung fand ich nicht gut. So wurde in Köln Jochi Kleint (1979 selbst einmal Rallye-Europameister!) mit der Frage konfrontiert (sinngemäß): "Walter (Röhrl) hat Dich einmal als seinen angenehmsten Beifahrer während seiner Fahrerzeit bezeichnet, wie fühlst Du dich bei diesem Lob?" An Fragen zu 1972 oder der Karriere von Jochi Kleint selbst kann ich mich hingegen nicht erinnern. Auch wundere ich mich, dass der immerhin beste deutsche Teilnehmer der Olympia-Rallye von 1972 (P4) und 2-fache deutsche Rallyemeister (1978/1979) Reinhard Hainbach zwar in einem Servicewagen für die Start-Nr. 36 unterwegs war, aber ansonsten bei den Zielankünften oder Interviews erst gar nicht in Erscheinung trat. Warum eigentlich?
Zuletzt sei angemerkt, dass die Veranstaltung offensichtlich auch nicht ganz reibungslos verlaufen ist. Eine Durchsage beim Ziel in Köln forderte (sinngemäß) alle Servicewagen-Fahrer dringend dazu auf, "die Servicefahrzeuge vom MotorWorld-Privatgelände schnellst möglich zu entfernen und auf die davor vorgesehenen Plätze umzuparken. Ansonsten gäbe es hier ein ganz großes Problem, welches man aufgrund all der anderen bereits aufgetretenen Probleme, dringend vermeiden möchte." Dies klingt für mich nicht nach ausschließlich "Friede, Freue, Eierkuchen", wie es auch hier gerne dargestellt wird. Ich persönlich fände es interessant, wenn dazu jemand konkretere Informationen geben könnte...
Jedenfalls gratuliere ich all denen, die bei der Veranstaltung auf die Samstagsetappe gesetzt und damit offenbar vieles richtig gemacht haben. Ansonsten wünsche ich Allen einen schönen Samstag und ein (weiterhin) geruhsames Rest-Wochenende.