Rallyesport: Das "richtige Fahrzeug" und die "richtige" WP

  • Wenn ich den Bericht hier im Rallyemagazin über die Vogelsberg Rallye richtig gedeutet hab , dann hat die Rallye ( damals Schlitzerland Fahrt)ihre Wurzeln im Bereich Pfordt, deshalb wohl auch die Ortsdurchfahrt.Die Variante von damals als die kurvenreiche Landstraße Richtung Fraurombach gefahren wurde( damals auch im dunkeln) hätte mir auch besser gefallen, wäre aber wohl zu kurz gewesen.

    Wenn man das so liest, fragt man sich: Es gibt so schöne Wege im Vogelsberg, muß es tatsächlich der Weg sein?

  • sehr qualifizierter Kommentar....


    Tja - wie man in den Wald hineinruft...so schallt es zurück! :D


    Du hast recht, wenn Du sagst, die Veranstalter haben es schon schwer genug, Strecken genehmigt zu bekommen. Und damit es für sie nicht noch schwerer wird, gilt es, jedes unnötige Risiko zu vermeiden. Mit der Einstellung "Es bleibt eh Jedem selber überlassen, wie schnell er fährt", wird man auf die Dauer nicht weiterkommen. Klar wird es ganz ohne gefährliche Passagen (die Ecken sind meist weniger gefährlich) niemals gehen. Aber wie gesagt: Wo es sich machen läßt, sollte man die sicherere Variante vorziehen.

  • Der Knackpunkt ist doch der: Welches sind die geeigneten Strecken für eine Rallye? Und welches sind die, die man letztendlich fährt? Ich bin schon der Meinung, dass eine lange Gerade mit Bäumen rechts und links nicht unbedingt eine geeignete WP-Strecke ist. Erstens weil sie fahrerisch nichts bringt und weil die Gefahr mit wachsender Geschwindigkeit exponentiell steigt.


    Aber hier in Deutschland haben wir zwei Probleme. Außerhalb der Mittelgebirgsregionen haben wir nun mal nicht die flüssig zu fahrenden WPs mit Kurve an Kurve, wie sie ein Walter Röhrl immer so geliebt hat. Das heißt in weiten Regionen speziell im Norden bestehen WPs halt zwangsläufig aus Gerade, Abzweig, Gerade usw. Geht halt nicht anders.


    Der zweite Punkt ist: Was wäre denn eigentlich eine ideale WP-Strecke und was bleibt dem Veranstalter am Ende als genehmigungsfähig übrig? Die guten Strecken bekommt er nicht genehmigt und beim übrig gebliebenen Rest sind wir wieder bei den langen Geraden und dem hohen Gefahrenpotential.


    Das schlimme allerdings ist, dass die Rallyefahrer in Deutschland sich inzwischen an diesen nicht sehr anspruchsvollen WP-Typ gewöhnt haben. Es hat den Anschein, dass selektive Veranstaltung wie z.B. bei den 200ern die Nibelungenring-Rallye, die mit der ehemaligen Bergrennstrecke Zotzenbach eine der kurvenreichsten WPs Deutschlands aufweist, von manchen Fahrern gemieden wird, weil sie offensichtlich zu anspruchsvoll ist. Eine bedenkliche Entwicklung.


    In einem Punkt stimme ich mit den manchmal etwas provokativ formulierten Postings vom Forumskollegen Sepp Loob überein. Wer richtig Rallye fahren will, der muss dies in Frankreich tun. Auch dort stehen Bäume am Streckenrand. Aber aufgrund der Vielzahl von Kurven kommt man in der Regel gar nicht auf so hohe Geschwindigkeiten, dass ein Abflug Folgen für Leib und Leben haben könnte. Die Geraden sind dort einfach viel zu kurz.


    Das ist einer der Gründe, warum die Franzosen halt immer wieder Spitzenfahrer hervorbringen und die Deutschen seit dem Ausnahmetalent Walter Röhrl eben nicht mehr.


  • Also ich LIIEEBE Zotzenbach, Heldenstein (SÜW), Kalmit und Konsorten. Immer wenns geht, fahr ich da auch :) (ich plane sogar die Urlaubsfahrten immer so, dass jede Menge Pässe auf der Strecke liegen ;) Autobahn? nur wenn es sich nicht vermeiden lässt)


  • Das ist einer der Gründe, warum die Franzosen halt immer wieder Spitzenfahrer hervorbringen und die Deutschen seit dem Ausnahmetalent Walter Röhrl eben nicht mehr.


    Kurven gibt es i.d.R. nur da, wo Berge sind. Aber auch Frankreich hat nicht nur Berge. Da gibt es noch genügend andere Gegenden, die auch Spitzenfahrer wie Delecour hervorgebracht haben und mit ähnlichen Problemen wie hier zu kämpfen haben.


    Kurven allein sind keine Garantie für "Spitzenfahrer", sonst müßten mehr Italiener, Spanier und Portugiesen in der Weltklasse sein. Dort gibt es genug Kurven und Rallyekultur.



    Das schöne an Rallye ist, daß man sie überall fahren kann. Mich hat Ypern überrascht - da gibt es Kurven, wo man sie gar nicht vermutet:D

    Man bekommt den Jungen aus dem Dorf, aber nicht das Dorf aus dem Jungen...

  • Hallo


    Sorry ich wusste nicht ganz wo ich mit der Frage hin soll. Also meine Freunde und ich sind momentan ein Wagen am vorbereiten. Und wir suchen ein kleine Rallye oder ein Rallye Sprint in West Deutschland wo wir das erste Mal richtig testen können. ( Auto testen, Fahrkönnen testen, Beifahrer muss erfahrung sammeln) Bevorzugt alles was in der Nähe zu Belgien wäre. Zeitraum müsste Juli und August sein. Vll hat jemand ein link zur ner Seite wo ich Termine finde. Hab nämlich so auf Anhieb keine Seite gefunden.
    Schonmal Danke


    Gruss Marco

  • Hallo


    Und wir suchen ein kleine Rallye oder ein Rallye Sprint in West Deutschland wo wir das erste Mal richtig testen können. ( Auto testen, Fahrkönnen testen, Beifahrer muss erfahrung sammeln) Bevorzugt alles was in der Nähe zu Belgien wäre. Zeitraum müsste Juli und August sein.
    Schonmal Danke


    Gruss Marco


    Oberehe und Alzey fallen mir da spontan ein. Ansonsten ist es in D immer schwierig während der Urlaubszeit. Sehen wir Euch dieses Jahr dann beim Criterium in St. Vith?

    Man bekommt den Jungen aus dem Dorf, aber nicht das Dorf aus dem Jungen...

  • Hallo Jo,
    mit der Zeit ist mir das einfach egal geworden, ob mir die Strecke "taugt" oder nicht. Es ist wie es ist an diesem Tage. Zitat: was soll man sonst an so einem Tag machen.
    Aber was mir bei längeren Veranstalltungen in den Kopf kam wie bei der letzten Fränkischen Schweiz: mit jedem WP Kilometer steigt die Chance auf den technischen KO. Gerade bei viel Schotteranteil schon relevant, was da alles "abfällt". Beim NAVC hat man da in den Pausen gute Chancen, wenigstens den Zustand zu checken (Tragegelenke...). Gut, wir sind da zu faul dafür, aber man kann das legal machen. Beim DMSB ist man im Parc Ferme da eigentlich chancenlos. Die Ko Quote in der Fränkischen war nicht ohne.
    Man fährt bis es soweit ist. Darum sehe ich die Rallye 70 gerade für Autos die technisch am Limmit sind und auch so gefahren werden als kritisch. Oder gar ein Rotkäpchencup.
    Es zerlegt ja nicht jeder sein Auto nach der Rallye, um alles zu checken. Eher ist das ein Start vom Anhänger und nach dem Ziel auf den Anhänger.
    Wir haben ja schon öfter so seltsam eingeknickte Vorderräder gesehen. Der tödliche Unfall in der Hombachtal gibt mir heute noch zu denken, auch wenn der Staatsanwalt sagt, das an der Technik nix war. Es war viel Schotter und der war heftig .....
    Gruss Chris


  • Aber Schotter ist nicht gleich Schotter. Ich finde die WPs bei der Fränkischen Schweiz keinesfalls materialmordend. Ein flüssige Strecke auf leichtem Schotter macht dem Auto weniger, als Sprünge über eine Kuppe oder heftige Schlaglochpisten.
    Ich persönlich halte Sprungkuppen bei nationalen Rallyes für sehr gefährlich, da dafür die Autos definitiv nicht gebaut sind. Man sieht manchmal Bilder, bei denen ein Auto ca. 1m in der Luft ist. Mal ehrlich, wer würde sein Auto auf einer Hebebühne einen Meter hochheben und dann schlagartig runterfallen lassen? Aber wenn es über eine Kuppe geht, halten manche drauf, als würde es um die WM gehen.
    Aber auch dazu meine klare Meinung: Es soll keine Strecke geändert werden wegen einer Kuppe. Jeder Fahrer soll selber entscheiden, wie schnell er über eine Kuppe fliegen möchte und was er seinem Auto zumuten möchte. Ich persönlich fahre lieber langsamer drüber, verliere dadurch etwas Zeit, als dass mir das Domlager rausschlägt.

  • Na, da hat der Chris ja mal einen schönen alten Eintrag hervorgebuddelt ;)


    Zu Hombachtal, das erste was ich dachte war auch, bestimmt hat die Karre sich auf dem Schotter vorher was gefangen...


    Aber das ist natürlich alles Spekulation. Und ich denke, nach dem Unfall ist es auch oft nicht mehr zu beurteilen, ob z.B. der Querlenker nicht vorher schon einen Treffer hatte. Macht ja auch hinsichtlich der Schuldfrage wenig Unterschied, und von daher für den Staatsanwalt womöglich auch nicht SO interessant.


    Ob die Strecke "mir taugt", ehrlich gesagt hab ich in der WP keine Zeit darauf zu achten. Aber hinterher denke ich dann schon, das war mal geil, oder aber auch, naja, das hätte ich jetzt nicht gebraucht. Dieser Eindruck hängt aber auch nur zum Teil von der Strecke ab, sondern auch davon, wie ich selbst drauf war, oder wie es so allgemein lief.


    Einige WPs sind auf jeden Fall unvergesslich, und ein paar Momente werde ich mit ins Grab nehmen. Schon dafür hat sich der ganze Scheiß doch gelohnt...
    [MENTION=3026]Bimmer[/MENTION], ja, die Stadtwald bis zur Kiesgrube ist traumhaft sanft. Aber trotzdem nicht ungefährlich, weil sehr schnell. Ganz ähnlich war die Walhalla, nur das es eben endlos so ging... Schade, dass es die nicht mehr gibt.


  • ...
    Aber was mir bei längeren Veranstalltungen in den Kopf kam wie bei der letzten Fränkischen Schweiz: mit jedem WP Kilometer steigt die Chance auf den technischen KO. Gerade bei viel Schotteranteil schon relevant, was da alles "abfällt". Beim NAVC hat man da in den Pausen gute Chancen, wenigstens den Zustand zu checken (Tragegelenke...). Gut, wir sind da zu faul dafür, aber man kann das legal machen. Beim DMSB ist man im Parc Ferme da eigentlich chancenlos. Die Ko Quote in der Fränkischen war nicht ohne.
    Man fährt bis es soweit ist. Darum sehe ich die Rallye 70 gerade für Autos die technisch am Limmit sind und auch so gefahren werden als kritisch. Oder gar ein Rotkäpchencup....
    Gruss Chris


    Die Fränkische Schweiz ist doch eine sehr schöne und nicht wirklich Materialfordernde Rallye.
    Die KO Quote war hoch durch Unfälle, die der anspruchsvollen (nicht gefährlichen!) Strecke geschuldet waren. Zudem gibt es nach 35 km die Chance, den Wagen ausführlich zu prüfen... Zusätzlich zu den Gelegenheiten beim Warten vor der ZK. Abgefallene Teile ohne Feindkontakt würden mir zu denken geben.


    Bin ehrlich gesagt dass Du gerade diese Rallye als Beispiel nimmst, zählt sie doch zumindest für mich zu den besten im Kalender.


    Mit dem NAVC Vergleich wäre ich vorsichtig, wenn man sich die diesjährige Rallye Zorn in Erinnerung ruft. Auf dem langen Rundkurs dort hätte ich den Start verweigert, wenn es nicht eh abgesagt worden wäre. Das sind Strecken, bei denen man das Auto kaputtfahren muss um schnell zu sein.


    Gruß,
    Frank

  • Hallo Frank,
    richtig brutal ist die Fränkische nicht. Richtig was machen könntest du in der Reifenwechselzone nicht. Keine Zeit und auch vermutlich nicht legal.
    In der Ausschreibung stand jedenfalls nur "Reifen wechseln". Von Servicezone war nicht die Rede. Aber wichtige Teile anschauen das geht, klar.
    Beim NAVC hast du viel Zeit. Da könntest du sogar das Getriebe wechseln, wenn du irre bist. Beim Rotkäpchencup hatten wir null Zeit.
    Da war zum Start der 2ten Runde ne halbe Stunde. Und das waren glaub ich 11 Prüfungen. Das hält nich ohne weiteres jede Karre ohne Service durch.
    Wir hätten schon einige Ausfälle oder dramatische Aktionen vermeiden können, wenn man das Auto VORHER gründlich checkt. Aber dazu fehlt halt oft die Zeit. Dafür kann der Vernastallter nix, das ist klar. Bei der Hombachtal war der Runkurs brutal und auch lang. Wir haben an diversen Stellen halb lang gemacht (->Weicheier), um nix zu zerstören. Das macht ein "siegorientiertes" Team sicher nicht. Es war jedenfalls mit dem Unfall eine Tragödie die kein Veranstalter brauchen kann.
    Gruss Chris

  • Hallo,


    da wir im nächsten Jahr ja auch in den Rallyesport einsteigen wollen, in dem Kontext mal eine Frage:


    Ist es nicht üblich, dass man sich informiert, wie die Fahrbahnbeschaffenheit bei so einer Veranstaltung ist und ob das Auto das verkraftet? Da wir momentan noch ein relatives 0815-Fahrwerk drin haben, war das für mich absolut logisch, dass wir erstmal nur Asphalt-Rallyes fahren oder eben maximal überschaubare Schotterstücke, die man halt notfalls langsam fährt. Da bei Youtube ja mittlerweile von allen Rallyes Onboard-Videos zu finden sind, sind dabei Rallyes wie Zorn oder Hombachtal schon längst von meiner Liste gestrichen wurden.


    Ich habe in meiner Naivität angenommen, dass "richtige" Schotter-Rallyes nur von Fahrzeugen bestritten wurden, die alle möglichen Verstärkungen und vollwertige Wettbewerbsfahrwerke fahren.


    MfG Alex

  • Moin Alex


    Bin die Mossandl-Rallye gestern auch mit einem 0815-Fahrwerk mitgefahren. Man muss halt sehen wie man mitfahren will.
    Will man auf "Sieg" fahren, braucht man schon geeignetes Material bzw die Bereitschaft, Material zum Erreichen des Sieges zu beschädigen.
    Wenn man einfach "nur so" zum Spass mitfährt, dann kann man ja wenn es richtig holprig wird, langsamer machen. So schnell gehen auch "normale" Autos nicht kaputt..
    Man fährt am Anfang eh auf Schotter erst mal recht langsam, weil man das nicht so ordentlich einschätzen kann.


    Gruß
    Lucas

  • Hi Alex,


    du bist mit einem Serienfahrwerk auf Schotter vielleicht sogar besser dran, als mit einem noch so wahnwitzig tollem Asphalt-Fahrwerk...


    Das ist alles nicht so einfach. Die Zorn etwa ist für mich eine Misch-Veranstaltung. Auch wenn die Ausschreibung viel Asphalt vermuten lässt, der Asphalt dort ist meist auch eher Schotter.... Mit anderen Worten, egal was du hast, es ist verkehrt. Zumindest meistens.


    Aber auch das macht eben Rallye aus. Und es gehört definitiv dazu, einzuschätzen, was man dem Auto in seiner aktuellen Konstellation zumuten kann.


    Und ja, wenn man nach vorn fahren will, muss man das Auto verdammt hart rannehmen...


    Aber Autos halten auch ne Menge mehr aus, als man Anfangs glauben mag. Unser Golf 1 hat schon ne Menge "richtigen" Schotter gefahren, und die Karosserie ist noch die Erste.


    Gruss Jo


    PS, aber es stimmt schon, ganz ohen ein paar Verbesserungen wie U-Schutz, Streben, bessere Domlager, Verstärkungen dort etc. solltest du wirklich erstmal auf der Straße bleiben.

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