WP-Anfahrt interessanter als WP selbst?

  • Im Rallye-Mag hat Michael Stoschek eine interessante Aussage gemacht: In Deutschland sei die Anfahrt zu den WPs häufig interessanter als die WP selbst, die häufig aus Wirtschaftswegen mit 90° Abzweigen besteht.


    Nun ist nicht jede Gegend topographisch so verwöhnt mit Alpenausläufern wie Italien und Frankreich, aber wie seht Ihr das Thema? Hat ein aktiver Teilnehmer schon ähnliche Gedanken gehabt?


    Ich persönlich finde das interessante an Rallyes, daß man sie überall fahren kann, im "Flachland" genauso wie im Gebirge.

    Man bekommt den Jungen aus dem Dorf, aber nicht das Dorf aus dem Jungen...

  • Als Zuschauer fand ich immer am besten zu dem besten Zuschauerpunkt zukommen. Damit meine ich den Punkt der als Geheimtipp galt. Den man nur querfeld ein erreichen konnte:-)

  • Die Aussage von Michael Stoseck kommt natürlich auf die sichtweise an. Aus Fahrersicht (aktiv) mit Sicherheit JA, ich denke schon, das manche Verbindungsetappe reizvoller ist als die eigentliche Wertungsprüfung, vor allem wenn man sie mit z.B. einem 911 älterer Generation abfährt. Aus Zuschauersicht kann ich das nur bedingt teilen, je nach dem bei welcher Veranstaltung man dann im Stau steckt. Grundsätzlich muss ich sagen: das z.B.die Deutschland Rallye für Zuschauer eine (fast) perfekte Veranstaltung ist. Es gibt vernüftiges Kartenmaterial, die Beschilderung mit den bunten Pfeilen zu den Stellplätzen ist erstklassig und die WP´s an der Mosel sind toll. Das muss ein anderer Veranstalter erstmal nachmachen. Ich besuche seit ungefähr dreißig Jahren Rallyes unter anderem in Belgien, Deutschland, Frankreich und auch in Spanien im Urlaub. Jede Rallye und jede Veranstaltung hat ihren ganz individuellen Reiz, der nätürlich erstmal mit der Region zusammenhängt in der gefahren wird. Natürlich sind da die Berge wie z.B. in den Seealpen zur Monte oder die Vogesen bei der Frankreich schon optisch super, aber auch Rallyes im verregneten Belgien oder bei Gluthitze in Spanien fand ich toll. Eine schöne Veranstaltung ist für mich immer das Gesamtpaket: Die Gegend, dann die Leute vor allen der Kontakt mit den Einheimischen (auch Sprache, Dialekt oder Temprament) und auch die Gastronomie. Die Sucherei nach den WP´s kann ebenfalls lustig und reizvoll sein, so lernt man auch die Gegend kennen. Ich finde auch nicht alles toll was so in Deutschland rallyemässig abläuft, aber die wenigen Veranstaltungen die es noch gibt, da sollte man als Fan froh sein. Jeder Veranstalter gibt sich grosse Mühe, schon im Vorfeld und das hat Michael Stoseck ja auch gesagt. Ich kaufe z.B. immer wenn ich irgendwo bin, beim Bäcker irgendwas oder gehe in ein Restaurant oder Gaststätte, oder an den WP´s zum Futterstand, weil dort die Leute sich auch bemühen und auch ein wenig Nutzen von ihrer Mühe haben sollen. Auch so kommt man in Kontakt zu den Einheimischen und deshalb ist für mich ein Rallyebesuch (egal wo) immer mehr als nur die Autos auf der WP.
    Allen hier im Forum ein frohes Weihnachtsfest - Jörg

  • Meist ist es leider aus Absperrgründen und Genehmigungsgründen nicht so einfach schöne WP´s in Deutschland zu finden,da man sofort an einer Bunderstraße ,größeren Ortschaften oder einem anderen Landkreis anstöst.
    Streckenmässig betrachtet ,sind die Voralpenrallye und die Wikingerrallye schon die schöneren Veranstaltungen die ich die letzten Jahre so gesehen habe.(Sicher kenne ich nicht alle).


    Auch ist das wohlwollen der Bevölkerung in Deutschland nicht einfach zu bekommen ,da Hierzulande eine Rallye als Einnahmequelle meist nicht benötigt wird.Anders sieht es z.B. in Österreich aus wo Rallye in Ski-,Touristen- und Wandergebieten ausserhalb der Saison gerne gesehen wird.


    Richtig Rallyefahren lernen kann man meiner Meinung nach nur bei sehr anspruchsvollen Rallyes wo man auch wirklich nach Schrieb fahren muß.Bei Deutschen Rallyes sieht man die meiste Zeit was kommt oder man kann es sich größtenteils merken (gerade bei 200ern).Richtig nach Schrieb fahren denke ich können die wenigsten in Deutschland.(merkt man bei manchen Stellen beim Zuschauen)


    Persönlich liebe ich Prüfungen wo man fahrerisch was machen kann ,nicht nur mit Viel Leistung oder nem Nagel im Kopf .

  • Für uns als Zuschauer beim EM-Lauf RallyeD, war das immer die Zufahrtstrasse K26 bei Willwerscheid zu der Spitzkehre (K27),der Vulkaneifel WP,bei 0:46min-0:52min und 02:07-02:13:


    https://www.youtube.com/watch?…ture=youtube_gdata_player


    Da hatten wir immer gesagt, das wäre eine noch bessere WP, wenn sie die so fahren würden.


    Was dann 2002, sehr zu freude, auch wirklich passierte! Die Orga von der Eifel-Rallye nahm diese Variante, K31-K30-K27-K26, ab dort in ihrer DRM-Zeit auf.
    Ich war dann von 2002-2010 immer in dieser 180links auf der K26: ( 1:09min-1:37min, bei 3:24 und 3:45-3:55 )


    https://www.youtube.com/watch?…ture=youtube_gdata_player


    Und bis heute ist es leider so, bei der D-Rallye (WM) war die 'Vulkaneifel' nie Bestandteil der Veranstaltung.
    Genauso wenig bei der jetzigen Eifel-Historic.


    Bist du aber in Frankreich unterwegs, dann ist jede Zufahrt zur WP schon eine Prüfung an sich. :) ;)


    gruss und allen F.W.
    martin

    German Rally Fan

  • Im Rallye-Mag hat Michael Stoschek eine interessante Aussage gemacht: In Deutschland sei die Anfahrt zu den WPs häufig interessanter als die WP selbst, die häufig aus Wirtschaftswegen mit 90° Abzweigen besteht.


    Ich kenne Herrn Stoschek nicht und hab auch den Artikel nicht gelesen, kenne also den Kontext nicht.
    Für sich allein genommen, klingt diese Aussage arrogant. Es dürfte klar sein, daß kein Veranstalter "langweilige Wirtschaftswegpassagen" auswählt, wenn er interessantere Strecken genehmigt bekäme. Vor dem Hintergrund wirkt diese Aussage nicht sonderlich geistreich. Aber ich möchte niemandem zu Nahe treten, wie geschrieben, ich kenne den Zusammenhang nicht, in dem die Aussage fiel.

    Einmal editiert, zuletzt von Funk ()

  • Ich kenne Herrn Stoschek nicht und hab auch den Artikel nicht gelesen, kenne also den Kontext nicht.
    Für sich allein genommen, klingt diese Aussage arrogant. Es dürfte klar sein, daß kein Veranstalter "langweilige Wirtschaftswegpassagen" auswählt, wenn er interessantere Strecken genehmigt bekäme. Vor dem Hintergrund wirkt diese Aussage nicht sonderlich geistreich. Aber ich möchte niemandem zu Nahe treten, wie geschrieben, ich kenne den Zusammenhang nicht, in dem die Aussage fiel.


    Dann solltest Du mal lieber das ganze Interview lesen. Michael Stoschek äußert sich nämlich auch zu den Schwierigkeiten deutscher Veranstalter.


    Übrigens finde ich stark, dass es einen Rallye-New-Stratos geben wird!

  • Ich kenne Herrn Stoschek nicht und hab auch den Artikel nicht gelesen, kenne also den Kontext nicht.
    Für sich allein genommen, klingt diese Aussage arrogant. Es dürfte klar sein, daß kein Veranstalter "langweilige Wirtschaftswegpassagen" auswählt, wenn er interessantere Strecken genehmigt bekäme. Vor dem Hintergrund wirkt diese Aussage nicht sonderlich geistreich. Aber ich möchte niemandem zu Nahe treten, wie geschrieben, ich kenne den Zusammenhang nicht, in dem die Aussage fiel.


    Es ist immer etwas schwierig, wenn nur bruchstückhaft zitiert wird. Wie rechts5+ schon schrieb, kommt das komplette Zitat weit weniger arrogant daher:


    "Hierzulande sind oftmals Verbindungsetappen interessanter als die Wertungsprüfungen, aber es liegt halt an den Genehmigungen und ich beneide keinen Veranstalter, der sich mit unseren Kommunen einigen muss."

  • Für sich allein genommen, klingt diese Aussage arrogant. Es dürfte klar sein, daß kein Veranstalter "langweilige Wirtschaftswegpassagen" auswählt, wenn er interessantere Strecken genehmigt bekäme. Vor dem Hintergrund wirkt diese Aussage nicht sonderlich geistreich.


    Unabhängig, wie der Zusammenhang ist, in dem diese Aussage gefallen ist, sie trifft den Nagel auf den Kopf. Und nur weil eine absolut richtige Aussage für manche unbequem ist, ist sie noch lange nicht arrogant.


    Wer Rallyes in anderen Ländern kennt, der kann umso mehr beurteilen, wie trostlos ein Großteil der deutschen Veranstaltungen in Bezug auf die Streckenführung ist.


    Das hat zwei Gründe:
    1. wie schon angesprochen. Nicht jede kurvenreiche Strecke ist auch genehmigungsfähig. Da müssen viele Mosaiksteine passen, bevor man eine WP genehmigt kommt. Und die ist dann oft sehr weit weg vom Optimalen.


    2. Die Topographie Deutschlands. Im Norden von Deutschland wird es halt sehr dünn, was Mittelgebirge betrifft. Der Harz fällt weitestgehend wegen Punkt 1 aus. Und dann bleibt eigentlich nur die von der Eiszeit geformte Region Schleswig-Holsteins, in der die Wikinger und die Ostsee-Rallye ausgetragen werden.


    Was mich stört, ist, dass man, um dem Proporz der ADAC-Gaue zu genügen, dann trotzdem solche Veranstaltungen wie 'Stemweder Berg' in die Erste Bundesliga aufnimmt, die von der Streckenführung in keiner Weise DM-würdig ist.


    Selbst den Fahrern aus Ostwestfalen wäre mehr gedient, sie lieber einen längeren Anfahrtsweg in Kauf nehmen zu lassen und beispielsweise eine Rallye Niederbayern als DM-Lauf in Angriff zu nehmen.


    Aber warum dies nicht möglich ist, das wiederum ist Sport-Politik, die anderweitig diskutiert werden sollte.


    Aber um nochmal auf den Punkt zu kommen. Wer einmal in Frankreich gefahren ist, der hat bei unseren Veranstaltungen auf den meisten WPs nicht mehr den Eindruck, das das etwas mit Rallyesport zu tun hat.

  • Ich bin zwar selbst noch nie als Fahrer oder Co-Pilot aktiv gewesen, aber als Fotograf merke ich schon beim Abfahren der Strecken oder Betrachten der Karten, dass einige WPs - ehrlich gesagt - wirklich lächerlich sind. Es geht die ganze Zeit gerade aus, vielleicht gibt es ein paar Kurven, aber selektive Strecken mit vielen Kuppen gibt es nicht. Wikinger Rallye oder Ostsee Rallye sind ja schon relativ anspruchsvoll, aber Rallye Atlantis, Rallye Stade oder andere Rallyes im Norden sind nicht im entferntesten mit WM- oder EM-Läufen zu vergleichen, obwohl ich ab und zu schon einige Strecken in der Region entdecke, die meiner Meinung nach schon gut für Rallyes geeignet sind, sodass der Beifahrer um sein Leben lesen muss. Auch ein Stadtkurs durch enge Gassen wäre auch aus Zuschauersicht echt cool. Nur leider kann man das nicht genehmigen lassen, weil Wanderungen oder Spielmannszüge wichtiger sind oder die Bauern stellen sich quer stellen, da sie einen halben Tag lang nicht die Feldwege beschmutzen können.
    Da spielen noch andere Faktoren eine Rolle, aber so ist es tatsächlich schwierig, dass ein deutscher Fahrer in der WM vorne mitfahren kann. Hier lernt man nämlich tatsächlich nichts. Ich möchte es jetzt nicht unbedingt vergleichen, aber ich selbst bin schon ein besserer Autofahrer geworden, nachdem ich zwei Wochen lang auf der linken Seite über Straßen gefahren bin, die in Deutschland nocht nicht einmal als Feldweg durchgehen würden. Deshalb: Talente müssen im Ausland Erfahrung sammeln!


  • Manchmal freut man sich, daß es doch gelingt, eine Landstraße genehmigt zu bekommen, z.B. Gehard-Mitter-Rallye, Südliche Weinstraße, Nibelungen-Rallye, Bad-Emstal usw.


    Fällt der Harz wegen Genehmigungsgründen oder wegen fehlender Veranstalter aus? Bei der Rallye Stemweder Berg könnte man doch die Strecke vom Bergrennen Osnabrück integrieren, jetzt, wo man DM ist.


    Jean-Pierre Nicolas hat 1972 zu den Asphaltprüfungen der Olympiarallye gesagt - zu kurz und zu schnell. Damals wurden fast nur Landstraßen gefahren, die Flurbereinigung war im vollen Gange. Flurbereinigungswege können aber die Prüfungen länger und langsamer machen. Länger, weil man kurvenreiche Straßen koppeln kann, und langsamer wegen der 90° Abzweige. In der Summe kann daraus eine spannende WM Rallye entstehen, siehe Deutschland-Rallye. Der Aufwand für so eine Prügung ist aber exorbitant.


    Aus Zuschauersicht haben die schönen langen Bergstraßen ein Problem: Die WP ist schwer zu erreichen und ein Wechsel nur selten möglich.

    Man bekommt den Jungen aus dem Dorf, aber nicht das Dorf aus dem Jungen...

  • Es ist immer etwas schwierig, wenn nur bruchstückhaft zitiert wird. Wie rechts5+ schon schrieb, kommt das komplette Zitat weit weniger arrogant daher:


    "Hierzulande sind oftmals Verbindungsetappen interessanter als die Wertungsprüfungen, aber es liegt halt an den Genehmigungen und ich beneide keinen Veranstalter, der sich mit unseren Kommunen einigen muss."


    Und schon wirkt es ganz anders.
    vevesse: bitte das nächste mal Zitate nicht soweit verkürzen, daß sie falsch verstanden werden können

  • Ich habe so etwas mal 2010 bei der rallye Sardinien erlebt. Wir waren als Zuschauer unterwegs und fuhren einige Tage vorher die wps ab.
    Die Zufahrten zu den jeweiligen startpunkten waren manchmal wirklich sehr abenteuerlich und sicher nicht für unseren Mietwagen gemacht :cool:
    Eine Anfahrt war schier unendlich lang, navi suchte händeringend um GPS empfang, das war abeteurlich!
    Die wps selbst waren auch nicht direkt Mietwagen tauglich, ging aber meist besser zu fahren.


    Gruß glocke

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!